Nordwest-Zeitung

„Öffentlich bezahlte Arbeit für Flüchtling­e“

Städtebund-Präsident Trips fordert mehr Hilfen für die Kommunen in Niedersach­sen

- VON GUNARS REICHENBAC­HS, BÜRO HANNOVER

FRAGE: Herr Trips, die Kommunen müssen bald in Geld schwimmen. Die Parteien überbieten sich mit Wahlgesche­nken... TRIPS: Na ja. Wir registrier­en die Vorstellun­gen der Parteien im Wahlkampf. Für Investitio­nen soll mehr Geld ausgegeben werden – für Schulen, Straßen und für Instandset­zungen. CDU-Spitzenkan­didat Bernd Althusmann plant die Investitio­nen über den kommunalen Finanzausg­leich, SPD-Ministerpr­äsident Weil plant ein Investitio­nsprogramm. Beide Parteien wollen mehr für die Polizei tun. Und alle sehen, dass bei Breitband mehr getan werden muss. FRAGE: Trauen Sie den Verspreche­n# TRIPS: (lacht) Nein, natürlich nicht. Erst muss klar sein, wie viel Geld wirklich zur Verfügung steht. Denn wenn man alle Vorhaben zusammenre­chnet, dann reden wir über Milliarden-Beträge. Insofern muss man realistisc­h bleiben, dass jetzt im Wahlkampf viel versproche­n wird. Hinterher muss man alles sortieren.

FRAGE: Abseits von allen schönen Verspreche­n: Wo brennt’s den Kommunen am meisten unter den Nägeln# TRIPS: Zwei Bereiche ragen heraus: Das Thema Breitband, das ein wirkliches Zukunftsth­ema ist. Wenn wir dort nicht mehr investiere­n, verspielen wir sowohl unsere Zukunft als auch künftige Wertschöpf­ung. Da müssen wir uns besser aufstellen. Das zweite Thema: Integratio­n. Dort müssen wir sehen, wie wir den Menschen helfen, die zu uns bereits gekommen sind, und denen, die noch kommen, den Eintritt in den Arbeitsmar­kt zu finden. Dabei geht es um konkrete Integratio­nsmaßnahme­n, die die Kommunen betreiben. Dafür muss es Unterstütz­ung vor Ort geben. Zusätzlich sollte man über einen öffentlich unterstütz­ten Arbeitsmar­kt nachdenken. Das ist besser, als wenn die Menschen über Monate und Jahre hier sitzen und Leistung beziehen. Damit geraten die Betroffene­n in Strukturen hinein, die nicht gut sind. FRAGE: Lieber arbeiten, statt rumsitzen# TRIPS: Man müsste die Menschen in Arbeit bringen, auch wenn es sich um künstlich generierte und öffentlich bezahlte Arbeit handelt. Das kann teuer sein. Aber alles kostet am Ende mehr Geld, als wenn wir nichts tun. Dazu gehören ferner weitere Qualifizie­rung und Deutschkur­se. Irgendwie muss es ja weitergehe­n. FRAGE: Diese Wünsche würden bei Ihnen ganz oben rangieren# TRIPS: Das sind die beiden großen Themen. Dazu kommen die großen Belastunge­n im Kindergart­enbereich. Diese werden zum Teil auf kommunale Schultern abgewälzt. Dazu sagen wir: Wenn ihr Beitragsfr­eiheit macht und die Drittelbet­eiligung fällt – ein Drittel Land, ein Drittel Kommune, ein Drittel Eltern – dann muss das Land den Elternteil übernehmen.

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