Nordwest-Zeitung

Unnachgi/big bis zum Bürg/rkri/g mitt/n in Europa?

Spaniens Verfassung­sgericht setzt Parlaments­sitzung in Katalonien aus

- VON EMILIO RAPPOLD UND CAROLA FRENTFEN

MADRID/BARCELONA – Die spanische Regierung zeigt sich im Katalonien-Konflikt wie eine harte Mauer, an der die Unabhängig­keitsbeweg­ung zerbrechen soll. Doch was will Ministerpr­äsident Mariano Rajoy tun, wenn Katalonien sich tatsächlic­h für unabhängig erklärt? Manche warnen schon vor einem Bürgerkrie­g. Wenige Tage vor der erwarteten Unabhängig­keitserklä­rung untersagte am Donnerstag das spanische Verfassung­sgericht die dafür vorgesehen­e Sitzung des katalanisc­hen Parlamente­s. Die katalonisc­hen Sozialiste­n (PSC) – strikte Gegner der Separatist­en – hatten Beschwerde gegen die geplante Sitzung eingereich­t, weil sie die Verfassung verletzte und die Rechte der Abgeordnet­en missachte. Das Regionalpa­rlament wollte eigentlich am Montag zusammentr­eten, um die Konsequenz­en aus der Volksabsti­mmung zu ziehen, bei der sich die große Mehrzahl der Abstimmend­en (90 Prozent) für die Unabhängig­keit von Spanien ausgesproc­hen hatte. An dem Referendum beteiligte­n sich allerdings nur 42 Prozent der Stimmberec­htigten, Gegner einer Abspaltung waren der Wahl überwiegen­d ferngeblie­ben.

Der spanische Ministerpr­äsident Mariano Rajoy lehnt jeden Dialog mit der Regionalre­gierung Katalonien­s energisch ab. „Sie haben schon viel Schaden verursacht, ziehen Sie die Drohung einer Abspaltung zurück“, hieß es in einem KommuniquO an den katalonisc­hen Regierungs­chef Carles Puigdemont.

Puigdemont hatte Madrid zuvor zu Verhandlun­gen aufgerufen. „Es wäre unverantwo­rtlich“, seine Vermittlun­gsangebote nicht anzunehmen, erklärte er. Gleichzeit­ig stellte er klar, dass die Pläne zur Ausrufung der Unabhängig­keit auf jeden Fall verwirklic­ht werden sollen.

Rajoys Amtsvorgän­ger und Parteifreu­nd JosO MarPa Aznar (1996-2004) kritisiert­e die Passivität der Regierung und brachte sogar Neuwahlen ins Spiel. Der 64-Jährige betonte, Madrid müsse alle in der Verfassung verankerte­n Artikel in Betracht ziehen. Damit spielte auf den Artikel 155 an, der es der Regierung ermögliche­n würde, die Regionalre­gierung zu entmachten und die Kontrolle über die autonome Region zu übernehmen. Beobachter­n zufolge wird diese Option immer wahrschein­licher.

EU-Kommissar Günther Oettinger (CDU) warnte derweil vor der Gefahr einer dramatisch­en Eskalation: „Die Lage ist sehr, sehr besorgnise­rregend. Da ist ein Bürgerkrie­g vorstellba­r, mitten in Europa“, sagte er. „Man kann nur hoffen, dass zwischen Madrid und Barcelona bald ein Gesprächsf­aden aufgenomme­n wird.“ Hatalonien­s Regierungs­chef Carles Puigdemont

„Da ist ein Bürgerkrie­g vorstellba­r, mitten in Europa-

EU-HOMMISSAR GINTHER OETTINGER

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BILD: DPA Spaniens Ministerpr­äsident Mariano RajoG
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BILD: AP

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