„Das war ein Rohrkrepierer“
Oie die neue AfD-Fraktion nach dem Petry-Eklat die Reihen schließt
Die neuen Parlamentarier stehen im Bundestag an, um ihrer „Starter3it“zu em6fangen. To6Thema auf den Fluren: ihre scheidende Parteivorsitzende.
BERLIN – Ihr Platz bleibt leer. Auf der Anwesenheitsliste am Eingang fehlt ihr Name. Während in Berlin erstmals die neue AfD-Fraktion zusammenkommt, schafft Frauke Petry in Dresden Klarheit. Zumindest ein wenig. „Klar ist, dass dieser Schritt erfolgen wird“, bestätigt die Parteivorsitzende, dass sie aus der AfDf austreten werde. Zeitgleich kündigt ihr Ehemann Marcus Pretzell, bislang Fraktionsund Parteichef der AfD in Nordrhein-Westfalen, ebenfalls seinen Parteiaustritt an. Die Nachrichten aus Dresden und Düsseldorf platzen in Berlin mitten in die konstituierende Sitzung der Bundestagsfraktion der Rechtspopulisten. Nur ist dort niemand überrascht. Kaum einer im weiten Rund des Saals, der
demDuo Petry/Pretzell nachtrauern würde.d
Kurz nach 11 Uhr, im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus des Bundestages: Für die Rechtspopulisten – eine Mischung aus unerfahrenen Polit-Nobodies und rechten Scharfmachern – ist es die große Premiere auf der Berliner Bühne. Die meisten machen einen Bogen um die Kamerateams und Reporter, die vor den Türen des „Großen Anhörungssaals“warten, in dem die AfD vorübergehend Quartier bezogen hat. Ist es Frauke Petry gelungen, Abge-
ordnete auf ihre Seite zu ziehhen?? GibGibt es weiterei AbAbtrünnii ge? „Ich hoffe nicht“, sagt Alexander Gauland, Parteivize und Spitzenkandidat im Bundestagswahlkampf, und zuckt mit den Schultern. Wenige Minuten später, nach dem Zählappell hinter verschlossenen Türen, ist klar: Außer Petry sind alle gewählten AfDAbgeordneten anwesend. Aufatmen bei Gauland und CoSpitzenkandidatin Alice Weidel, die künftig gemeinsam die Fraktion führen wollen. 86 Prozent der Stimmen erhalten sie von ihren Kollegen.
Auf den Gängen vor dem SiSitzungssaal,l wo didie AbAbgeordd neten ihr „Starter-Kit“für den Bundestag mit Sitzungskalender, Parlamentsausweis und BahnCard erhalten, ist der Eklat um Petry das Top-Thema. Was führt sie im Schilde? Strebt sie die Gründung einer neuen Rechtspartei an? Nicht einmal einen Tag habe Petry der AfD Zeit gegeben, ihren Wahlerfolg zu genießen, so eine verbreitete Sichtweise.
„Das war ein Rohrkrepierer“, distanziert sich Leif-Erik Holm, AfD-Chef aus Mecklenburg-Vorpommern, von Pe- trys Vorgehen. Holm zählte lange zu den Unterstützern der Parteivorsitzenden, unterzeichnete auch ihren „Zukunftsantrag“, mit dem sie beim Parteitag in Köln gescheitert war. Hinter vorgehaltener Hand wird damit gerechnet, dass sich in den nächsten Tagen und Wochen durchaus noch weitere Mitglieder aus der Fraktion verabschieden könnten. Aber eine Massenbewegung wird nicht erwartet. Die Abgeordneten aus Petrys politischer Heimat Sachsen zählen eher zum ultrarechten Flügel der Partei, zu den Anhängern des umstrittenen Thüringer AfDVorsitzenden Björn Höcke.
Quo vadis, AfD? Draußen vor den Kameras verzichtet Spitzenmann Gauland auf scharfe Formulierungen. Wie die AfD nach den lauten und oft aggressiven Wahlkampftönen im Parlament auftreten werde, wird der 76-Jährige gefragt. „Der Wahlkampf ist zu Ende. Wir wissen, dass wir eine große Verantwortung haben“, antwortet er. Die Sprache im Wahlkampf sei eine andere als im Parlament. Spätestens am 24. Oktober werden die AfDler erstmals im Plenarsaal Platz nehmen.