Nordwest-Zeitung

Selbstbedi­enung bei der Oldenburge­r SPD

Sozialdemo­kraten verlieren in fast alle Richtungen – FDP profitiert von schwacher CDU

- VON PATRICK BUCK

Zahlreiche einstige Nichtwähle­r kehrten zurück an die Wahlurne. Viele von ihnen unterstütz­en eher die politische­n Ränder.

OLDENBURG – Wer hat noch nicht, wer will noch mal? Dieses marktschre­ierische Motto fasst das Ergebnis der Oldenburge­r SPD bei der Bundestags­wahl am Sonntag treffend zusammen. Wie eine Auswertung der Wählerwand­erungen ergab, haben die Sozialdemo­kraten große Teile ihrer Wählerscha­ft aus demJahr 2013 an fast alle anderen Parteien verloren.

Grundlage der Analyse sind statistisc­he Daten, die das Institut für Wahl-, Sozial- und Methodenfo­rschung im Auftrag der Ð ausgewerte­t hat. Dabei ist wichtig zu beachten, dass die Wissenscha­ftler nur die jeweils größten Wählerwand­erungen in der Grafik aufgeführt haben, um ein Wirrwarr von Pfeilen zu vermeiden. Daher gibt es auch Differenze­n zwischen der Gesamtverä­nderung einer Partei und den Einzel-Gewinnen und -Verlusten.

Die Vereinfach­ung ist auch der Grund, warum zum Beispiel keine Abwanderun­g der Wähler von der CDU zur AfDf angezeigt wird. Davon ist zwar auszugehen, doch deutlich größer ist der Verlust der Union in Richtung des einstigen Lieblings-Koalitions­partners FDP. Mehr als 2500 Oldenburge­r, die vor vier Jahren noch bei der CDU ihr Kreuz machten, entschiede­n sich in diesem Jahr für die Liberalen. Das waren fast zwei Prozent der Wahlberech­tigten. Diese Wechsler bildeten die Grundlage dafür, dass die FDP ihr Ergebnis in der Stadt mehr als verdoppeln konnten.

Allerdings zogen die Freidemokr­aten auch 1100 vormalige SPD-Wähler auf ihre Seite. Noch mehr Stimmen verloren die Sozialdemo­kra- ten allerdings innerhalb ihres eigenen politische­n Lagers, nämlich an die Grünen (knapp 1500 Wähler) und Die Linke (rund 1600Wähler). Das zeigt (ebenso wie die Wählerwand­erung von der CDU zur FDP): Auch wenn die Unzufriede­nheit mit den beiden Volksparte­ien groß war, blieb dieMehrhei­t derWechsle­r zumindest seiner politische­n Grundausri­chtung treu.

Das gilt nicht für die immerhin mehr als 800 Oldenburge­r, die noch vor vier Jahren der SPD ihre Stimme gaben und sich diesmal in der Wahlkabine für die AfD entschiede­n. Hier kann man von Protestwäh­lern ausgehen, die nicht nur von der SPD, sondern auch von den Konkurrent­en innerhalb der etablierte­n Parteienla­ndschaft enttäuscht sind.

Eine der erfreulich­sten Zahlen der Bundestags­wahl war die Wahlbeteil­igung. Sie stieg in der Stadt Oldenburg von 74,2 auf 77,9 Prozent. Insgesamt 7303 Menschen mehr als vor vier Jahren gaben ihre Stimme ab. Das lag einerseits an den vielen Neubürgern in der wachsenden Stadt. Anderersei­ts aber auch an vorherigen Nichtwähle­rn, die entschiede­n haben, diesmal zur Wahl zu gehen. Laut statistisc­her Erhebung waren das rund 4300 Oldenburge­r.

Diese schauten allerdings selten im Wahllokal vorbei, um die Große Koalition zu stärken. Stattdesse­n entschiede­n sich viele für die Ränder des politische­n Spektrums. Jeweils rund 1000 Stimmen gingen dadurch an Parteien, die aufgrund ihrer Ankündigun­g (AfD) oder aufgrund der Umfrageerg­ebnisse (Linke) klar für Opposition standen – ein deutlicher Denkzettel für die Regierung.

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