Nordwest-Zeitung

An der Grenze rollen die Panzer

160 deutsche Soldaten noch im Nordirak

- VON JAN KUHLMANN UND MICHAEL FISCHER

ERBIL/BERLIN – Das Unabhängig­keitsrefer­endum der Kurden im Nordirak hat internatio­nal heftige Kritik hervorgeru­fen.D er türkische Staatspräs­ident Recep Tayyip Erdogan bezeichnet­e die Abstimmung als „Verrat“an seinem Land. Obwohl die Beziehunge­nz wischender Regional regierung in Erbilundd er Türkei bisher gut gewesen seien, habe Kurden-Präsident Massud Barsani sein Land vor dem Referendum nicht um Rat gefragt, kritisiert­e er.

Kurz nach der Abstimmung am Montag begannen die türkische und die irakische Armee ein gemeinsame­s Militärman­över. Es handele sich um eine groß angelegte militärisc­he Übung, teilte der irakische Generalsta­bschef Uthman al-Ghanami mit.D ie Übung finde in der Gegend des Grenzüberg­angs Habur statt, dem Übergang zwischen der Türkei und der KurdenRegi­on imNordirak.D ie türkische Armee hatte das Manöver bereits vor einer Woche begonnen.D ie gemeinsame Übung mit den irakischen Truppen markiere eine nächste Phase.

Trotz internatio­naler Kritik undWarnung­en hatte die kurdische Autonomier­egierung im Nordirak an dem Referendum über die Unabhängig­keit festgehalt­en und die Bürger am Montag abstimmen lassen.N ach ersten Ergebnisse­n zeichnet sich eine überwältig­ende Mehrheit für eine Abspaltung vom Irak ab.Di e irakische Zentralreg­ierung in Bagdad hält die Abstimmung für verfassung­swidrig.

Bundesauße­nminister Sigmar Gabriel (SPD) äußerte sich besorgt, dass sich die Spannungen in der Region weiter verschärfe­n könnten. Er forderte die kurdische Regionalre­gierung und die Zent- ralregieru­ng in Bagdad zum Dialog auf.

Deutschlan­d hat der kurdischen Peschmerga-Armee in großem Stil Waffen geliefert – unter anderem 20000 Gewehre und 1000 Panzerabwe­hrRaketen.Z udem sind immer noch 160 deutsche Soldaten zur Ausbildung der kurdischen Soldaten im Nordirak stationier­t.

Der türkische Präsident Erdogan drohte den Kurden erneut mit Sanktionen und betonte, dass das Referendum für die Türkei keine Legitimitä­t habe.„S obald wir anfangen, unsere Sanktionen anzuwenden, wirst Du ohnehin in der Klemme sein“, sagte er in Richtung Barsani.

Auch der Iran will das Ergebnis des Referendum­s nicht anerkennen.„Alles , was zu einer Desintegra­tion der Region führen könnte, werden wir (im Parlament) nicht anerkennen“, sagte Parlaments­präsident Ali Laridschan­i.

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