„Braker Appell“vereint aachbarn
Niedersachsen und Hamburg in großer Sorge wegen neuer Naturschutzgebiete an Flüssen
Bürgermeister Olaf Scholz stattet der Hafenstadt einen Besuch ab. An seiner Seite kämpft auch Minister Olaf Lies.
BRAKE/OLDENBURGER LAND – Lange und nachdenklich blicken Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) und Hamburgs Regierungschef Olaf Scholz (SPD) auf die Weser zu ihren Füßen. Lies erläutert dem Gast aus der Hansestadt, wo künftige Naturschutzgebiete an der Weser liegen könnten, sollten die strengen Auflagen tatsächlich kommen. Der Blick geht weit über den Strom vom Silodach der Firma J. Müller. Der Boden zittert leicht, wenn das Getreide unten am Kai über Laufbänder rauscht. Doch Lies und Scholz sind an diesem Donnerstag nicht als Touristen nach Brake gekommen, obwohl sich das Wetter mit passendem Sonnenschein gerade ins Zeug legt. Die beiden Regierungsmitglieder treibt die Sorge um wegen drohender Naturschutzgebiete an Elbe, Weser und Ems. Mit einem „Braker Appell“schlagen Lies und Scholz Alarm. Weite Landschaft: Vom Dach eines Silos im Braker Hafen verschaffen sich Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (vorne) und Minister Olaf Lies (rechts) einen Überblick.BILD:
Die beiden SPD-Spitzenpolitiker sind sich einig. „Landschaftsschutz mit der Freiheit zum Atmen für die Wirtschaft ist der einzig vernünftige Weg“, sagt Niedersachsens Hafen- und Wirtschaftsminister. Werde Naturschutz überzogen, „dann droht der Wirtschaft eine
Bremse“, fürchtet Lies. Für Natur wie Wirtschaft gelte der gleiche Grundsatz: „Wir müssen schützen, was schützenswert ist“.
Scholz stimmt voll und ganz zu. „Ich freue mich, dass Hamburg, Bremen und Niedersachsen bei diesen Fragen an einem Strang ziehen“, sagt
der Hanseat. „Ohne Flüsse gibt es keine Wirtschaft“, mahnt der Hamburger, der Naturschützer mit dem Recht auf Verbandsklagen zur Mäßigung aufruft. „Ich habe große Sorge, wenn ich künftig an einemFlusseineFabrikbauen will. Das wird nicht gehen. Aber genau über diesen Punkt müssen wir reden“, fordert Scholz. „Verbandsklagen werden wir nicht abschaffen können. Aber klug wäre es, eine vernünftige Balance zwischen Natur und Wirtschaft zu finden“, fügt Hamburgs Bürgermeister hinzu.
„Wir müssen die Wettbewerbsfähigkeit unsere Häfen erhalten – und die Natur“, ergänzt Lies, der ein breites Bündnis unter den norddeutschen Häfen beschwört: „Wir lassen uns nicht auseinanderdividieren“.
Brakes Bürgermeister Michael Kurz (SPD) ist froh über den prominenten Besuch in seinem Hafen. „Wir haben erfolgreich einen Stein ins Wasser geworfen. Jetzt findet das Thema in die Öffentlichkeit“, sagt Kurz. Neue Naturschutzgebiete würden „erhebliche Nachteile für die Häfen an der Weser und das Hinterland bedeuten“, fürchtet der Bürgermeister. Die SPD-Landtagsabgeordnete Karin Logemann schlägt in die gleiche Kerbe. „Die Weser ist die Lebensader der Wesermarsch. Es muss uns gelingen, Ökonomie und Ökologie übereinander zu bringen“, beschwört Logemann eine gemeinsame Kraftanstrengung.
Mit dem „Braker Appell“ist ein erster Schritt zweifellos gelungen.