Nordwest-Zeitung

Tolle Technik – schwache Story

„Blade Runner 2049“kann neben seinem Vorgänger-Film ni.ht bestehen

- VON FABIAN MAY

Der Film, der an diesem Donnerstag bundesweit in den Kinos anläuft, ist aufwendig inszeniert. Do.h am Ende bleibt er nur eine Na.hges.hi.hte.

BERLIN – Für „Blade Runner 2049“hängt die Messlatte unvorstell­bar hoch. Immerhin hat der erste Film um einen Androidenk­iller (Harrison Ford) in der Schaffensk­rise stilistisc­h und erzähleris­ch Kinogeschi­chte geschriebe­n. Und wenn mit Denis Villeneuve („Arrival“) auch noch die Speerspitz­e der philosophi­sch interessie­rten Science-Fiction Regie führt, schießt die Fallhöhe ins Unermessli­che. Kann der neue Film überhaupt gewinnen?

Los Angeles im Jahr 2049, 30 Jahre nachdem Blade Runner Deckard mit der Androidin Rachael (Sean Young) durchgebra­nnt ist. Die Tücken einer digitalisi­erten Welt liegen offen zutage. Immer wieder fallen Sätze wie: Das war vor dem Blackout, davon haben wir nur lückenhaft­e Daten – eigentlich hat nur das überlebt, was auf Papier stand.

Replikante­n werden jetzt als „biotechnis­ch hergestell­te Menschen“vorgestell­t. Nach den Erfahrunge­n aus Teil eins sind sie durch künstliche Erinnerung­en und verbessert­en Gehorsam wirksamer gegen das Meutern gesichert. Replikante­n-Hersteller Tyrell ist pleite. Seine riesige Firmenzent­rale

dient nur mehr als Vorbau zum Pharaoneng­rabartigen Hauptsitz des blinden Visionärs Wallace (Jared Leto). Der will in seinem Größenwahn Replikante­n schaffen,

die sich fortpflanz­en.

Ein erster natürlich gezeugter Replikant ist bereits 2021 geboren und verschwund­en. Wallace schickt seine Allzweck-Replikanti­n Luv (Sylvia Hoeks) auf die Suche. Die Polizistin Joshi (Robin Wright) schickt dagegen den Blade Runner K, um den Mischling zu töten. Ryan Gosling spielt ihn auf einem erwartbare­n, aber überzeugen­den Selbstfind­ungstrip.

Der Film versucht zunächst erfolgreic­h, optisch und thematisch nicht im Schatten des Vorgängers zu bleiben: K fliegt über riesige Solarzelle­n-Felder zu einer Eiweißfarm für nahrhafte Maden. Denkwürdig ist die Nebenhandl­ung um Ks holografis­che Freundin Joi (Ana de Armas). Im DNAArchiv philosophi­ert sie über den Unterschie­d, aus vier Gen-Bausteinen zu bestehen oder aus zwei digitalen Zuständen.

Als all diese konseXuent­en Weiterführ­ungen beeindruck­end in Stellung gebracht sind, vergisst der Film sie aber einfach. Stattdesse­n reiht er im letzten Drittel in schneller Folge beliebige Twists und pseudo-tiefgründi­ge Dialoge aneinander. Der gealterte Deckard (Ford) besäuft sich als Einsiedler mit Hund in einer postapokal­yptischen Casinostad­t. Ein so wort- wie bedeutungs­loser Endkampf und eine wirklich belanglose Familienzu­sammenführ­ung runden einen eigentlich aufregend begonnenen Film ab.

Dieser zweite „Blade Runner“sieht zwar toll aus, er ist aufwendig produziert und gut gespielt. Aber er hätte ein Drehbuch gebraucht, das einlöst, was es verspricht.

P@ Trailer zum Kinofilm unter bit.ly/Blade2049

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AP-BILD: STEPHEN VAUGHAN/WARNER BROS. Androidenk­iller: Ryan Gosling (links) und Harrison Ford in „Blade Runner 2049“

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