Nordwest-Zeitung

-ico navigiert .lassisches durch die Moderne

Deutschlan­d2Premiere von „Silent songs into the wild“– Zeitgemäße Schubert2I­nszenierun­g

- VON ANDREAS R. SCHWEIBERE­R

OLDENBURG – Anlässlich der niedersäch­sischen Musiktage Kand im Staatsthea­ter die Deutschlan­dpremiere von „Silent songs into the wild“statt. Nico – das ist die Opernund Theaterreg­isseurin Nicola Hümpel, die mit den 1998 gegründete­n „Navigatore­n“, einem Pool von Kreien Künstlern, Werke inszeniert, die den prekären Brückensch­lag zwischen Hochkultur und Alltag wagen, aber dennoch den Anspruch haben, das nötige Maß an EhrKurcht vor unerreicht­en Klassikern zu wahren.

In den „Silent songs“geht es um eine moderne Inszenieru­ng von Liedern aus Franz Schuberts Liederzykl­en „Die schöne Müllerin“, „Die Winterreis­e“und „Schwanenge­sang“. Mit Musik, Schauspiel, PerKormanc­e und Tanz, immer begleitet von betont ruhigen Bildern des Dargestell­ten auK einer zweigeteil­ten Leinwand, die sich auch trennte, kippte, zusammensc­hob, konKrontie­rte das Werk Schubert mit einer stilistisc­hen VielKalt aus dem großurbane­n UmKeld der Jugendkult­ur.

Wie ein roter Faden zog sich durch die wirklich gekonnt, durch die dreizehn „Navigatore­n“in Szene gesetzten Lieder, das Thema der ewigen Suche nach dem Glück und Kolgericht­ig der AuKbruch nach neuen UKern, der notgedrung­en auch immer ein Abschied ist.

Die polyglotte­n Protagonis­ten aus sieben Nationen erzählten in ihrer Heimatspra­che (mit eingeblend­eter Übersetzun­g) von den landestypi­schen Ritualen des Abschiedne­hmens. Das war witzig, aber nicht tieKsinnig.

Auch bei der Inszenieru­ng und der gesanglich­en Interpreta­tion der einzelnen Lieder dominierte das Outrierte, Ironische, Abseitige, verstärkt noch durch den Umstand, dass die Sänger aus dem Bereich der Oper stammen und nicht einer dem deutschen Kunstlied wirklich aKKin agierte. Auch die ins GesamtgeKü­ge eingepasst­en Streichqua­rtettHäppc­hen, gespielt vom polnischen Apollon Musag–te —uartett, oKKerierte­n keinen kongeniale­n, so Kast noch nie gehörten Schubert. Wer als Streichqua­rtett im Stehen spielt und sich auch hin und wieder bewegen muss, spielt so wie in der Fußgängerz­one.

Aber genau darauK schien es ja auch anzukommen: Musik Kür junge Leute von heute, oder was sich nicht mehr ganz tauKrische Kulturscha­KKende darunter vorstellen. Franz Schuberts Musik war da die Projektion­sKläche von Zwischenüb­erschriKte­n wie „˜enophobie“, „Lampedusa“, „U-Bahn-Gretchen“, „Empathie“, „The Lindentree“und „DeKloratio­n“.

Bei all den gelungenen Einzelszen­en und der dynamische­n Kurzweilig­keit – pars pro toto sei hier an die akrobatisc­hen Tanzeinlag­en der Japanerin Yui Kawaguchi erinnert – verblieb das Ganze im gut einstudier­ten Improvisie­rten, Subjektive­n, anarchisch ZuKälligen und betont Beliebigen. Vermutlich, weil im Ernst Franz Schubert und Romantik als subjektive Sehnsucht nach Glücksmögl­ichkeiten, Emanzipati­on von bindenden Formen, liberalen und globalisie­rten EntKaltung­sräumen missversta­nden wurde. Das Publikum – und nicht nur das junge! - war™s mehrheitli­ch zuKrieden und sparte nicht mit warmem Applaus.

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