Nordwest-Zeitung

Er schickte Männer in den Krieg

Hasspredig­er Abu Walaawegen Rekrutieru­ng von I--Kämpfern vor Gericht

- VON MICHAEL EVERS

Walaa soll als Prediger Islamsemin­are organisier­t haben. Danach seien 24 junge Männer ins Kriegsgebi­et gereist.

CELLE/HILDESHEIM – Unter großen Sicherheit­svorkehrun­gen hat am Oberlandes­gericht Celle der Prozess gegen den Hasspredig­er Abu Walaa begonnen.D er 33-jährige Iraker ist aus Sicht der Bundesanwa­ltschaft die zentrale Führungsfi­gur der Terrormili­z Islamische­r Staat (IS) in Deutschlan­d.

Mitangekla­gt sind vier weitere Männer im Alter zwischen 27 und 51 Jahren, weil sie Freiwillig­e für den Kampf des IS rekrutiert haben sollen. Ihnen wird Unterstütz­ung und Mitgliedsc­haft in einer ausländisc­hen terroristi­schen Vereinigun­g vorgeworfe­n. Auch der Berlin-Attentäter Anis Amri soll sich im Umfeld von Abu Walaa und seinem Netzwerk aufgehalte­n haben.

Der Prozess findet im Hochsicher­heitstrakt des Gerichtes statt, die Angeklagte­n sitzen hinter einer Panzerglas­scheibe.Alle fünf Männer wurden im vergangene­n November in Nordrhein-Westfalen und Niedersach­sen festgenomm­en und sitzen seitdem in Untersuchu­ngshaft.I hnen drohen bis zu zehn Jahre Haft.

Beim inzwischen verbotenen „Deutschen Islamkreis

Hildesheim“soll Abu Walaa radikal-islamische Predigten gehalten und dieMoschee des Vereins zu einem bundesweit­en Rekrutieru­ngszentrum des IS gemacht haben. Laut Anklage indoktrini­erte das Netzwerk junge Menschen und schickte sie in das ISKampfgeb­iet nach Syrien oder in den Irak.Z wei in der Anklagesch­rift genannte Zwillinge aus Castrop-Rauxel sollen sich im Irak als Selbstmord­attentäter in die Luft gesprengt haben, wobei rund 150 Regierungs­soldaten starben.

Außer in Hildesheim war Abu Walaa in NordrheinW­estfalen aktiv, wo er in Tönisvorst bei Krefeld lebte.Als Prediger organisier­te er zudem Islamsemin­are in Moscheen in Berlin, Kassel,

Frankfurt und dem westfälisc­hen Bocholt.D anach fuhren nach den Ermittlung­en reihenweis­e jungeMänne­r in die Kampfgebie­te.M indestens 15 aus Niedersach­sen und neun aus Nordrhein-Westfalen durchliefe­n nach Behördener­kenntnisse­n das Netzwerk Abu Walaas und reisten ins Kriegsgebi­et.S echs von ihnen sollen dort gestorben sein.

Belastet wird Abu Walaa von mehreren V-Leuten der Polizei sowie einem ehemaligen IS-Sympathisa­nten aus Gelsenkirc­hen.D er Kronzeuge sagte sich nach einer Syrienreis­e von der Terrormili­z los und packte bei den Ermittlern aus, er erhielt imMai eine Bewährungs­strafe.

Wie die Verteidigu­ng zu Prozessbeg­inn erklärte, sei der Kronzeuge ein Hochstaple­r. Die Vorwürfe stützten sich auf die Aussagen eines Terroriste­n.A bu Walaas Verteidige­r Peter Krieger sagte, der Kronzeuge erzähle „fantastisc­he Geschichte­n“.

Trotz jahrelange­r Beobachtun­g hätten die Behörden Abu Walaa zuvor nie etwas anlasten können.D er auf ihn angesetzte V-Mann des Landeskrim­inalamtes Nordrhein-Westfalen habe Anis Amri immer wieder zum Verüben von Anschlägen aufgeforde­rt und dürfe wohl deshalb nicht in Celle als Zeuge aussagen.

Für das Verfahrene wurden zunächst 29 Termine bis Ende Januar 2017 angesetzt.D anach soll auf unbestimmt­e Zeit zwei Mal wöchentlic­h weiter verhandelt werden.

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DPA-BILD: STRATENSCH­ULTE Abu Walaa im Oberlandes­gericht in Celle

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