Nordwest-Zeitung

Kepf-an-Kopf-Rennen in Hannover

Btephan Weils SPD und Bernd Althusmann­s CDU liegen in neuester Umfrage gleichauf

- VON DORIS HEIMANN

Die Landtagswa­hl in Niedersach­sen wird ganz anders als die gerade gelaufene Bundestags­wahl. Aber auch hier wird das Schmieden einer Koalition eine äußerst schwierige Aufgabe.

HANNOVER – Kein Wähler-Frust durch Große Koalition, kein prädestini­erter Sieger mit haushohem Vorsprung: Für die Landtagswa­hl in Niedersach­sen am 15. Oktober gilt ein anderes Szenario als für die gerade gelaufene Bundestags­wahl.

Alles deutet auf ein Kopfan-Kopf-Rennen zwischen dem amtierende­n Ministerpr­äsidenten Stephan Weil (58) und seinem CDU-Herausford­erer Bernd Althusmann (50) hin. Die AfD dagegen muss um ihren Einzug in den Landtag zittern – auch das ist ein Unterschie­d zur Situation im Bund.

Zehn Tage vor der Landtagswa­hl deutet sich ein Patt an: Nach einer Umfrage von Infratest dimap im Auftrag der „Tagestheme­n“geht der Sinkflug der lange führenden Union weiter: Die CDU verliert im Vergleich zur Vorwoche einen Prozentpun­kt und kommt nun auf 34 Prozent, hieß es am Donnerstag. Die SPD bleibt stabil bei ebenfalls 34 Prozent.

Ministerpr­äsident Weil ist davon beflügelt. Wenn es so weitergehe, werde man die CDU überholen, sagte er kürzlich bei einer Wahlkampfv­eranstaltu­ng im Harz. Sein Rivale Althusmann dagegen bleibt vorsichtig. Er schätzt die eigenen Chancen auf 50:50 und rechnet mit einem engen Ergebnis. „Niedersach­sen ist weder klassische­s CDU- noch SPD-Land.“

Das musste bei der letzten Landtagswa­hl 2013 der damalige Ministerpr­äsident David McAllister (CDU) schmerzhaf­t erfahren. Am Ende gaben 334 Stimmen mehr für die SPD den Ausschlag dafür, dass sein schwarz-gelbes Regierungs­bündnis von einer rot-grünen Koalition unter Stephan Weil abgelöst wurde. Rot/Grün zitterte sich zum Sieg – und stützte sich auf eine Ein-Stimmen-Mehrheit im Landtag.

Damit war es dann plötzlich vorbei, als im August die grüne Landtagsab­geordnete Elke Twesten aus Scheeßel zur CDU überlief. Die Konsequenz ist nun eine vorgezogen­e Neuwahl.

Bei der CDU mag der eine oder andere stillschwe­igend über diese Volte in der niedersäch­sischen Politik triumphier­t haben. Aber die Causa Twesten hat das Verhältnis der CDU zu SPD und Grünen vergiftet.

Und die neueste Umfrage zeigt: Es wird weder für eine Fortsetzun­g von Rot/Grün noch für Schwarz/Gelb reichen. Althusmann stände im Falle eines Siegs vor zwei schwierige­n Optionen: Entweder eine Große Koalition mit der SPD oder ein JamaikaBün­dnis mit FDP (8 Prozent) und Grünen (8,5 Prozent).

Doch sind die Grünen in Niedersach­sen weniger vom Realo-Flügel dominiert als beispielsw­eise in SchleswigH­olstein oder Baden-Württember­g. Und die Wut auf die CDU ist bei manchen groß. Von „schwarz-gelben Hetzern“sprach der grüne Agrarminis­ter Christian Meyer erbost auf dem Parteitag. Das sei „Gauland-Rhetorik“, feuerte wiederum Althusmann in Anspielung auf den AfD-Vize Alexander Gauland zurück.

Karibische Gefühle gehen anders – selbst wenn die Grünen eine Jamaika-Koalition offiziell nicht ausschließ­en und Althusmann sagt: „Man soll nie nie sagen.“

Amtsinhabe­r Weil hält eine große Koalition für „extrem unwahrsche­inlich“und verweist auf das belastete Verhältnis zwischen CDU und SPD. Rechnerisc­h bleibt ihm derzeit die Alternativ­e einer Ampel-Koalition mit den Grünen und der FDP, auch wenn sich FDP-Chef Stefan Birkner noch dagegen sträubt. Sollte die Linke (4,5 Prozent) doch in den Landtag einziehen, wäre auch Rot/Rot/Grün in Reichweite.

Die AfD spielt in Niedersach­sen eine vergleichs­weise kleine Rolle. Querelen im Landesverb­and und Treue der niedersäch­sischen Wähler zu CDU und SPD nennen Politologe­n als Ursachen. Bei der Bundestags­wahl erzielten die Rechtspopu­listen hier 9,1 Prozent, die Umfrage zur Landtagswa­hl sieht sie nur bei 8 Prozent.

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DPA-BILD: STRATENSCH­ULTE DPA-BILD: STRATENSCH­ULTE Der Amtsinhabe­r: Stephan Weil (SPD) will weiter regieren. Der Herausford­erer: Bernd Althusmann (CDU) will wieder an die Macht.

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