Wenn Promis in Hotels randalieren
Acara-Geschäftsführer unterstützt das Festival seit 1994 – 100 Gäste in diesem Jahr untergebracht
Von dreisten Stars bis zu fehlenden Klimaanlagen: ;olger Kruse und Torsten Neumann erinnern sich an 24 Jahre Zusammenarbeit.
OLDENB2RG – Der Besuch der ehemaligen Pornodarstellerin Stacy Valentine im Jahr 1999 in Oldenburg begann holprig. Zunächst konnte die Filmfestleitung ihr nicht zusagen, dass sie den Flug für ihre Stylisten finanzieren – und in Oldenburg angekommen, gab es im Hotel das nächste Problem. In ihrem Zimmer war keine Klimaanlage – aus den USA war sie es jedoch gewohnt, in jedem Raum die perfekte Temperatur vorzufinden. „Und dann hat sie erst mal eine richtige Welle gemacht“, erinnert sich Filmfestchef Torsten Neumann. Sie war kurz davor, ihre Auftritte abzusagen. Kurzerhand rief Neumann Hotelgeschäftsführer Holger Kruse an. „Wir müssen da irgendwas machen“, sagte er zu Kruse. Ein Lüfter sorgte für Abhilfe, und schon war Valentine bereit, das Programm rund um einen Dokumentarfilm über ihr Leben beim Filmfest wie geplant mitzumachen.
In den 24 Jahren, die es das Festival in Oldenburg gibt, haben Neumann und Kruse einiges erlebt. Im Rahmen des diesjährigen Filmfests blickten beide auf ihre Zusammenarbeit zurück. Der 54-jährige Hotelier hatte früh einen gewissen Hang zur Filmbranche. „Also sind wir schon seit dem ersten Filmfest begeistert dabei“, so Kruse. Und das obwohl die Filmfest-Macher im ersten Jahr noch nichts vorweisen konnten und von vielen Seiten nur belächelt wurden.
Auch in diesem Jahr stellt Blicken zurück auf 24 Jahre Filmfest: Torsten Neumann (l.) und Holger Kruse
Kruse wieder Hotelzimmer im Acara, CCH Hotel und Hotel Alexander für Filmfestgäste zur Verfügung. Rund 100 Besucher kommen dort unter. Dabei sind Kruses Mitarbeiter auf kurzfristige Änderungen eingestellt. Sollten mehr Zimmer benötigt werden, oder sage ein Star seinen Besuch ab, sei das kein Problem. „Das ist in jedem Jahr ein echter Ritt, den wir da machen“, weiß Neumann.
Das Hotelpersonal geht in jedem Jahr aufs Neue auf die Filmfestgäste ein. Am Eröffnungstag werden zum Beispiel die Schichten verstärkt, weil besonders zu Filmfestbeginn Mehrarbeit anfällt. Auch auf die Langschläfer unter den Festivalgästen nimmt das Personal Rücksicht. „Da reduziert sich der Brötchenbedarf um rund 30 Prozent“, und das Reinigungspersonal ist darauf eingestellt, später als gewöhnlich die Zimmer zu betreten.
Doch obwohl die Festivalgäste erfahrungsgemäß sehr locker und genügsam sind, lief in den vergangenen Jahren nicht jeder Star-Aufenthalt in Oldenburg glatt ab. Bei einer Feier in der früheren Polizeiwache
in der Raiffeisenstraße im Jahr 2010 fiel ein deutscher Schauspieler besonders auf: Mit steigendem Alkoholpegel
wurde er aggressiv und musste schließlich ins Hotel zurück. Dort wurde seine Laune nicht besser: Mit Whiskeygläsern aus der Hotelbar bewarf er den Nachtportier. Dieser rief daraufhin die Polizei. „Das war eine Premiere, dass wir einen unserer Gäste aus der Ausnüchterungszelle abholen mussten“, so Neumann. Ähnliche Zwischenfälle gab es seitdem nicht. „Denn eigentlich sind die Gäste relativ unkompliziert“, weiß Hotelier Kruse.
Trotz der Herausforderungen, die das Filmfest von Zeit zu Zeit mit sich bringt, steht der Hotelgeschäftsführer voll und ganz hinter der Veranstaltung. Er sieht das Filmfest als wichtige Bereicherung für die Stadt.
Laut Neumann wäre das Festival ohne solch eine lokale Unterstützung nicht möglich. „Ohne so eine Anbindung kann man das gar nicht machen“, erklärt der Filmfestleiter.