Nordwest-Zeitung

Stad dollte der Landtag bewusst getäuscht werden“

3x-Oberbürger­meister Horst Milde (SPD) will weiterhin für das umstritten­e Grafen-Standbild kämpfen

- VON PARS RECKERMANN

An diesem Samstag reitet Graf Anton Günther wieder beim Kramermark­tumzug vorneweg. 2017 jährt sich der 3;0. Todestag des Grafen. <iele Sonderseit­en sind gedruckt worden. Eine Geschichte geh=rt dazu> das umstritten­e Reiterstan­dbild. N1Z-?hefredakte­ur @ars Reckermann sprach darüber mit dem <erfechter für eine Aufstellun­g des Standbilde­s am Schloss, mit Horst Milde.

FRAGE: Si3 hab3n b3im Old3nburg3­r Land3sturn­i3r am 24. Juli 2011 d3m Stift3r d3s Graf Anton Günth3r R3it3rstan­dbild3s, Klaus Dirks, v3rsproch3­n sich für 3in3 Aufst3llun­g b3im Old3nburg3­r Schloss 3inzus3tz3­n. J3tzt ist auch das 350. Tod3sjahr von Anton Günth3r zum größ3r3n T3il h3rum und noch imm3r st3ht das R3it3rstan­dbild an d3r Clopp3nbur­g3r Straß3/Eck3 Buschhag3n­w3g auf d3m Grundstück 3in3r 4aschstraß­3. HORST MILDE: Ja, das stimmt, und dort wird der Graf von vielen Oldenburge­rn bedauert. FRAGE: Komm3n Si3. Das ist doch nur 5hr3 63inung ... HORST MILDE: Nein. Immer wieder werde ich gefragt, wann dieser unwürdige Zustand beendet wird. Ich kann dann nur auf die Verantwort­lichen im Land und in der Stadt verweisen. In meiner Zeit als Präsident des Verwaltung­sbezirks Oldenburg wäre diese Frage in zwei Minuten entschiede­n gewesen. Das Reiterstan­dbild stünde längst am Schloss, dort wo es auch hingehört. FRAGE: 7un ja, 3s hat 3in3n d3mokratis­ch3n 8roz3ss um 3in3n absolutist­isch3n 93rrsch3r g3g3b3n. HORST MILDE: Das sehe ich anders. Alle Oldenburge­r Bürgervere­ine sind einstimmig für eine Aufstellun­g beim Schloss eingetrete­n. Daneben haben sich über 3 700 Oldenburge­r spontan mit ihrer Unterschri­ft hinter meine beim Niedersäch­sischen Landtag eingereich­te Petition gestellt. Schließlic­h haben sich bei einer Umfrage der Ð 86 Prozent der Leser ebenfalls für die Aufstellun­g beim Schloss, fünf Prozent an Horst Milde (84)

einem anderen Standort und nur fünf Prozent dagegen ausgesproc­hen. Klarer kann doch der vielbeschw­orene Bürgerwill­e, der vom Landtag, aber auch vom Rat der Stadt missachtet wird, nicht sein. FRAGE: Es gab ja auch noch and3r3 abl3hn3nd3 Stimm3n. HORST MILDE: Das ist richtig, das bestreite ich ja auch nicht. Lange vor dem Einreichen der Petition hat es viele Gespräche gegeben. Begonnen mit einem ablehnend verlaufene­n Gespräch mit dem Direktor des örtlichen Schlossmus­eums, Prof. Rainer Stamm, mit der Ministeria­ldirigenti­n Dr. Annette Schwandner vom Niedersäch­sischen Ministeriu­m für Wissenscha­ft und Kultur, mit Ministerpr­äsident David McAllister, mit dem Vorsitzend­en des Landtagsau­sschusses für Wissenscha­ft und Kultur, Wolfgang Wulf (SPD), mit dem Vorsitzend­en der CDU-Landtagsfr­aktion, Björn Thümler, ein sehr kurzes Gespräch auf dem Hof des Oldenburge­r Schlosses – zu mehr war sie nicht bereit - mit der Ministerin Prof. Johanna Wanka, und schließlic­h einem Briefwechs­el mit einer ablehnende­n Antwort von ihr. FRAGE: :nd wo war3n 5hr3 6itstr3it3­r; HORST MILDE: Bernd Eylers hatte meines Wissens ebenfalls eine Petition eingereich­t. Aber als einziger von den Genannten bekannte sich nur Wolfgang Wulf für die SPDLandtag­sfraktion zur Aufstellun­g des Denkmals, und - um das nicht zu unterschla­gen ein Jahr später auch die SPDStadtra­tsfraktion. Wegen der negativen Haltung aller anderen war die Petition das letzte Mittel, um zu einer positiven Entscheidu­ng zu kommen. FRAGE: Di3 83tition wurd3 ab3r doch auch abg3l3hnt. HORST MILDE: Leider ja. Diese Petition stützt sich auf die Stellungna­hme des Niedersäch­sischen Ministeriu­ms für Wissenscha­ft und Kultur. Verantwort­lich dafür sind Johanna Wanka und sicherlich nicht zuletzt Annette Schwandner. Die in der Stellungna­hme aufgeführt­en ersten beiden hauptsächl­ichen Gründe zitiere ich wörtlich: „Nach Einschätzu­ng von Experten (Prof. Dr. Rainer Stamm, Direktor des Landesmuse­ums für Kunst und Kulturgesc­hichte in Oldenburg) ist das Standbild nicht nur anachronis­tisch, sondern auch fehlerhaft. Zum Beispiel wurde der Regentenst­ab des Grafen als Reitgerte dargestell­t. Nach 1918 wurde in Deutschlan­d kein Reiterstan­dbild eines früheren Monarchen errichtet.“FRAGE: Das war ab3r noch nicht all3s... HORST MILDE: Weitere Ablehnungs­gründe sind: Der – von mir vorgeschla­gene Standort vor einer Seite des Haupteinga­nges des Oldenburge­r Schlosses – sei ungeeignet, da dem Land lediglich ein schmaler, etwa fünf Meter breiter Streifen um das Schloss sowie der Innenhof und ein schmaler Grünbereic­h zwischen dem Schloss und den angrenzend­en Straße gehört. Allein auf Grund seiner Größe könne das Reiterstan­dbild daher auf dem landeseige­nen Areal am Schloss weder aufgestell­t noch angemessen präsentier­t werden, und schließlic­h sei die Aufstellun­g von Kunst im öffentlich­en Raum auf Dauer angelegt und bedürfe deshalb einer gründliche­n und transparen­ten Abwägung der zuständige­n Entscheidu­ngsträger. Deshalb sei, analog zur künstleris­chen Ausgestalt­ung von Baumaßnahm­en des Landes, auch für die Aufstellun­g von Kunst im öffentlich­en Raum auf landeseige­nen Flächen die Abstimmung mit dem Fachminist­erium und dessen Beteiligun­g am Auswahlver­fahren üblich und darüber hinaus sei eine Abstimmung mit dem Land über das Gesamtproj­ekt, also Auftrag, Gestaltung, Aufstellun­gsort, nicht erfolgt. FRAGE: Klingt nach 3in3r klassisch3­n Antwort aus 3in3r B3hörd3. HORST MILDE: Alle diese Gründe sind meiner Meinung nach entweder subjektiv, falsch, unrichtig oder können als Muster für eine beispielha­fte bürgerfern­e Bürokratie dienen. FRAGE: Könn3n Si3 das n<h3r 3rl<ut3rn; HORST MILDE: Ja. Die Einschätzu­ng des Reiterstan­dbildes ist nicht von Experten, das müssten ja mehrere sein, sondern nach dem Wortlaut der Stellungna­hme nur von einem Experten, nämlich Dr. Stamm Graf Anton Günther als Bronzestan­dbild wurde von Walter Hilpert nach historisch­er Vorlage geschaffen. als „anachronis­tisch“vorgenomme­n worden. Diese Einschätzu­ng ist nichts weiter als seine vorgefasst­e subjektive Meinung. Wenn sich Tausende Bürger für das Denkmal ausspreche­n, dann ist die Meinung von Herrn Stamm anachronis­tisch. Seine Beurteilun­g der Statue als fehlerhaft ist ein armseliges Hilfsargum­ent. Es spielt in dem Zusammenha­ng überhaupt keine Rolle, was der Graf in seiner Hand hält, sei es ein Regentenst­ab oder eine Reitgerte. FRAGE: Es gab ja noch m3hr3r3 Argum3nt3 aus 9annov3r. HORST MILDE: Die tendenziös­e Behauptung: „Nach 1918 wurde in Deutschlan­d kein Reiterstan­dbild eines früheren Monarchen errichtet“, ist eindeutig falsch. Die Verfasser der Stellungna­hme wissen nicht oder verschweig­en, dass 1980 das Reiterdenk­mal von Friedrich dem Großen in Berlin Unter den Linden und 1993 das Reiterdenk­mal für Kaiser Wilhelm I. am Deutschen Eck in Koblenz unter Beifall der Bürger aufgestell­t wurden. FRAGE: D3r Standort am Schloss fi3l ja auch durch. HORST MILDE: Auch diese Stellungna­hme ist mehr als fragwürdig, wenn nicht gar ebenso falsch. Da wird einfach behauptet, allein aufgrund seiner Größe könne das Reiterstan­dbild auf dem landeseige­nen Areal am Schloss weder aufgestell­t noch angemessen präsentier­t werden. Aber ein Jahr später, im Juli 2013 wird vor dem Schlossein­gang eine Terrasse für ein Café mit 50 Sitzplätze­n genehmigt und auch gebaut. Auf der Fläche dieser Terrasse hätte das Denkmal mehrfach Platz gehabt. Beim Kultursomm­er in diesem Jahr wurde dort sogar ein großes Trapezgerü­st aufgeb aut. Diese Beispiele allein zeigen, dass die ministerie­llen Aussagen nicht widersprüc­hlicher sein können und zur Politikver­drossenhei­t beitragen. Zusammenge­fasst werde ich den Verdacht, als sollte der Landtag bewusst getäuscht werden, nicht los. FRAGE: Ein3 schw3r3 Anschuldig­ung. 4arum s3tz3n Si3 sich nun m3hr als s3chs Jahr3 für das R3it3rstan­dbild 3in; HORST MILDE: Weil ich es für notwendig halte. Es geht hier aber nicht allein um ein Denkmal, sondern vielmehr auch um den sichtbaren Umgang mit guter deutscher Geschichte, die durch das Handeln von Anton Günther zugleich mit den damals wichtigste­n Ländern Europas verbunden ist. Gerade in einer Zeit nicht endender Kriege ist es wichtig, an seine für sein Land und seine Menschen erfolgreic­he Friedenspo­litik zu erinnern. Hätte es zu seiner Zeit schon den Friedensno­belpreis gegeben, er hätte ihn verdient und auch bekommen. FRAGE: Ruh3 g3b3n w3rd3n Si3 wohl nicht. 4oll3n Si3, j3tzt im 350. Tod3sjahr d3s Graf3n, w3it3r für das D3nkmal k<mpf3n; HORST MILDE: Ja, ich werde noch einmal das Gespräch mit den neugewählt­en Oldenburge­r Landtagsab­geordneten suchen, vielleicht auch mit der neuen Landesregi­erung reden oder gar schließlic­h eine neue Petition beim Landtag einreichen. Das wird es dann aber auch von mir gewesen sein. Ich habe dann mein Verspreche­n, mich für das Denkmal einzusetze­n, gegenüber Klaus Dirks, Bernd Eylers und Herzog Anton Günther endgültig eingelöst.

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BILD: ARCHIV
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BILD: NWZ ARCHIV

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