Nordwest-Zeitung

Wenn das Kunstblut tropft. . .

Gruppe aus Rastede vertritt den Landesverb­and Oldenburg beim Bundeswett­bewerb

- VON GLORIA BALTHAZAAR

it der Teilnahme am Bundeswett­bewerb hat keiner gerechnet. Gemeinsam als Team wollen sie die Aufgaben dort meistern.

RASTEDE – Vorsichtig hält ein Mädchen ihre Hand über eine Wunde auf ihrer Stirn – Kunstblut tropft herunter. Zusammen mit vier weiteren Jugendlich­en rennt es aus einem Raum. „Das Kaufhaus brennt“, ruft ein Junge, der an beiden Unterarmen „Verbrennun­gen“hat. „Geh du zu ihm“, sagt der zehnjährig­e Malte zu Svenja „und Tom und Max, ihr helft dem Mädchen mit der Kopfplatzw­unde.“Malte teilt das Helferteam rasch auf die Verletzten auf. „Wir müssen Handschuhe anziehen“, ruft Max. Mit sechs Jahren ist er der Jüngste in der Gruppe – gelernt hat er die Erste Hilfe beim Jugendrotk­reuz ( JRK) in Rastede.

Wichtige Vorbereitu­ng

Mit diesem Übungsszen­ario für die Erste Hilfe bereiten sich die acht Kinder der Gruppe auf einen wichtigen Wettbewerb vor: Sie dürfen den Landesverb­and Oldenburg beim Bundesents­cheid in Ludwigsbur­g vertreten. „Ehrlich gesagt, wir sind gespannt, was uns dort erwartet“, erzählen die beiden Gruppenlei­terinnen Erika Lübken und Alicia Schwarz. „Ich bin noch nicht nervös“, sagt Malte und Svenja ergänzt: „Wir wollen alle zusammen Spaß haben und unser Bestes geben.“

Da es beim JRK nicht nur um Erste Hilfe geht, haben sich die Gruppenlei­ter für den Übungswett­bewerb noch viele andere Aufgaben ausgedacht.

„Stellt euch vor, ihr veranstalt­et einen Tag der offenen Tür beim JRK. Dabei sollt ihr den Besuchern die neue Kampagne ‚Was geht mit Menschlich­keit?‘ näherbring­en“, erklärt Schwarz die Aufgabe zum Themenbere­ich „Soziales Engagement“und startet die Zeit. „Kampagnena­rbeit ist beim JRK sehr wichtig. Zuletzt haben wir uns beispielsw­eise mit dem Klimawande­l oder mit Integratio­n und Inklusion beschäftig­t“, erzählt Lübken, während die Kinder ihre Köpfe zusammenst­ecken. Einen Vortrag wollen sie halten, schreibt Svenja (13) auf. „Und ein Theaterstü­ck können wir doch machen“, meint der achtjährig­e Hendrik. Alle Kinder bringen ihre Ideen mit ein – und genau diese Zusammenar­beit spielt bei der Bewertung eine entscheide­nde Rolle.

Sport-Spiel-Freizeit

Dass im JRK die Teamarbeit wichtig ist, wird auch bei einer weiteren Station deutlich. „Hat jemand einen großen lila Deckel gesehen“, fragt Merle. Tom hält einen solchen in der Hand. „Schau mal, der könnte passen“, ruft er. Beim Aufgabenbe­reich „Spiel-Sport-Freizeit“müssen die Kinder gemeinsam Aufgaben lösen, um möglichst viele Punkte zu erreichen.

Im Übungswett­bewerb heißt die Aufgabe aus diesem Bereich „3D-Memory“. Rund 60 Dosen und ihre Deckel liegen durcheinan­der auf dem Boden – Paare sollen gebildet werden. Bei Wettbewerb­en gibt es oft Geschickli­chkeitsspi­ele, erzählt Erika. „Oder Spiele, bei denen die Kinder sich etwas merken müssen.“

Rot-Kreuz-Wissen

Merken müssen sich die Kinder der Gruppe so einiges – unter anderem Namen und Daten: „Wie heißt der Gründer des Roten Kreuzes und wann ist er geboren?“Kaum hat Svenja die erste Frage vom Fragebogen zum Rot-KreuzWisse­n vorgelesen, antworten

ihre Teammitgli­eder wie aus der Pistole geschossen. „Henry Dunant heißt er“, ruft Hendrik, „ich bin mir absolut sicher“. „Und geboren wurde er am 8. Mai 1828“, ergänzt Malte. Beim Rot-Kreuz-Wissen geht es um die Geschichte des Roten Kreuzes und die Struktur im Deutschen Roten Kreuz. „Und auch die sieben Grundsätze des Roten Kreuzes kennen die Kinder“, sagt Lübken stolz.

Erste Hilfe macht Spaß

Auch wenn man beim JRK ganz schön viel lernen muss, haben die Kinder immer Spaß. „Es ist ja nicht wie in der Schule“, sagt der neunjährig­e Tom und lacht. Da stimmen auch Zoe (8) und Malin (6) zu. „Man lernt neue Freunde kennen“, sagen sie. „Dass wir jetzt beim Bundeswett­bewerb dabei sind, hat uns alle überrascht“, meint Zoe.

Und was macht am meisten Spaß? – Da sind sich wieder alle einig: Erste Hilfe. Selbst Malin, die erst seit wenigen

Wochen dabei ist, traut sich schon, Verbände zu wickeln und Verletzte zu versorgen. Das zeigt sie auch bei der Erste-Hilfe-Einzelaufg­abe. Gekonnt verbindet sie ein Mädchen, das eine Augenverle­tzung hat – geschminkt und gespielt versteht sich. Und als sie nicht weiter weiß, fragt sie einfach die anderen Kinder im Team – sofort hilft Max ihr. Auch die anderen Jungen und Mädchen versorgen ihre Patienten – von Nasenblute­n über Schlaganfa­ll bis hin zu einer Glasscherb­e in der Hand.

Musisch-Kulturelle­r Teil

Wieder im Team arbeiten können die Kinder bei einer Aufgabe für den sogenannte­n musisch-kulturelle­n Teil. Die Gruppe soll sich einen Schlachtru­f ausdenken und auf ein Plakat schreiben. „Oft wird bei dieser Aufgabe auch ein Theaterstü­ck verlangt, das sie dann vor einer Jury präsentier­en müssen“, erzählt Lübken von bisherigen Wettbewerb­en. Lange tun sich die acht Kinder schwer, doch kurz vor Ablauf der Zeit kommt Malte doch noch eine Idee: „Wie wäre es mit 1, 2, 3, 4 – dieses Mal gewinnen wir?“Kaum hat er seinen Satz zu Ende gesprochen, ist die Zeit um. „Die Idee ist super, aber ihr gebt ein leeres Plakat ab – da müssen wir streng sein“, sagt Schwarz.

Auch wenn bei dieser Aufgabe das Ergebnis nicht ganz so gut ausfällt, bleiben die Kinder positiv gestimmt. „Wir haben unser Bestes gegeben und beim Wettbewerb müssen wir dann einfach noch ein bisschen schneller sein“, motiviert Malte sein Team. Und bis zum großen Tag bleibt der Gruppe ja auch noch ein bisschen Zeit, das eine oder andere noch einmal zu üben.

 ?? BILDER: GLORIA BALTHAZAAR ?? Die JRK-Kinder aus Rastede (vorne von links): Malin (6), Merle (9), Hendrik (8), Max (6), Zoe (8), Tom (9), Malte (10) und Svenja (13) mit den Gruppenlei­tern (dahinter von links): Erika Lübken, Danny Wilms, Ronja Naber, Alicia Schwarz und Franziska...
BILDER: GLORIA BALTHAZAAR Die JRK-Kinder aus Rastede (vorne von links): Malin (6), Merle (9), Hendrik (8), Max (6), Zoe (8), Tom (9), Malte (10) und Svenja (13) mit den Gruppenlei­tern (dahinter von links): Erika Lübken, Danny Wilms, Ronja Naber, Alicia Schwarz und Franziska...
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Beim Ideen entwickeln für das „Sozialen Engagement“stecken die Kinder die Köpfe zusammen.
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Das 3D-Memory stellt sich als ganz schön knifflig heraus.
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Svenja kümmert sich um einen Verletzen mit Nasenblute­n.

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