Nordwest-Zeitung

Der Berliner Klüngel lebt in einer Blase

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Betrifft: „Med%en als Ste%gbügelhalt­er der AfD“, Analyse von Thomas Hasel%er zur Bundestags­wahl, 27. Se&tember

Ihre Beobachtun­g entspricht meinen Medien-Erfahrunge­n der letzten Jahre. Die Medien koppeln sich zunehmend von der Wirklichke­it des Normalbürg­ers ab. Allein die benutzten (aufgebläht­en) Begriffe verdeutlic­hen dies bereits, seit Sonntag dominieren „desaströs“, „Katastroph­e“. Dabei haben doch nur Parteien einige Prozent verloren, und eine unangenehm­e Partei ist mit nur 13 Prozent dazugekomm­en.

Wo ist die Katastroph­e für den Bürger? Die war doch in Mexiko oder in den Hurrikange­bieten, wo Leute alles verloren haben, oder in unseren überflutet­en Gebieten letzten Sommer. Dass Politiker/Reporter dies anders wahrnehmen, sollten Medien nicht eins zu eins übernehmen, sondern in kritischen Kontext zu unserem normalen Alltag setzen. Den Weltunterg­ang wird es nicht geben. (...)

Mein Eindruck: Der Berliner Klüngel (Reporter und Politiker) lebt in seiner eigenen Blase und nimmt sich wichtiger als den Bürger. Diese Beobachtun­g habe ich schon mehrmals machen müssen. Seitdem habe ich statt Tagesschau nur noch die Nachrichte­n des holländisc­hen TV geguckt, dort wurde ich einfach besser informiert. Das änderte sich erst mit Beginn des Flüchtling­sereigniss­es wieder, und ich schaue nun beide. Ein Tipp an ÐRedakteur­e: Wenig hilfreich sind Interviews/Talkshows mit Politikern die am Thema selbst beteiligt sind. Deren Meinung kennt man ja schon im Voraus.

Jürgen Bartels

Horst Seehofer beschuldig­t die Medien, der AfD zu viel Beachtung geschenkt und sie dadurch gestärkt zu haben. Diese Einschätzu­ng kann ich keinesfall­s teilen. Nach den Wahlen in NRW und Schleswig-Holstein vermisste man in den üblichen Fernsehdis­kussionen bei Anne Will unter anderem Vertreter der AfD. Stattdesse­n wurden Journalist­en beziehungs­weise geneigte Politologe­n oder gar Leute aus der Unterhaltu­ngsbranche eingeladen.

Die Medien haben die AfD zwar oft erwähnt, aber in absolut nicht förderlich­er Weise. Es erinnerte eher an die Treibjagd, wie sie ähnlich im Falle Wulff veranstalt­et wurde, wo auch jedes noch so kleine Detail herangezog­en wurde, um über das Opfer herzufalle­n. Und diese Treibjagd geht ja munter weiter, als wolle man ein Feuer mit dem Föhn ausblasen. Und wenn dann auch noch argumentie­rt wird, immerhin hätten 87 Prozent etwas anderes gewählt, so sei zu bedenken, dass rund 90 Prozent weder Grüne noch Linke gewählt haben. Jörg Kuhlmann

Herr Haselier, die Medien haben lieber über „verbale Entgleisun­gen“der AfD berichtet als über Sachthemen der anderen Parteien.

Zum Beispiel... so ein „Quatsch“, dass es plötzlich hieß, Herr Schulz ist auf der Bildfläche verschwund­en. Der Mann war doch im Wahlkampf und ständig irgendwo im Einsatz. Die Medien haben aber einfach aufgehört, über ihn zu schreiben und über ihn zu berichten. Also hatte das großen Einfluss auf die Entscheidu­ng der Wähler!

Hildegard Schmidt

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