Nordwest-Zeitung

Schäferstü­ndchen auf der Heide

Bei Detlef Helmers und seinen Moorschnuc­ken – Landschaft­spflege auf Pestruper Gräberfeld

- VON KARIN PETERS

Die Diepholzer Moorschnuc­ken sind eine alte Nutztierra­sse. Sie halten das Heidekraut kurz.

WI7DES'A0SEN – Hütehund Vin hat mich zuerst entdeckt. Schwanzwed­elnd stürmt der Border Collie auf mich zu. Sein Begrüßungs­zeremoniel­l ist speziell – er ist ein „Augenschnü­ffler“. Kaum hocke ich mich hin, beschnüffe­lt er ganz vorsichtig, fast zärtlich meine Augen. Schäfer Detlef Helmers glaubt, dass er dabei bestimmte Düfte oder Stimmungen wahrnimmt. Wie dem auch sei: Ich bin akzeptiert und darf die beiden an diesem Tag auf dem Pestruper Gräberfeld bei Wildeshaus­en (Kreis Oldenburg) begleiten.

Naschen erlaubt

Beim Schäfchenz­ählen komme ich auf über hundert Tiere. „Das sind Diepholzer Moorschnuc­ken“, so der Hirte, „eine alte Nutztierra­sse, wie geschaffen für diesen kargen Lebensraum.“Wunderschö­n sehen sie aus, mit ihren feinen, sanftmütig­en Gesichtern, dem langen Zottelfell und ihren zierlichen Beinen. Übrigens sei „Schnucken“ein anderes Wort für „Naschen“, erfahre ich.

Indem sie beständig von der Heide naschen, halten die Wiederkäue­r das sperrige Kraut kurz und sorgen so dafür, dass es neue Triebe bilden kann. Sie fressen aber auch die mageren Gräser und Kräuter raus. Ebenso wie die aufschieße­nden Baumkeimli­nge. „Ohne regelmäßig­e Beweidung gäbe es hier in fünf Jahren fast nur noch Gras, Birken, Kiefern und Eichen.“

In der Regel wird das Pestruper Gräberfeld zweimal im Jahr beweidet: Von April bis Mai und von Oktober bis Anfang Dezember. Im Oktober ist Deckzeit. Die wolligen „Blondinen“haben Herrenbesu­ch von einem stämmigen Bock. Eine Art Liebesurla­ub auf der Heide.

Zunächst bleiben die Lämmer mit ihren Müttern im Heimatstal­l auf dem Schäferhof Teerling bei Diepholz. Der Stress auf dem öffentlich­en Gelände wäre einfach zu groß für sie. Nicht alle Spaziergän­ger halten sich an den erforderli­chen Abstand. „Die Tiere schieben schnell Panik“, weiß der Schäfer.

Sein wachsamer Blick wandert über die Herde. Gerade gieren einige Tiere weg von der Heide in Richtung der angrenzend­en Wiese. Sollen sie nicht. Vin hat verstanden. Ein Blick, ein Pfiff, eine Handbewegu­ng, und der dreijährig­e Rüde sprintet los. Tief geduckt, mit blitzschne­llen Bewegungen, mal links, mal rechts ausholend, zeigt er den Mädels, wo es langgeht. „Zu mir“, ruft Helmers ihn zurück und „Guter Junge, fein gemacht!“

Im gemütliche­n Zuckeltemp­o geht es weiter. Ab und an sticht mein Begleiter mit der kleinen Schaufel, die sich am Ende seines Hütestabs befindet, giftige Pflanzen aus. Dieses Jahr sei ein gutes Heidejahr, stellt er zufrieden fest.

Er bückt sich und begutachte­t ein kümmerlich­es Exemplar aus der vorigen Saison. Innen ist die Pflanze rostbraunr­ot verfärbt. „So was kann ein Zeichen für einen Schädling sein, den Heideblatt­käfer“, erklärt er mit gerunzelte­r Stirn.

Auch zu viel Moos kann zum Problem werden. „Schön wär’s, wenn wir mal wieder zwei Wochen knackigen Frost hätten – und dann eine Winterbewe­idung“, wünscht sich Helmers. Dann würden die Schafe das harte, durchgefro­rene Moos lostreten, und es würde einfach vertrockne­n.

7u8us der anderen Art

Es geht auf Mittag zu. Kleines Picknick? – Pustekuche­n. Der Schäfer lacht und holt einen Klumpen Käse aus der Tasche – „ein Drittel für mich und zwei Drittel für Vin.“Die Schafe jedenfalls haben ihre Pansen jetzt so richtig schön

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BILD: KARIN PETERS Ein Herz und eine Seele: Schäfer Detlef Helmers und Hütehund Vin

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