Tolle Technik – schwache Story
„Blade Runner 2049“kann neben seinem Vorgänger-Film ni.ht bestehen
Der Film, der an diesem Donnerstag bundesweit in den Kinos anläuft, ist aufwendig inszeniert. Do.h am Ende bleibt er nur eine Na.hges.hi.hte.
BERLIN – Für „Blade Runner 2049“hängt die Messlatte unvorstellbar hoch. Immerhin hat der erste Film um einen Androidenkiller (Harrison Ford) in der Schaffenskrise stilistisch und erzählerisch Kinogeschichte geschrieben. Und wenn mit Denis Villeneuve („Arrival“) auch noch die Speerspitze der philosophisch interessierten Science-Fiction Regie führt, schießt die Fallhöhe ins Unermessliche. Kann der neue Film überhaupt gewinnen?
Los Angeles im Jahr 2049, 30 Jahre nachdem Blade Runner Deckard mit der Androidin Rachael (Sean Young) durchgebrannt ist. Die Tücken einer digitalisierten Welt liegen offen zutage. Immer wieder fallen Sätze wie: Das war vor dem Blackout, davon haben wir nur lückenhafte Daten – eigentlich hat nur das überlebt, was auf Papier stand.
Replikanten werden jetzt als „biotechnisch hergestellte Menschen“vorgestellt. Nach den Erfahrungen aus Teil eins sind sie durch künstliche Erinnerungen und verbesserten Gehorsam wirksamer gegen das Meutern gesichert. Replikanten-Hersteller Tyrell ist pleite. Seine riesige Firmenzentrale
dient nur mehr als Vorbau zum Pharaonengrabartigen Hauptsitz des blinden Visionärs Wallace (Jared Leto). Der will in seinem Größenwahn Replikanten schaffen,
die sich fortpflanzen.
Ein erster natürlich gezeugter Replikant ist bereits 2021 geboren und verschwunden. Wallace schickt seine Allzweck-Replikantin Luv (Sylvia Hoeks) auf die Suche. Die Polizistin Joshi (Robin Wright) schickt dagegen den Blade Runner K, um den Mischling zu töten. Ryan Gosling spielt ihn auf einem erwartbaren, aber überzeugenden Selbstfindungstrip.
Der Film versucht zunächst erfolgreich, optisch und thematisch nicht im Schatten des Vorgängers zu bleiben: K fliegt über riesige Solarzellen-Felder zu einer Eiweißfarm für nahrhafte Maden. Denkwürdig ist die Nebenhandlung um Ks holografische Freundin Joi (Ana de Armas). Im DNAArchiv philosophiert sie über den Unterschied, aus vier Gen-Bausteinen zu bestehen oder aus zwei digitalen Zuständen.
Als all diese konseXuenten Weiterführungen beeindruckend in Stellung gebracht sind, vergisst der Film sie aber einfach. Stattdessen reiht er im letzten Drittel in schneller Folge beliebige Twists und pseudo-tiefgründige Dialoge aneinander. Der gealterte Deckard (Ford) besäuft sich als Einsiedler mit Hund in einer postapokalyptischen Casinostadt. Ein so wort- wie bedeutungsloser Endkampf und eine wirklich belanglose Familienzusammenführung runden einen eigentlich aufregend begonnenen Film ab.
Dieser zweite „Blade Runner“sieht zwar toll aus, er ist aufwendig produziert und gut gespielt. Aber er hätte ein Drehbuch gebraucht, das einlöst, was es verspricht.
P@ Trailer zum Kinofilm unter bit.ly/Blade2049