OLgmme reißL alle vom Hocker
Hussy Hicks und Brooke Miller rocken das Theater Laboratorium
Die Gitarristin Julz Parker spielte Akustikgitarre wie von einem anderen Stern. Das Publikum belohnte diese Leistung mit Ovationen.
OLDENBURG – Einen ihrer Hits wollte sie partout nicht spielen, als sie danach gefragt wurde: Den sehr rockigen Song „Cannonball“, der die Kanadierin Brooke Miller einem durchaus größeren Publikum bekannt werden ließ, enthielt sie ihren Zuhörern im Theater Laboratorium trotz Nachfrage vor. Das machte durchaus Sinn, denn das Stück entfaltet eindeutig größere Wirkung mit einer Band im Rücken. Die fehlte jetzt bei diesem außergewöhnlichen Konzertabend auf der stimmungsvollen Oldenburger Theaterbühne.
In ihrem Soloprogramm präsentierte die sympathische Kanadierin dafür andere feinsinnige Kompositionen, die ihr Talent als Gitarristin und Sängerin besser nachweisen konnten. Mit großer Klarheit der Stimme und viel Gefühl im Gitarrenspiel gab es in der ersten Konzerthälfte gefälligen Country und Folk im Suzanne Vega-Stil. Die nachhaltige Wirkung ihres wirklich guten Auftritts im Rahmen eines Doppelkonzertes litt ein bisschen darunter, dass es noch einen zweiten Teil gab, der nach ihr kam.
Und der hatte es in sich: „Wow, war das geil!“, lässt sich
das nur kommentieren. Jede andere Beschreibung träfe es nicht und wäre eine unverzeihliche Untertreibung. Was das australische Duo Hussy Hicks da rausließ, hat das ehrwürdige Theater Laboratorium so noch nicht erlebt. Und der Rezensent in mehr als 30 Jahren Beobachtung der Musikszene auch noch nicht. Leesa Gentz’ Stimme ist so unfassbar gut, dass sie auch noch den letzten Zuhörer aus dem bequemen Theatergestühl reißt. Und Julz Parkers Spiel der Akustik-Gitarre gehört zum besten auf diesem Planeten, was man dem Inst-
rument überhaupt entlocken kann. Mit einem Wort: genial!
Wie soll man bloß diese Stimme beschreiben? Eine exquisite und erotische Mischung aus Patti Smith und Ella Fitzgerald vielleicht, aber auch ein bisschen rau wie Janis Joplin, und doch ganz eigen und noch viel mehr. Hinreißend ihr gefühlvoller Blues „Drummer Boy“, der Gänsehaut machte. Ebenso brillant wie virtuos „Whole Lotta Goodness“, der direkt in die Beine geht. Und zauberhaft mit ganz viel Witz der intelligent gecoverte Klassiker „Riders in the Sky“, bei dem
das Duo das Publikum den Refrain mitsingen ließ (was erstaunlich gut klappte) und der auch das famose Gitarrenspiel von Julz Parker in seiner ganzen Vielfalt offenbarte.
„Hussy Hicks“heißt frei übersetzt so viel wie „freche Flittchen aus der Provinz“. Nun ja, frech war das schon, was die beiden Australierinnen ablieferten. Aber eben auch – ganz unpassend – wunderschön: Die letzte Zugabe war der eher leise Song „Life is a beautiful thing“. Nach einem Konzert mit Hussy Hicks unterschreibt das jeder.