Wenn die Hoffnung zuletzt stirbt
Auch diesmal werden die Appelle von Waffengegnern in den 0SA ungehört verhallen
WASHINGTON – Wenn es in den USA um das Thema Waffenrecht geht, fließen auffällig häufig Tränen. Hinterbliebene trauern um ihre Angehörigen, die im Bleihagel zu Tode kamen. Täglich. Der damalige US-Präsident Barack Obama weinte, als er im Januar 2016 die großen Massenmorde seiner beiden Amtszeiten Revue passieren ließ. Jetzt weint der Fernsehmoderator und Kabarettist Jimmy Kimmel in aller Öffentlichkeit – wieder war es zu einem Massenmord mit Schusswaffen gekommen. Diesmal in Las Vegas, Kimmels Heimatstadt. Es war das opferreichste Gewaltverbrechen in der jüngeren US-Geschichte.
So oft auch geweint wird, so selten allerdings wird gehandelt. Vor allem nicht politisch. Eine Verschärfung der teils extrem laxen Waffengesetze steht auch nach Las Vegas nicht in Aussicht. Die Waffengesetzgebung in den USA auf Bundesebene stammt aus dem Jahr 1968. Die letzte Änderung wurde in der ReaganÄra vorgenommen, das war 1986. In dem „WaffenbesitzerSchutzgesetz“wurden die Regeln jedoch nicht etwa verschärft, sondern wieder gelockert.
Die Zahlen sprechen eigentlich für sich: In den USA kommen so viele Menschen durch Schusswaffen zu Tode, wie nirgendwo anders in den entwickelten Ländern. Jahr für Jahr. Nach Angaben der Organisation Gun Violence Archive gab es allein 2017 in den USA mehr als 46 000 Vorkommnisse mit Schusswaffen. Mehr als 11000 Menschen starben, mehr als 23 000 wurden verletzt. Allein am 1. Oktober, dem Tag des Massakers von Las Vegas, kamen in den USA 49 Menschen bei weiteren Vorfällen durch Schusswaffen ums Leben.
Die Politik ist in dieser Frage klar an der Parteilinie gespalten. Die Demokraten wollen seit langer Zeit schärfere Waffengesetze. Sie stehen vor dem Problem, dass jeder vergebliche Anlauf, die Waffengesetze zu verschärfen, eine politische Niederlage darstellt und ihre Position weiter schwächt. Zudem gibt es im ländlich strukturierten Amerika, wo viele Menschen Stunden von der nächsten Polizeistation entfernt leben, durchaus auch nachvollziehbare Forderungen nach privatem Waffenbesitz, außerhalb von Sport und Jagd. Entsprechend vorsichtig hören sich die Worte von Charles Schumer an, dem Chef der demokratischen Senatsfraktion. „Wir müssen sicherstellen, dass die gefährlichsten Waffen nicht in die falschen Hände geraten.“
Präsident Donald Trump kann sich nicht einmal dazu durchringen. „Über Waffengesetze werden wir sprechen, wenn die Zeit dafür gekommen ist“, sagte er. Dass ausgerechnet ein republikanisch geführtes Weißes Haus mit republikanischen Mehrheiten im Senat und Abgeordnetenhaus im Rücken das Waffenthema neu anpackt, ist unwahrscheinlich.
Die Waffenlobby tut ihr Übriges. Organisationen wie die National Rifle Asscociation pumpen Millionen in das Thema – für teure Rechtsgutachten etwa oder als Spenden in den Wahlkampf.
Appelle verhallen. Wohl auch der von Entertainer Jimmy Kimmel: „Beten alleine hilft nicht“, sagte er.