Nordwest-Zeitung

Großes Aufräumen nach „Xavier“

Fernverkeh­r weiter massiv gestört – Sturm kostet sieben Menschen das Leben

- VON TOBIAS SCHMIDT, BÜRO BERLIN VON JULIA NAUE UND CHRISTOF BOCK

2erold Weber, Meteorolog­e beim Deutschen Wetterdien­st, äußert sich zum ,rkan „Xavier“.

FRAGE: Harr 3aber, Verkehrsch­aos bis zum Wochenen e un sieben Tote: Sin Bahn, Bevölkerun­g un Behör en nicht ausreichen vor em Orkan „Xavier“gewarnt wor en? WEBER: Das ist falsch. Der Sturm war exakt vorhergesa­gt, bereits am Mittwochmi­ttag wurde eine Vorabinfor­mation zu diesem Sturmtief herausgege­ben und am Mittwochab­end folgte die Unwetterwa­rnung. Bei sogenannte­n Schnellläu­fern sind die genaue Windstärke und ihre Zugbahn schwer zu prognostiz­ieren. Die meisten Vorhersage­modelle hatten einen etwas südlichere­n Weg vorausgesa­gt. Doch der Fehler war gering, es ging um eine Abweichung von 50 bis 80 Kilometern. Beim Tempo lagen wir genau richtig. Die Bahn hat gut reagiert, indem sie die Züge in den Bahnhöfen angehalten hat. FRAGE: Was ist as Beson ere an St&rmen wie „Xavier“? WEBER: Solche Sturmtiefs entstehen über dem Nordatlant­ik und meistens im Herbst, wenn dort wegen des Golfstroms die höchsten Wassertemp­eraturen herrschen und viel Energie liefern. Außerdem bedarf es in höheren Luftschich­ten auch sehr hoher Windgeschw­indigkeite­n. Diesmal waren es in einer Höhe von 11 000 Metern, also dort, wo Verkehrsfl­ugzeuge unterwegs sind, mehr als 200 Stundenkil­ometer. „Xavier“war ein Schnellläu­fer. FRAGE: Hat „Xavier“auch etwas mit em Klimawan

el zu tun? WEBER: Eine Verbindung zur Erderwärmu­ng können wir nicht bestätigen. Es gibt keinen Nachweis, dass solche Phänomene zugenommen hätten. Stürme wie „Xavier“gab es in den vergangene­n 150 Jahren immer wieder. In langen Schlangen stehen die Menschen vor dem Reisezentr­um im Berliner Hauptbahnh­of.

Wer dachte, mit dem Abzug des Sturmtiefs sei alles wieder gut, der irrt. Die Bahntrasse­n wurden mit Hubschraub­ern abgeflogen.

BERLIN – Die Auswirkung­en des heftigen Sturmtiefs „Xavier“haben Bahnreisen­den auch am Freitag schwere Probleme bereitet. Der Bahnverkeh­r war auch am Tag nach dem Unwetter mit mehreren Toten massiv gestört. Im Norden und Osten Deutschlan­ds blieben die wichtigste­n Fernverkeh­rsstrecken am Vormittag noch gesperrt, teilte die Deutsche Bahn mit.

Geduld im Fernverkeh­r

Sieben Menschen hatte der Sturm am Donnerstag das Leben gekostet. Ein weiterer Mann starb nach NDR-Informatio­nen in Mecklenbur­gVorpommer­n an einem Herzinfark­t, als ein Baum vor seinem Auto auf die Straße stürzte – unklar blieb, ob ein Zusammenha­ng mit „Xavier“besteht. Am Wochenende kann es im Nordosten entlang der Küsten und im Bergland erneut Journalist­in Sylke Tempel starb bei einem Unfall in Berlin.

stürmische Böen geben.

Die Bundesregi­erung würdigte am Freitag den großen Einsatz der Rettungskr­äfte. „Xavier“war am Donnerstag vor allem über den Norden und Osten hinweggefe­gt. Besonders schwer betroffen von dem Unwetter und den Folgen mit umgestürzt­en Bäumen waren Berlin, Brandenbur­g, Hamburg und Mecklenbur­g-Vorpommern.

Vier Tote gab es allein in Brandenbur­g, weitere drei Menschen starben in Berlin, Hamburg und bei Schwerin. Unter den Toten in Berlin war auch die Journalist­in und Politik-Expertin Sylke Tempel, Chefredakt­eurin der Zeitschrif­t „Internatio­nale Politik“und Vorstandsm­itglied der Deutschen Gesellscha­ft für Auswärtige Politik. Ein Baum liegt auf den Gleisen der Berliner S-Bahn nahe dem Mexikoplat­z.

Der Sturm hatte am Donnerstag den Fernverkeh­r lahmgelegt, Tausende Reisende waren in Bahnhöfen gestrandet. Auch die öffentlich­en Verkehrsne­tze von Großstädte­n wie Berlin oder Hamburg waren stark beeinträch­tigt. Während sich der Nahverkehr am Freitagmor­gen langsam normalisie­rte, brauchten Reisende im Fernverkeh­r weiter viel Geduld.

Stromausfa­ll

Die Routen Berlin-Hannover und Hamburg-Hannover sollen an diesem Samstag wieder aufgenomme­n werden, die Strecke zwischen Berlin und Hamburg werde erst ab Montag, 9. Oktober, wieder befahrbar sein, teilte die Deutsche Bahn am Freitagabe­nd mit. Die Strecke sei besonders schwer von dem Sturmtief betroffen, hieß es. Einige Züge will die Bahn aber bereits an diesem Samstag über eine Umleitungs­strecke – via Hannover – von Berlin nach Hamburg bringen, sagte ein Konzernspr­echer.

Aus Basel und München kommende ICE fuhren nicht bis Hannover, Hamburg oder Berlin, sondern nur bis Kassel-Wilhelmshö­he. Andere ICE aus dem Süden kehrten in Dortmund um, statt bis nach Bremen und Hamburg weiterzufa­hren. Die Bahntrasse­n würden mit Hubschraub­ern abgeflogen, um festzustel­len, wo der Sturm Schäden angerichte­t hat, sagte eine Sprecherin. Außerdem seien überall fahrbare Hebebühnen unterwegs, um herunterge­rissene Oberleitun­gen wieder instandzus­etzen.

Die Nacht verbrachte­n viele Gestrandet­e in Hotels oder in einigen von der Bahn bereitgest­ellten Zügen. So standen zum Beispiel drei Übernachtu­ngszüge in Kassel-Wilhelmshö­he, wo rund 1000 Reisende hängenblie­ben. Außerdem gab es sogenannte Hotelzüge auch in Berlin am Hauptbahnh­of sowie an den Hauptbahnh­öfen in Köln, Dortmund, Bielefeld, Düsseldorf, Leipzig, Hamburg und Hannover. Allein in Minden mussten 470 Fahrgäste die Nacht in mehreren Zügen am Bahnhof verbringen.

Mancherort­s fiel der Strom aus. Der Sturm entwurzelt­e zahlreiche Bäume, Ziegel fielen von Hausdächer­n. Einsatzkrä­fte von Polizei und Feuerwehr mussten auch am Freitag noch Straßen von umgestürzt­en Bäumen befreien.

In Mecklenbur­g-Vorpommern blieb der größte Landschaft­spark, der Schlosspar­k Ludwigslus­t, gesperrt. Die Reisenden Günter, Margret (Mitte) und Witta sitzen in einem Hotelzug am Hauptbahnh­of in Hannover. Partnersuc­he: Sam Smith

Die Wahl von DONALD TRUMP zum US-Präsidente­n hat in vielen amerikanis­chen Familien für Streit gesorgt – auch bei USSängerin PINK (38). Ihr Vater, ein Vietnam-Veteran, habe Trump im November gewählt, sagte die Popmusiker­in der „New York Times“. „Also hasst du mich?“– das war das Letzte, was ich ihm dazu gesagt habe. Im Clinch mit dem Vater: Pink

 ?? DPA-BILD: GAMBARINI ??
DPA-BILD: GAMBARINI
 ?? DPA-BILD: HIRSCHBERG­ER ??
DPA-BILD: HIRSCHBERG­ER
 ?? DPA-BILD: STEIN ??
DPA-BILD: STEIN
 ?? DPA-BILD: SCHINDLER ??
DPA-BILD: SCHINDLER
 ?? DPA-BILD: PA ??
DPA-BILD: PA
 ?? DPA-BILD: JONES ??
DPA-BILD: JONES

Newspapers in German

Newspapers from Germany