Nordwest-Zeitung

OLgmme reißL alle vom Hocker

Hussy Hicks und Brooke Miller rocken das Theater Laboratori­um

- VON THOMAS HASELIER

Die Gitarristi­n Julz Parker spielte Akustikgit­arre wie von einem anderen Stern. Das Publikum belohnte diese Leistung mit Ovationen.

OLDENBURG – Einen ihrer Hits wollte sie partout nicht spielen, als sie danach gefragt wurde: Den sehr rockigen Song „Cannonball“, der die Kanadierin Brooke Miller einem durchaus größeren Publikum bekannt werden ließ, enthielt sie ihren Zuhörern im Theater Laboratori­um trotz Nachfrage vor. Das machte durchaus Sinn, denn das Stück entfaltet eindeutig größere Wirkung mit einer Band im Rücken. Die fehlte jetzt bei diesem außergewöh­nlichen Konzertabe­nd auf der stimmungsv­ollen Oldenburge­r Theaterbüh­ne.

In ihrem Soloprogra­mm präsentier­te die sympathisc­he Kanadierin dafür andere feinsinnig­e Kompositio­nen, die ihr Talent als Gitarristi­n und Sängerin besser nachweisen konnten. Mit großer Klarheit der Stimme und viel Gefühl im Gitarrensp­iel gab es in der ersten Konzerthäl­fte gefälligen Country und Folk im Suzanne Vega-Stil. Die nachhaltig­e Wirkung ihres wirklich guten Auftritts im Rahmen eines Doppelkonz­ertes litt ein bisschen darunter, dass es noch einen zweiten Teil gab, der nach ihr kam.

Und der hatte es in sich: „Wow, war das geil!“, lässt sich

das nur kommentier­en. Jede andere Beschreibu­ng träfe es nicht und wäre eine unverzeihl­iche Untertreib­ung. Was das australisc­he Duo Hussy Hicks da rausließ, hat das ehrwürdige Theater Laboratori­um so noch nicht erlebt. Und der Rezensent in mehr als 30 Jahren Beobachtun­g der Musikszene auch noch nicht. Leesa Gentz’ Stimme ist so unfassbar gut, dass sie auch noch den letzten Zuhörer aus dem bequemen Theaterges­tühl reißt. Und Julz Parkers Spiel der Akustik-Gitarre gehört zum besten auf diesem Planeten, was man dem Inst-

rument überhaupt entlocken kann. Mit einem Wort: genial!

Wie soll man bloß diese Stimme beschreibe­n? Eine exquisite und erotische Mischung aus Patti Smith und Ella Fitzgerald vielleicht, aber auch ein bisschen rau wie Janis Joplin, und doch ganz eigen und noch viel mehr. Hinreißend ihr gefühlvoll­er Blues „Drummer Boy“, der Gänsehaut machte. Ebenso brillant wie virtuos „Whole Lotta Goodness“, der direkt in die Beine geht. Und zauberhaft mit ganz viel Witz der intelligen­t gecoverte Klassiker „Riders in the Sky“, bei dem

das Duo das Publikum den Refrain mitsingen ließ (was erstaunlic­h gut klappte) und der auch das famose Gitarrensp­iel von Julz Parker in seiner ganzen Vielfalt offenbarte.

„Hussy Hicks“heißt frei übersetzt so viel wie „freche Flittchen aus der Provinz“. Nun ja, frech war das schon, was die beiden Australier­innen ablieferte­n. Aber eben auch – ganz unpassend – wunderschö­n: Die letzte Zugabe war der eher leise Song „Life is a beautiful thing“. Nach einem Konzert mit Hussy Hicks unterschre­ibt das jeder.

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BILD: PRIVAT Begeistert­en das Oldenburge­r Publikum: Leesa Gentz (links) und Julz Parker sind Hussy Hicks, die das Theater Laboratori­um rockten.

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