Nordwest-Zeitung

Umfrage sorgt für neuen Wirbel

McAllister-Re/ierun/ ver/ab Auftra/ offenbar rechtswidr­i/

- VON GUNARS REICHENBAC­HS, BÜRO HANNOVER

Die Staatskanz­lei zahlte 44 600 Euro. CDU-Generalsek­retär Ulf Thiele war ein/ebunden.

HANNOVER – Die Antwort der Staatskanz­lei ist eindeutig: Bei der Auftragsve­rgabe durch die alte schwarz-gelbe Landesregi­erung unter David McAllister (CDU) für eine 44 600 Euro teure Umfrage zur Bewertung der damals CDU-geführten Regierung wurden „geltende Gesetze und Regelungen“nicht eingehalte­n. Mehr noch. CDU-Generalsek­retär Ulf Thiele war in die Studie eingebunde­n. Der SPD- Rechtspoli­tiker Grant Hendrik Tonne sieht den Verdacht bestätigt, „dass es sich 2012 um eine illegale Parteienfi­nanzierung gehandelt hat“. Tonne fordert von CDU-Parteichef Bernd Althusmann den Rücktritt von Thiele als „Schattenmi­nister im Wahlkampf-Kabinett“.

Den Stein ins Rollen brachte eine Anfrage der SPD-Landtagsfr­aktion. Die in der Staatskanz­lei gefundenen Akten ergeben ein eindeutige­s Bild, laut Antwort der Landesregi­erung, die dieser Zeitung vorliegen. Der kostspieli­ge Auftrag für eine Studie Ende 2011, wie gut die McAllister-Mannschaft bei den Bürgern abschneide­t, erfolgte „vorbei an haushaltsr­echtlichen Bestimmung­en“.

Beteiligt: McAllister, die damalige Chefin der Staatskanz­lei, Christine Hawighorst, und Regierungs­sprecher Franz Rainer Enste. Schriftlic­h bestätigt Enste, der Brief liegt dieser Zeitung vor, dass auch CDU-Generalsek­retär Ulf Thiele in das Projekt eingebunde­n war. Der Ministerpr­äsident habe ihn gebeten, „den Generalsek­retär über den je- weiligen Sachstand dem wesentlich­en Inhalt nach fortlaufen­d mündlich zu informiere­n“. Auch seien Änderungsv­orschläge von Ulf Thiele „berücksich­tigt“worden. Eine solche Verquickun­g von Regierung und Partei ist jedoch strikt verboten.

Ulf Thiele kann sich „an die ganze Studie nicht erinnern“. „Ich habe keine Unterlagen darüber“, sagte Thiele dieser Zeitung. Es habe „ganz sicher keine enge Abstimmung gegeben“. Gespräche mit Enste habe er „vielleicht am Rande von Terminen“geführt.

SPD-Jurist Grant Hendrik Tonne fordert, den zuständige­n Bundestags­präsidente­n über den „Verdacht einer illegalen Parteienfi­nanzierung“zu informiere­n. Der CDU würden „erhebliche Strafzahlu­ngen“drohen.

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