Verlassen die Banken jetzt Katalonien?
Madrid erhöht nach Referendum den wirtschaftlichen Druc8 auf die Region
Die Regierung lehnt weiter jeden Dialog mit der Führung Kataloniens ab. Jetzt will sie die Region wirtschaftlich ausbluten.
MADRID/BARCELONA – Die spanische Regierung erhöht im Katalonien-Konflikt den wirtschaftlichen Druck auf die nach Unabhängigkeit strebende Region. Am Freitag verabschiedete sie in Madrid ein Dekret, das Firmen und Banken den Weggang aus Katalo- nien erleichtert. Spanische Medien sprachen von einer „salida exprés“– einem Weggang im Eilverfahren. Demnach reicht für einen Ortswechsel künftig eine Entscheidung des Aufsichtsrats – eine Gesellschafterversammlung muss nicht mehr einberufen werden.
„Es ist nicht die Schuld der Unternehmen, wenn eine unverantwortliche Politik Unsicherheit und Unruhe verbreitet“, sagte der spanische Wirtschaftsminister Luis de Guindos. Die Entscheidung wurde angesichts der drohenden Unabhängigkeitserklärung der Region gefällt. Bereits am hatte die fünftgrößte Bank des Landes, Banco Sabadell, angekündigt, nach Alicante umzuziehen. Am Freitag folgte der Energiekonzern Gas Natural Fenosa. Er will seinen Hauptsitz von Barcelona nach Madrid verlegen. Die Großbank La Caixa gab etwas später bekannt, nach Valencia umzuziehen.
Auch Cava-Produzent Freixenet könnte Katalonien den Rücken kehren. „Wenn es wirklich zu einer einseitigen Unabhängigkeitserklärung kommen sollte, dann werden viele Firmen aus Katalonien abziehen, was großen Schaden anrichten wird“, zitierte die Zeitung „La Vanguardia“Freixenet-Chef José Luis Bonet. Eine Abspaltung sei „kein Scherz“, sondern „eine echte Katastrophe“.
Die Katalanen hatten sich bei einem umstrittenen und von der Justiz untersagten Referendum mit deutlicher Mehrheit für eine Abspaltung der bisher wirtschaftsstarken Region von Spanien ausgesprochen. Allerdings hatten nur 42 Prozent der Wahlberechtigten teilgenommen.
Die Regierung in Madrid unter Führung von Mariano Rajoy hatte wochenlang mit allen Mitteln versucht, die Volksabstimmung zu verhinDonnerstag dern. Bislang lehnt sie jeden Dialog mit der Regionalregierung ab. Diese hatte für Montag eine Parlamentssitzung angesetzt, bei der die Unabhängigkeit erklärt werden sollte. Jedoch hatte das Verfassungsgericht die Sitzung am Donnerstag verboten.
Der Chef der Regionalregierung, Carles Puigdemont, will laut Medienberichten am Dienstag vor dem Parlament in Barcelona Stellung zur „aktuellen politischen Lage“beziehen. Ob er dabei die Unabhängigkeit ausrufen oder lediglich das weitere Vorgehen seiner Regierung vorstellen will, wurde nicht bekannt.