Entsetzen nach Massaker in Las Vegas
59 Tote und 527 Verletzte bei Country-Konzert – Polizei forscht nach Motiv des Todesschützen
LAS VEGAS – Nach dem Massaker von Las Vegas stellt sich ganz Amerika eine Frage: Was hat den 64 Jahre alten Stephen Paddock, wohlhabend und angesehen, getrieben, mindestens 59 Besucher eines Country-Festivals zu töten und 527 weitere zu verletzen?
Am zweiten Tag nach der Tat war das Motiv noch völlig unklar. Fest scheint zu stehen: Paddock, der sich nach der Bluttat wohl selbst erschoss, war nicht Anhänger einer Terrororganisation, er war auch kein politischer oder religiöser Fanatiker. Mit seinem Alter, seinem Werdegang, seiner Lebensführung passt er in keines der gängigen Profile.
Immer klarer wird, wie exakt der Mann sein Verbrechen geplant hat. Die Polizei geht davon aus, dass er die 23 Schusswaffen, die in seinem Hotelzimmer im 32. Stock des Mandalay Bay Hotels gefunden worden waren, über Tage in zehn Koffern in das Gebäude geschmuggelt hat. Das Zimmer hat er genau ausgesucht – von einem erhöhten
Standpunkt aus, mit Hilfe von Podesten für seine Gewehre, konnte er so die Menge treffen. Die Waffen, als halbautomatische Gewehre gekauft, soll er zu automatischen Waffen umgebaut haben.
Nach der Tat war die Solidarität mit den Opfern groß. So gingen in den Stunden nach dem Massenmord zahlreiche Menschen zur Blutspende. US-Präsident Donald Trump sprach den Opfern sein Mitgefühl aus und sprach von einem „Akt des absolut Bösen“. Auch die Bundesregierung reagierte entsetzt. „Fassungslos und tief erschüttert über die Morde von Las Vegas“, twitterte Regierungssprecher Steffen Seibert. „So viele zerstörte Leben.“
PHINTERGRUND, SEITE 6
Die Tat in Las Vegas gilt als das blutigste Massaker eines Einzelschützen in der Geschichte der USA. Ein Überblick über die bisher schwersten Taten.
Orlando (Florida), Juni 2016:
Der 29-jährige Omar Mateen erschießt 49 Besucher eines Nachtclubs, der bei Homosexuellen beliebt ist. Spezialeinheiten töten ihn. Der Attentäter, US-Bürger mit afghanischen Eltern, hatte sich zuvor zur Terrormiliz IS bekannt. Seine beiden Waffen, eine Pistole und ein Gewehr, hatte er legal erworben.
Newtown (Connecticut), Dezember 2012:
Adam Lanza, ein 20-Jähriger mit schweren psychischen Problemen, erschießt zunächst seine Mutter und begibt sich dann in seine ehemalige Grundschule, die Sandy Hook Elementary School. Dort ermordet er 20 Schulkinder und sechs Lehrer. Anschließend tötet er sich selbst. Für die Tat nutzte er die Gewehre seiner Mutter.
Blacksburg (Virginia), April 2007:
Der 23-jährige Südkoreaner Cho Seung-Hui schießt in seinem Wohnheim und einem anderen Uni-Gebäude auf Studenten und Lehrkräfte. Insgesamt ermordet er 32 Menschen. Anschließend tötet er sich selbst. Obwohl er in psychiatrischer Behandlung war, konnte er die Tatwaffen legal erwerben.
Killeen (Texas), Oktober 1991:
Der 35-jährige George Hennard fährt mit seinem Pick-up durch die Glasscheibe eines Restaurants. Dann beginnt er mit zwei Pistolen, auf die Gäste zu schießen. Innerhalb weniger Minuten ermordet er 22 Menschen. Nachdem die Polizei eintrifft, erschießt sich der schwer verwundete Täter. Er war ein arbeitsloser Matrose der Handelsmarine und galt als verbittert.
San Ysidro (Kalifornien), Juli 1984:
Bewaffnet mit einer Pistole, einem Gewehr und einer Uzi-Maschinenpistole betritt der 41-jährige James Huberty ein Schnellrestaurant. Dann erschießt er 21 Menschen. Vom Restaurant aus feuert er eine Stunde lang auf die Polizei. Ein Scharfschütze kann ihn schließlich erschießen. Der Täter soll schwere psychische Probleme gehabt haben.