Nordwest-Zeitung

Wenn Frauen nach den Sternen greifen

Uisher ist noch keine deutsche Astronauti­n ins All geflogen - Das soll sich bald ändern

- VON IRENA GÜTTEL

59 Frauen sind bisher von der Erde ins All gestartet. Damit liege der Frauenante­il bei etwa zehn Prozent.

BREMEN - EinMle Mann hat keine Angst davor, nach den Sternen zu greifen. Die 40-Jährige könnte in ein paar Jahren zu den ersten Astronaute­n gehören, die mit dem neuen USRaumschi­ff „Orion“ins All fliegen. „Ich werde aufgeregt sein, aber nicht nervös. Alles, was wir tun, ist ein kalkuliert­es Risiko“, sagt sie an diesem Tag in Bremen zu Ingenieure­n, die Teile der Raumkapsel bauen. Ja, Mann ist eine unerschroc­kene Frau.

Nach ihrem Auftritt möchten viele Zuhörer ein Foto mit Nicole Mann vor einem Modell von „Orion“im Bremer Werk des Raumfahrtk­onzerns Airbus Defence and Space – vor allem eine junge Frau knipst begeistert Selfies. Mann strahlt in ihrer blauen Nasa-Jacke in die Kameras. Aufmerksam­keit ist sie gewohnt: Eine Astronauti­n ist auch in ihrem Heimatland USA etwas Besonderes. In Deutschlan­d ist sie eine Sensation.

Noch nie ist eine deutsche Astronauti­n ins All geflogen. Am nächsten dran war wohl Renate Brümmer, die 1993 Ersatzkand­idatin für den zweiten deutschen Spacelab-Flug war. Eine Tatsache, die nicht nur Nicole Mann, sondern auch Ellen Ochoa verwunderl­ich findet. Die 59-Jährige leitet als Direktorin das Johnson Space Center in Houston, wo Astronaute­n für den Einsatz im Weltall ausgebilde­t werden. „Es macht keinen Unterschie­d, ob Mann oder Frau. Wir absolviere­n alle das gleiche

Training“, sagt sie. Ochoa spricht aus eigener Erfahrung. Von 1993 bis 2002 flog sie viermal an Bord des US-Spaceshutt­les ins All. „Alles, was Astronaute­n im All machen, können sowohl Männer als auch Frauen machen.“Bei der Auswahl sei nur die Qualifikat­ion entscheide­nd: Gesucht sind Wissenscha­ftler und Ingenieure, Leute, die gut im Team arbeiten können, fit und belastbar sind.

All das trifft auf Nicole Mann zu. Sie flog als Testpiloti­n Kampfflugz­euge und hat Maschinenb­au studiert. Damit ist sie jedoch keine Ausnahme. In Manns Astronaute­nklasse waren genauso viele Männer wie Frauen. Am Ende entschied sich die US-Raumfahrta­gentur Nasa für sieben Männer und fünf Frauen, die nun für einen Flug ins All trainieren. Eine Quote, über die Mann gar nicht nachdenkt. „Man arbeitet einfach mit einem anderen Kollegen zusammen. Nationalit­ät und Geschlecht sind dabei egal.“

59 Frauen sind nach Angaben der Nasa bisher von der Erde ins All gestartet. Damit liege der Frauenante­il bei etwa 10 Prozent, sagt die Bremer Managerin Claudia Kessler, die Fachkräfte in der Raumfahrtb­ranche vermittelt. Die Nasa komme bei ihren Astronaute­nanwärtern fast auf eine 50-Prozent-Quote, sagt sie. Auch Kanada habe beschlosse­n, bei der nächsten Auswahl einen Mann und eine Frau auszusuche­n. „Europa sollte sich das für eine nächste Auswahl auch vornehmen“, sagt Kessler. Allein auf die europäisch­e Raumfahrta­gentur Esa will sich Kessler jedoch nicht verlassen. Sie will 2020 die erste deutsche Astronauti­n auf die Internatio­nale Raumstatio­n (ISS) schicken. Dafür hat sie die private Initiative „Die Astronauti­n“gegründet. „Wir brauchen dringend mehr Rollenmode­lle, um Mädchen für Technik und Wissenscha­ft zu begeistern“, sagt sie.

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DPA-BILD: JASPERSEN Zu Gast bei Airbus in Bremen: die NASA Astronauti­nnen Ellen Ochoa (links) und Nicole Mann
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BILD: NORBERT WAHN Claudia Kessler

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