Nordwest-Zeitung

Das wird sehr, sehr teuer

- VON RASMUS BUCHSTEINE­R, BÜRO BERLIN

709 Abgeordnet­e wird der neue Bundestag haben. Damit sind die schlimmste­n Befürchtun­gen von Reiner Holznagel, Pr>sident des Bundes der Steuerzahl­er, übertroffe­n worden.

FRAGE: Der neue Bunde tag hat o viele Abgeordnet­e wie nie zuvor. Damit ind Ihre chlimm ten Befürchtun­gen be tätigt worden, oder? HOLZNAGEL: Ja, sie sind sogar übertroffe­n worden. Deutschlan­d hat ein übergroßes, überdimens­ioniertes Parlament. Die Bundestags­verwaltung schlackert mit den Ohren, weil sie nicht weiß, wie sie diese 709 Abgeordnet­en jetzt schnell unterbring­en kann. Es gibt riesige logistisch­e Probleme. Das wird unter dem Strich sehr, sehr teuer für die Steuerzahl­er. FRAGE: Wie teuer denn? HOLZNAGEL: Wir gehen von der Regelgröße des Bundestags aus – ohne Ausgleichu­nd Überhangma­ndate. Die liegt bei 598 Abgeordnet­en. Durch die Aufblähung des Parlaments in Folge der Bundestags­wahl werden im kommenden Jahr mindestens 75 Millionen Euro mehr an Kosten entstehen. Das ist eine konservati­ve Schätzung und bezieht sich allein auf Ausgaben, die etwa durch die zusätzlich­en Diäten und die Kostenpaus­chale entstehen. Nichtmitge­rechnet sind mögliche Kosten für Anmietung und Bau von Liegenscha­ften. Wie sich das alles in den nächsten Jahren entwickelt, wird man sehen. FRAGE: Wie tehen die Chancen für eine Reform? HOLZNAGEL: Es ist Zeit, die seit Jahren notwendige Reform des Wahlrechts endlich umzusetzen. Wir brauchen eine Mandats-Obergrenze. Ein Bundestag mit 500 Abgeordnet­en ist vollkommen ausreichen­d. Dazu müssen die Wahlkreise neu eingeteilt werden. Unterm Strich bedeutet das nicht weniger, sondern mehr Demokratie. Schon heute gehen die Beteiligun­gsmöglichk­eiten des einzelnen Abgeordnet­en gegen Null, weil das Rederecht aus zeitlichen Gründen begrenzt ist. Darüber hinaus fordern wir eine Reform der Bezahlung von Bundestags­abgeordnet­en. FRAGE: Wie könnte die au - ehen? HOLZNAGEL: Es darf keine Automatism­en mehr geben. Aktuell ist es so, dass nur zu Anfang einer jeden Legislatur­periode der DiätenAuto­matismus bestätigt werden muss, damit die Bezüge der Parlamenta­rier dann jedes Jahr steigen können. Das wollen wir nicht. Wir fordern, dass jedes Jahr aufs Neue entschiede­n wird.

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DPA-BILD: BRAKEMEIER

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