Endspurt in Niedersachsen
SPD und CDU liefern sich auch im Politbarometer Kopf-an-Kopf-Rennen
Es wird spannend: In Niedersachsen reicht es weder für eine Fortsetzung von Rot/Grün noch für eine Neuauflage von Schwarz/Gelb.
HANNOVER – Die Entscheidung bei der Landtagswahl in Niedersachsen dürfte denkbar knapp ausfallen. Gut eine Woche vor dem Wahltermin ergibt sich aus einer weiteren Umfrage, dass alles auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) und seinem Herausforderer Bernd Althusmann (CDU) hinausläuft.
Schwierig dürfte die Koalitionsfrage werden. Die derzeitige rot-grüne Koalition hat den Umfragen zufolge keine Mehrheit mehr, es reicht aber auch nicht für eine Neuauflage einer vorherigen schwarzgelben Koalition. Außer einer Großen Koalition aus SPD und CDU sind rechnerisch noch zwei Dreierbündnisse möglich: Die CDU könnte mit FDP und Grünen eine Jamaika-Koalition bilden. Die SPD könnte sich mit einer AmpelKoalition mit FDP und Grünen an der Macht halten.
Im Politbarometer vom Freitag, das die Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen für diese Zeitung und das ZDF ermittelt hat, kommen die regierende SPD und die oppositionelle CDU derzeit beide auf 33 Prozent. Bereits in einer am Vortag veröffentlichten Umfrage von Infratest dimap waren die beiden Volksparteien gleich stark – hier kamen sie auf je 34 Prozent.
Laut Politbarometer könnte die FDP mit zehn Prozent drittstärkste Kraft werden. Die Grünen liegen bei neun Prozent, die AfD kommt auf sieben. Die Linke muss mit fünf Prozent um den Einzug in den Landtag zittern.
Bei der Frage, wen man lieber als Regierungschef in dem Bundesland hätte, liegt Amtsinhaber Weil (49 Prozent) weit vor CDU-Herausforderer Althusmann (29 Prozent). Auch bei der Frage nach dem persönlichen Ansehen hat Weil die Nase vorn: Auf einer Skala von plus 5 bis minus 5 erhält er einen Durchschnitt von 1,5, Althusmann lediglich von 0,5.
Ministerpräsident Weil erklärte, er halte eine Koalition mit der CDU für sehr unwahrscheinlich. Außerdem konzentriere er seinen Ehrgeiz darauf, dass die Linke wieder unter der Fünf-Prozent-Hürde bleibe. Ausdrücklich ausschließen wollte er ein rot-rotgrünes Bündnis aber nicht.
Anders als in vielen anderen Bundesländern ist die AfD bislang in Niedersachsen nicht im Landtag vertreten. Bei Umfragewerten von sieben bis acht Prozent scheint ihr Einzug aber wahrscheinlich. Der Landesverband ist geprägt von innerparteilichen Querelen. Der Göttinger Politologe Matthias Micus rechnet daher mit dem schnellen Zerfall der Fraktion. „Es würde mich sehr wundern, wenn die AfD-Fraktion die Legislaturperiode ohne Abspaltung überstehen würde“, sagte er.