Armutsrisiko für Kinder steigt
Fast drei Millionen wachsen unter schwierigen Bedingungen auf
Das höchste Armutsrisiko haben Alleinerziehende: 44 Prozent gelten als armutsgefährdet.
BERLIN – Während der Regierungszeit der Großen Koalition ist das Armutsrisiko von Kindern in Deutschland weiter gestiegen. Das geht aus dem neuen Familienreport der Bundesregierung hervor, den das Familienministerium am Freitag in Berlin veröffentlichte. Danach sind 19,7 Prozent der Kinder und Jugendlichen armutsgefährdet. Die Zahl stammt aus dem Mikrozensus von 2015. Verglichen mit der Angabe aus dem Mikrozensus von 2010 ist das eine Steigerung um 1,5 Prozentpunkte. Damit wachsen fast drei Millionen Kinder und Jugendliche unter schwierigen Bedingungen auf.
Das höchste Armutsrisiko haben Alleinerziehende, neun von zehn sind Frauen: 44 Prozent gelten als armutsgefährdet. Zum Vergleich: Bei Paarfamilien sind es zehn Prozent. Für Eltern mit drei oder mehr Kindern aber steigt das Armutsrisiko auf 25 Prozent. Als arm gilt ein Haushalt, der weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens zur Verfügung hat.
Der jährlich erscheinende Familienreport der Bundesregierung gibt nicht nur Auskunft über die wirtschaftliche Lage von Familien, sondern auch über die Wünsche und Lebensvorstellungen von Eltern, die Kinderbetreuung, die Berufstätigkeit der Eltern sowie die Auswirkungen gesellschaftlicher Entwicklungen wie etwa der Digitalisierung auf Familien.
Bundesfamilienministerin Katarina Barley (SPD) erklärte zum jüngsten Report, es würden wieder mehr Kinder geboren, und die Familienleistungen seien verbessert worden. Es bleibe aber eine der wichtigsten Aufgaben, ein gutes Aufwachsen für alle Kinder zu sichern. Politik und Wirtschaft müssten vorrangig für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie sorgen. Laut Familienreport ist das Armutsrisiko für Familien am geringsten, wenn beide Eltern erwerbstätig sind.