Spanische Fans bepöbeln Piqué
Nationalteam bricht Training ab – Barca streikt
MADRID/BARCELONA – „Piqué, Arschloch, hau ab aus der Nationalmannschaft“, wüteten spanische Fans beim Training der Selección am Montagabend in der Nähe von Madrid. Gerard Piqué, der Weltklasse-Verteidiger des FC Barcelona, wurde so heftig ausgepfiffen und bepöbelt, dass Nationaltrainer Julen Lopetegui die Einheit vor dem WM-Qualifikationsspiel am Freitag gegen Albanien vorzeitig abbrach. Schon nach etwas mehr als 20 Minuten trotteten die Spieler mit ernsten Mienen wieder vom Platz.
Der 30-Jährige ist einer der besten Fußballer seines Landes, dennoch wünschen sich etliche Fans derzeit nichts mehr als seinen vorzeitigen Rücktritt aus dem Nationalteam. Grund ist seine offene Unterstützung für die Unabhängigkeit Kataloniens. Für Unabhängigkeit Kataloniens: Gerard Piqué
Am Wochenende postete er ein Foto von sich aus der Wahlkabine. Zahlreiche andere Katalanen waren dagegen bei der von der spanischen Justiz verbotenen Abstimmung per Polizeigewalt am Wahlgang gehindert worden. Etliche Verletzte waren die Folge. Piqué hatte das im Anschluss an Barças Spiel am Sonntagabend gegen Las Palmas (3:0) zu Tränen gerührt. „Sie haben immer gesagt, dass wir eine kleine Minderheit sind“, sagte er. „Es wurde gezeigt, dass das nicht so ist, sondern dass wir Millionen von Menschen sind.“Anschließend sprach er noch vom „härtesten Spiel“seiner Karriere und zog einen vorzeitigen Rücktritt aus dem spanischen Nationalteam in Erwägung. Sein Team hatte vor leeren Rängen gegen Las Palmas gespielt und zuvor versucht, das Spiel abzusagen.
Über 90 Prozent der wahlberechtigten Katalanen hatten für die Unabhängigkeit von Spanien gestimmt. Nicht nur Piqué, auch die ehemaligen Barca-Profis Xavi und Carles Puyol zeigten offen ihre Unterstützung. Der ehemalige Bayern-Trainer Pep Guardiola warb schon seit langem für die Loslösung von Spanien.
Am Dienstag machte der FC Barcelona erstmal für einen Tag dicht. Aus Protest gegen die Polizeigewalt beim katalanischen Unabhängigkeitsreferendum schloss sich Barca einem Generalstreik an.