Nordwest-Zeitung

Aufgewacht

- VON ALEXANDER WILL

Ein Gutes hat das Ergebnis der Bundestags­wahl: Die Debatte über „Heimat“ist in vollem Gang. Ein verpönter Begriff beginnt, wieder wichtig zu werden.

Ein „Heimatmini­sterium“braucht es dazu nun jedoch nicht gleich. Warum muss in solchen Fragen immer gleich der Hang der Deutschen zur Bürokratis­ierung durchbrech­en? Es wäre vielmehr sinnvoll, Sinn und Kern des Begriffes „Heimat“als eine Art politische Querschnit­tsaufgabe zu begreifen. Das betrifft die Stärkung von Bindungen – am besten freiwillig­er –, die Kenntnis des Werdens dessen, was uns umgibt, das Bewusstsei­n, dass kein Mensch aus dem Nichts kommt, sondern die Summe dessen ist, was vor ihm war. Auch wenn es vor allem die Linke nicht wahr haben will: Das bedeutet auch Bindungen an einen Ort, ein Haus, ein Feld, eine Region, ein Land. Bleibendes wurde vor allem von Daheimgebl­iebenen geschaffen, die sich solcher Bindungen bewusst waren. Das läuft natürlich dem herrschend­en postmodern­en Geist zuwider, nach dem Heimat irgendwie überall ist. Konkrete Bindungen werden da bestenfall­s als spießig-muffig gesehen, schlimmste­nfalls als faschistis­ch diffamiert. Aber das ist natürlich die Erzählung einer Minderheit – wenn auch einer tonangeben­den.

Der Mehrheit geht es doch noch immer wie dem Riesen Antaios aus der griechisch­en Sage, der seine Kraft aus der Berührung der Erde zog, von der er stammte. „Heimat“funktionie­rt ganz ähnlich. So ist es also gut und recht, dass man dies in der Politik zu verstehen beginnt.

@ Den Autor erreichen Sie unter Will@infoautor.de

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany