Logistik-Zentrum von VW weckt Fantasie
TIEFSEEHAFEN Auto-Konzern und Cosco Reederei entdecken Vorteile des Jade-Weser-Ports
Minister Lies setzt auf 2eitere Verbindungen. Er nimmt Südamerika ins Blickfeld.
WILHELMSHAVEN – Die ersten Ideen-Skizzen reiften schon vor drei Jahren. Danach kamen Verhandlungen, Pläne und Workshops mit allen Beteiligten. Der Durchbruch erfolgte vor wenigen Tagen am 5. September mit der Vertragsunterzeichnung zwischen der chinesischen Cosco Reederei und FAW-Volkswagen in China über die künftige Verschiffung von Autokomponenten von Wilhelmshaven nach Dalian in Nord-China: Geburtsstunde des neuen Logistik-Zentrums von VW und Audi im Jade-Weser-Port, das bereits in einem Jahr fertig sein soll. Letzte Verträge sollen in Kürze folgen.
„Ein solches Logistik-Zentrum wäre von immenser Bedeutung für Wilhelmshaven und den Wirtschaftsstandort Niedersachsen“, sagte Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) dieser Zeitung. Lies
hat in der Vergangenheit
maßgeblich dazu beigetragen, dass mit Cosco ein potenter Partner ins Boot geholt wurde, um das Logistikzentrum zu realisieren. Der vereinbarte Liniendienst öffnet die Türen zur Welt. „Es wäre ein Beleg dafür, dass wir mit dem Tiefwasserhafen ein zukunftsweisendes Angebot für weltweit führende Container-Reedereien und für unsere exportorientierten Unternehmen geschaffen haben“, betont Lies. Cosco soll jährlich bis zu 18 000 Container von Wilhelmshaven ins nordchinesische Dalian bringen.
Die Fantasie geht längst weiter. „Ich habe mit dem VW-Vorstandschef Matthias Müller und dem für das Chinageschäft zuständigen Vorstand, Jochem Heizmann, am Rande des Aufsichtsrates gesprochen. Beide sehen den schon jetzt deutlichen wirtschaftlichen Vorteil des Containerterminals Wilhelmshaven. Mit dem Anlauf des zusätzlichen Dalian-Dienstes von Cosco ist Wilhelmshaven der optimale Standort. Und es ergeben sich damit auch die Möglichkeiten im nächsten Schritt einen ersten Südamerikadienst nach Wilhelmshaven zu holen“, wirft Wirtschaftsminister Lies einen langen Blick voraus: „Damit würden sich die Logistikkapazitäten nicht nur von VW in Wilhelmshaven erheblich ausbauen lassen. Eine absolute Win-win-Situation für Niedersachsen. Die immer größer werdenden Schiffe zeigen nicht nur die Leistungsfähigkeit des Hafens, sondern machen sehr deutlich, das auch eine Fahrrinnenanpassung der Elbe keine Lösung für diese wachsenden Schiffsgrößen ist.“
Auch Andreas Bullwinkel, Geschäftsführer der Jade-Weser-Port-Marketing, spricht von „wirklich guten Gesprächen“rund um den VW/Cosco-Deal. „Das Projekt
braucht noch etwas Zeit, aber es wird von allen Beteiligten gewollt“, so Bullwinkel. Denn natürlich sehen sich andere Auto-Konzerne die neue logistische Verbindung zwischen Wilhelmshaven und China genau an. Es ist ein offenes Geheimnis, dass man bei BMW, Mercedes und vor allem bei Volvo einen Blick auf das Projekt geworfen hat.
Aus dem Autoteile-Export könnte in Zukunft aber auch ein Import-Geschäft werden. Chinesische Automobilhersteller wollen den europäischen und deutschen Markt erobern. Nicht ausgeschlossen, dass dabei der Jade-Port noch sehr wichtig wird.