Nordwest-Zeitung

Joint-Blättchen an Schüler verteilt

Grüne Jugend 4ollte „aufklären“

- VON MARC GESCHONKE

OLDENBURG – Es sollte doch bitte nur als Aufklärung verstanden werden – die aber ging offenbar im Rauche auf: Vor dem Neuen Gymnasium (NGO) und der Oberschule Alexanders­traße hatte die „Grüne Jugend“am Dienstag einen Infostand zur Bundestags­wahl aufgebaut und unter anderem die Legalisier­ung von geregeltem Cannabisko­nsum thematisie­rt. Um dies zu unterstrei­chen, wurden so genannte „Longpapers“– also lange Zigaretten­blättchen, vorwiegend für die Herstellun­g von Joints – verteilt.

„Die Aktion stieß bei den Schüler*innen auf großes Interesse und Begeisteru­ng :)“, heißt es dazu auf Facebook. Was allerdings nur die halbe Wahrheit ist, denn Eltern und Lehrkräfte sahen das offenbar anders. Auch innerhalb der Partei wird dieser MarketingS­chritt höchst kritisch gesehen. „Informatio­n und Auseinande­rsetzung – okay. Aber man darf doch keine Anreize liefern, um so etwas auszuprobi­eren“, sagt dazu beispielsw­eise MdL Susanne Menge, „das war eine pubertär provokante Störaktion, die man aus Eltern- und Erwachsene­nsicht nicht akzeptiere­n kann“.

Die Grüne Jugend Oldenburg scheint sich der Problemati­k – jetzt – anscheinen­d bewusst. Tim Harms, selbst Zollbeamte­r, sagt auf Nachfrage dazu: „Ich kann die Sorgen nachvollzi­ehen – wir wollten keinesfall­s zum Drogenkons­um verführen und haben uns nach der Ansprache einer Lehrerin selbst am Stand kritisch hinterfrag­t, ob es richtig war, diese Aktion vor einer Schule zu machen.“

Die Genehmigun­g für den Platz in der Verkehrsfl­äche kam von der Stadt, Stand-Idee und Programm vom Landesverb­and der Grünen Jugend. Frisbees und reichlich Infomateri­al – darunter auch eine Postkarte, auf deren Rückseite zehn Punkte für die Legalisier­ung von Cannabis aufgeführt sind – wurden verteilt. Die Joint-Blättchen aber dienten offenbar nur der Provokatio­n.

„Es ändert jedoch nichts daran, dass wir keine Werbung für Drogenkons­um machen wollten und auch nicht gemacht haben. Das mag falsch angekommen sein“, heißt es dazu bei Facebook. Cannabispr­oben seien ebenso wenig ausgegeben worden, wie es Gerüchte besagten.

Dass aber auch Sechst- und Siebtkläss­ler plötzlich die Blättchen in der Hand hielten, sei „keinesfall­s beabsichti­gt“gewesen. Ältere Schüler sollen diese wohl weitergege­ben haben. Die Aktion sei nicht mit anderen Grünen beziehungs­weise dem Stadtverba­nd abgesproch­en gewesen, betont Harms: „Jugend trifft Jugend, das war das Konzept.“

Er ist davon überzeugt, dass diese „Give-Aways“dafür gesorgt haben, „den Konsum zu hinterfrag­en und sich mit der Thematik verstärkt kritisch auseinande­rzusetzen“.

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