An der Grenze rollen die Panzer
160 deutsche Soldaten noch im Nordirak
ERBIL/BERLIN – Das Unabhängigkeitsreferendum der Kurden im Nordirak hat international heftige Kritik hervorgerufen.D er türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan bezeichnete die Abstimmung als „Verrat“an seinem Land. Obwohl die Beziehungenz wischender Regional regierung in Erbilundd er Türkei bisher gut gewesen seien, habe Kurden-Präsident Massud Barsani sein Land vor dem Referendum nicht um Rat gefragt, kritisierte er.
Kurz nach der Abstimmung am Montag begannen die türkische und die irakische Armee ein gemeinsames Militärmanöver. Es handele sich um eine groß angelegte militärische Übung, teilte der irakische Generalstabschef Uthman al-Ghanami mit.D ie Übung finde in der Gegend des Grenzübergangs Habur statt, dem Übergang zwischen der Türkei und der KurdenRegion imNordirak.D ie türkische Armee hatte das Manöver bereits vor einer Woche begonnen.D ie gemeinsame Übung mit den irakischen Truppen markiere eine nächste Phase.
Trotz internationaler Kritik undWarnungen hatte die kurdische Autonomieregierung im Nordirak an dem Referendum über die Unabhängigkeit festgehalten und die Bürger am Montag abstimmen lassen.N ach ersten Ergebnissen zeichnet sich eine überwältigende Mehrheit für eine Abspaltung vom Irak ab.Di e irakische Zentralregierung in Bagdad hält die Abstimmung für verfassungswidrig.
Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) äußerte sich besorgt, dass sich die Spannungen in der Region weiter verschärfen könnten. Er forderte die kurdische Regionalregierung und die Zent- ralregierung in Bagdad zum Dialog auf.
Deutschland hat der kurdischen Peschmerga-Armee in großem Stil Waffen geliefert – unter anderem 20000 Gewehre und 1000 PanzerabwehrRaketen.Z udem sind immer noch 160 deutsche Soldaten zur Ausbildung der kurdischen Soldaten im Nordirak stationiert.
Der türkische Präsident Erdogan drohte den Kurden erneut mit Sanktionen und betonte, dass das Referendum für die Türkei keine Legitimität habe.„S obald wir anfangen, unsere Sanktionen anzuwenden, wirst Du ohnehin in der Klemme sein“, sagte er in Richtung Barsani.
Auch der Iran will das Ergebnis des Referendums nicht anerkennen.„Alles , was zu einer Desintegration der Region führen könnte, werden wir (im Parlament) nicht anerkennen“, sagte Parlamentspräsident Ali Laridschani.