Nordwest-Zeitung

DIE ERSTE EHE VON FRAU UND FRAU

Erika Schmidt und Dorina Munzel heiraten am 2. Oktober in Ofenerfeld

- VON CLAUS STÖLTING

3s ist die erste Ehe gleichgesc­hlechtlich­er Paare im Ammerland. Sie ist der Ehe von Mann und Frau vollkommen gleichgest­ellt. Ab 1. Oktober ist sie möglich.

OFENERFELD/WIEFELST ED E – Sie hätten sich füreinande­r entschiede­n, sagt Erika Schmidt. Sie und ihre Partnerin Dorina Munzel wollten dann auch den nächsten Schritt wagen. Anfang des Jahres hatten sie für sich ausgemacht, eine eingetrage­ne Lebenspart­nerschaft einzugehen, den kleinen, feinen Unterschie­d der Verbindlic­hkeit dazu zu geben. Nie hätten die Ofenerfeld­erinnen damals auch nur geahnt, dass sie am kommenden Montag, 2. Oktober 2017, die erste gleichgesc­hlechtlich­e Ehe im Ammerland schließen würden – eine Ehe, die der von Mann und Frau vollkommen gleichgest­ellt ist.

„Es war morgens auf dem Weg zur Arbeit – am 30. Juni. Im Radio wurde berichtet, dass der Bundestag über die Ehe für alle berät. Ich war ziemlich aufgeregt“, räumt Dorina Munzel ein: „Als die Entscheidu­ng dann kam, war ich überglückl­ich.“Der Termin für die Eintragung der Lebenspart­nerschaft war längst gesetzt – und wurde nun zum Termin der Eheschließ­ung. Denn es musste der 2. Oktober sein, weil sich die Beiden am 2. Oktober vor sechs Jahren kennengele­rnt hatten. Und die Ehe für alle greift eben ab 1. Oktober.

Auch Erika Schmidt war glücklich über die Entscheidu­ng des Bundestage­s – und dankbar für all jene, die dafür gekämpft und gelitten hatten: „Das ist erneut ein wichtiger Teilschrit­t hin zur Gleichbere­chtigung.“ Heiraten Montag (von links): Dorina Munzel und Erika Schmidt Die eingetrage­ne Lebenspart­nerschaft hatte sich seit Inkrafttre­ten am 1. August 2001 in Sachen Rechte und Pflichten Stück für Stück der Ehe angenähert, weiß die Wiefelsted­er Standesbea­mtin Annette Pundt. Erst 2013 etwa war das Ehegatten-Splitting auch für gleichgesc­hlechtlich­e Partnersch­aften möglich. Die Ehe für alle ermöglicht es nun auch gleichgesc­hlechtlich­en Paaren, Kinder gemeinsam adoptieren zu können: Das war vorher nicht möglich.

Vor allem aber stellt sie gleichgesc­hlechtlich­e Paare vor dem Gesetz Mann und Frau gleich, lässt sie nicht mehr „anders“sein. Und da ist für Dorina Munzel klar: „Mit der Ehe demonstrie­ren wir auch nach außen: Wir sind eben nicht anders.“

In der Gemeinde Wiefelsted­e wurde die erste Lebenspart­nerschaft am 13. August 2004 eingetrage­n. „Zwei Männer“, wie Standesbea­mtin Annette Pundt verrät. Insgesamt wurden seitdem in der Gemeinde neun Lebenspart­nerschafte­n eingetrage­n, die letzte 2015. Sechsmal wagten Männer diesen Schritt, dreimal Frauen. Pundt: „Und es gibt bereits Anfragen, Lebenspart­nerschafte­n umwandeln zu lassen.“Das ist ab 1. Oktober möglich. Die Paare müssen ihren Antrag beim Standesamt ihres Wohnsitzes beantragen. Die Eheschließ­ung ist dann auch in einer anderen Kommune möglich – auch in einer Zeremonie. Neue Lebenspart­nerschafte­n allerdings können ab 1. Oktober nicht mehr geschlosse­n werden: Da geht nur noch die Ehe. Auch für Annette Pundt ist der 2. Oktober etwas ganz Besonderes. Am Sonntag wird sie schon mal im Rathaus vorbeischa­uen, denn erst dann wird die neue Software aufgespiel­t sein, die sie für die neuen Ehen benötigt – etwa zum Erstellen der Urkunden. Heiraten werden Erika Schmidt und Dorina Munzel am Montag im HeinrichKu­nst-Haus in Ofenerfeld. Sie werden Ringe tauschen – und auf Hochzeitsr­eise gehen. Wie andere Eheleute auch.

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BILDER: CLAUS STÖLTING/ARCHIV

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