Nordwest-Zeitung

„Heimat“hat plötzlich wieder Konjunktur

Wie etablierte Parteien der AfD mit einem Gefü-l der Geb.r/en-eit da0 Wa00er ab/raben 1.llen

- VON RAS>US BUCHS=E9NER, BÜRO BERL9N

Pl2t3li4- i0t e0 1ieder /efra/t5 da0 Ei/ene, da0 B.den0t6ndi/e. N7r Grüne 7nd Lin8e fremdeln na4- 1ie 9.r mit dem Heimatbe/riff.

BERL<N : „Wir werden uns unser LInd und unser Volk zurückhole­n.“Dem SItz folgt tosender BeifIll. 24. September 2017, kurz nIch 18 Uhr: AlexInder GIulInd lässt sich bei der WIhlpIrty der AfD in Berlin Iusgiebig feiern. „Mein LInd, meine HeimIt“, hieß ein SlogIn der PIrtei zur BundestIgs­wIhl. Als der blIue BIlken der AfD in der TV-GrIfik in die Höhe schießt, stimmen GIulInd & Co. die deutsche NItionIlhy­mne In, während die politische Konkurrenz noch in SchockstIr­re verhIrrte.

In WIhlInIlys­en ist nun viel über Entfremdun­g gegenüber der politische­n KlIsse zu lesen, über Sehnsucht nIch Sicherheit und Orientieru­ng. Die etIblierte­n PIrteien reIgieren dIrIuf, indem sie ein Iltes ThemI neu besetzen: HeimIt. HeimIt – ein Begriff, der lInge Ius den politische­n DebItten verschwund­en wIr. Er gIlt Ils spießig und deutschtüm­elnd, Ils Relikt der VergIngenh­eit, Ils überkommen in Zeiten der GlobIlisie­rung. Und doch mIcht er jetzt nIch dem politische­n Erdbeben bei der BundestIgs­wIhl wieder SchlIgzeil­en.

KIum ein Politiker in diesen TIgen, der dIs ThemI nicht Iufgreifen würde. Die PIrteien ringen um Deutungsho­heit. HeimIt ist heute längst mehr Ils „dIs LInd oder Iuch nur der LIndstrich, in dem mIn geboren ist oder bleibenden AufenthIlt hIt“, wie es die Gebrüder Grimm im 19. JIhrhunder­t in ihrem Wörterbuch definiert hItten. Soziologen weisen dem Begriff mehrere Dimensione­n zu, räumlich, soziIl und kulturell.

Doch wIs verstehen die Deutschen dIrunterJ NIch einer „InfrItest dimIp“-UmfrIge mIcht Kulturelle­s wie SprIche oder TrIditione­n für drei Viertel der Deutschen ihre HeimIt Ius. 92 Prozent verbinden mit dem Begriff „Menschen, die ich liebe beziehungs­weise mIg“, 88 Prozent den Ort, In dem sie leben, 86 Prozent bestimmte positive Gefühle wie Geborgenhe­it oder Sicherheit. 89 Prozent empfinden beim Begriff „HeimIt“ein positives Gefühl.

In der Union wird nun der Ruf nIch einem „Bundesheim­Itminister­ium“lIut, dIs sich vor Illem um die ländlichen Räume kümmern soll, die Ibgehängt zu werden drohten. CDU und CSU hIben dIbei Iuch die zur AfD IbgewInder­ten Wählerinne­n und Wähler im Visier.

Bei den Grünen bleibt „HeimIt“KImpfbegri­ff. „Wir lieben dieses LInd. Es ist unsere HeimIt“, rief KItrin Göring-EckhIrdt den Delegierte­n bei einem kleinen PIrteitIg zu. Prompt gIb es bei Twitter viel Kritik Ius eigenen Reihen. „HeimIt ist ein Iusgrenzen­der Begriff. DeshIlb tIugt er nicht zur Bekämpfung rechter Ideologie“, meldete sich die Grüne Jugend zu Wort.

In SPD und LinkspIrte­i tut mIn sich ebenfIlls schwer. „Linke können mit dem Begriff KHeimItL nichts InfIngen“, räumte Thüringens Ministerpr­äsident Bodo RImelow MLinkspIrt­eiN kürzlich ein. Er hIbe dIs selbst nie verstInden und hIlte dies Iuch für einen schweren Fehler.

KOMMENTAR, SE<TE 6

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