Zusammenstoß
Das, was in Katalonien am Sonntag passiert ist, war ein Zusammenstoß mit Ansage. Das, was in Spanien jetzt passiert, ist ein Zusammenstoß mit Ausrufezeichen.
Wie zwei Schnellzüge auf demselben Gleis steuerten Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy und Kataloniens Regierungschef Carles Puigdemont in den vergangenen Monaten aufeinander zu, erst langsam, dann schneller, und zum Schluss wurde noch mal richtig aufs Gas gedrückt. Ampeln und Ausweichgleise wurden geflissentlich ignoriert. Der eine hatte schließlich das Recht auf seiner Seite, der andere das Unrecht seines Gegenübers vor Augen. Dann kam der Tag des Referendums. Und es krachte. Und zwar laut. Doch statt nun – aufgeschreckt von hohen Jastimmen und roher Polizeigewalt – den Unfallhergang zu analysieren und weiteren Schaden zu vermeiden, setzt man den Zug zurück, um erneut aufeinanderzuzufahren. Und es wird krachen. Und zwar noch lauter.
Rajoy und Puigdemont werden diesen Zusammenstoß vermutlich nicht lange überleben. Aber auch der Kollateralschaden, den sie da gerade anrichten, ist immens: Als erstes unter die Räder kommen dabei die Katalanen, sie verlieren sehr wahrscheinlich das bisschen Selbstbestimmung, das sie sich schon erkämpft hatten. Als nächstes werden die restlichen Spanier folgen, angesteckt vom Leiden ihrer bislang wirtschaftsstärksten Region.
@ Die Autorin erreichen 9ie unter Dosch@infoautor.de