Trump droht dem „Raketenmann“
US-Präsident spricht bei seiner UN-Premiere von „totaler Zerstörung Nordkoreas<
Erstmals spricht Trump im UN-Plenarsaal zu der versammelten Weltgemeinschaft. Für Kim Jong-Un hat er einen neuen Spitznamen parat.
NEW YORK – Eut 20 Minuten nach Beginn seiner JungfernRede vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen serviert Donald Trump die bisher deutlichste und schärfste öffentliche Warnung an Nordkorea und Diktator Kim Jong-Un. Wenn Amerika sich oder seine Verbündeten verteidigen müsse, habe man keine andere Wahl, als Nordkorea „völlig zu zerstören“. Und dann nutzt der US-Präsident einen Begriff für den Regenten in Pjöngjang, den er erst am Wochenende über Twitter geprägt hatte: „Rocket-Man ist auf einer Selbst-
mord-Mission.“Kim Jong-Un – der „Raketenmann“.
Noch nie hatte in der Geschichte der Weltorganisation ein US-Präsident mit so kriegerischen Tönen die Vernichtung eines anderen Staates in einer Ansprache in Aussicht gestellt. Der Applaus für die massive Drohung blieb im Glaspalast am East River aus. Zu unerwartet kam wohl für manche das massive Muskelspiel Trumps, der gleichzeitig – und auch durchaus widersprüchlich zu den Abmahnungen an „Schurkenstaaten“wie Nordkorea und Iran – eine Abkehr von der Politik einiger Vorgänger in Aussicht stellte: Man werde anderen Nationen nicht mehr den amerikanischen Lebensstil aufdrängen. Und erwarte auch nicht dieselben Werte oder Regierungssysteme. „Souveränität“müsse künftig Priorität haben.
Wenn es jedoch um „kriminelle“Machthaber in anderen Staaten geht, fordert Trump von der von ihm im Wahl-
kampf vor einem Jahr noch vielkritisierten Weltorganisation enge Kooperation. „Wir müssen zusammenarbeiten gegen jene, die uns und auch die Prinzipien der UN bedrohen.“
Trumps UN-Premiere – es war ein spektakulärer Auftritt vor einer Organisation, die er einst als „Club“belächelt hat-
te, in dem sich Leute treffen, reden und es sich gut gehen lassen. Und der die Beiträge der Mitgliedstaaten ohne Rücksicht auf Effektivität ausgibt. Erschwerend kommt hinzu, dass die 1945 unter Mithilfe der USA gegründete UNO Trumps Prinzip „America First“eigentlich vollkommen entgegen steht. Doch schon vor der Ansprache am Dienstag hatte es am Montag überraschend freundliche Töne in New York gegeben. Man unterstütze die Vereinten Nationen, beteuerte der US-Präsident bei einer Sitzung zur seit Langem überfälligen Reform der UN, und lobte die „noblen Ziele“der Weltorganisation.
Die harten Töne, die er nun gegenüber Nordkorea und Iran anschlug, sind dabei auch ein Aufruf zum weiteren Handeln an die Weltgemeinschaft, vor allem in Richtung China und Russland, im blockadeanfälligen Sicherheitsrat. Er lobte die jüngsten
Sanktionsverschärfungen, doch fügte an: „Wir müssen mehr tun.“
Für Syrien mahnte der USPräsident eine „politische Lösung“an, während sich der Iran – von Trump vor der Vollversammlung als Exporteur von Gewalt und Terror gescholten – auf eine kritische Neubewertung des von Barack Obama federführend ausgehandelten Atomabkommens einstellen muss.
Dass ausgerechnet die Experten der Vereinten Nationen Teheran mehrfach bescheinigt haben, sich bisher an das Vertragswerk gehalten zu haben, erwähnt der USPräsident nicht. Es ist ein unbequemer Fakt, der nicht in sein nun skizziertes Weltbild passt, dass Teile der Welt „zur Hölle gehen“– und die Vereinten Nationen gegen die von ihm genannten „Schurkenstaaten“, allen voran Nordkorea und Iran, unbedingt zusammenarbeiten müssten.
„3ls Präsident der Vereinigten Staaten werde ich 3merika immer an erste Stelle stellen. 8enau wie Sie1 als Staatschefs 7hrer Länder1 immer 7hre Länder an erste Stelle stellen werden und dies auch tun sollten“
DONALD TRUMP