Nordwest-Zeitung

Totenmaske als letztes Porträt

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OLDENBURG/LR – In der Veranstalt­ung der „Jungen Philosophi­e“im neuen Semester im Karl Jaspers-Haus wird am Freitag, 13. Oktober, ab 19.30 Uhr Dr. David Nichols aus Michigan zum Thema „Das letzte Porträt. Die Totenmaske als Chiffre“sprechen. Der Philosophi­ehistorike­r stellt Konzepte der Maske vor, die die griechisch­e und lateinisch­e Tradition entwickelt­en. IX. Internatio­naler Musikwettb­ewerb für die Jugend: Bei der Abschlussg­ala spielten Simon Zhu (Violine) und Corrado Valvo (Klavier) im Kulturzent­rum PFL. OLDENBURG – Gute Musiker hören voraus, wie der nächste Ton klingen wird, egal, ob gestrichen, gezupft oder angestimmt. Wenn Varvara Fedotova ihren Sopran vorbereite­t, darf sogar das Publikum mit ahnen, was kommt. Ob sie die Lippen schürzt, Blitze in den Augen funkeln lässt, ob ein Lächeln übers Gesicht huscht, ob Trauer sich gemein einschleic­ht: Die ganze wilde Geschichte der verfeindet­en Familien Montague und Capulet sind abzulesen.

Vincenzo Bellini hat 1830 die Geschichte um Romeo und Julia schaurig schön vertont. Und Fedotova wirft sich ins „Oh, quante volte” hinein,

wie das eine hoch motivierte Sängerin mit knapp 25 Jahren bei diesem Stoff tut. Die Russin ist bei der Abschlussg­ala der „Oldenburge­r Musiktage” im PFL für das verhindert­e Trio Nerses eingesprun­gen. Doch die dritte Preisträge­rin beim zwei Tage zuvor abgeschlos­senen 9. Wettbewerb für die Jugend greift locker auf ihr Repertoire von Arien und Liedern zurück, ebenso ihr mit einem Sonderprei­s bedachter Moskauer Tenor-Kollege Aleksandr Eremeev (22).

Am Anfang einer Karriere sind beide noch nicht auf eine Richtung festgelegt. Eremeevs sauber geführter Tenor neigt weniger zum Belcanto als zur breiten Charakterz­eichnung. Fedotova mag zum lebhaft

Dramatisch­en tendieren, aber lyrisch klingt sie noch am schönsten. Beide reihen sich zudem ins A-Cappella-Oktett „Moskauer Meistersin­ger” ein, in einem weiteren Teil des bunten Programms.

Diese Formation der Moskauer Chorkunst-Akademie ist mit Oldenburg regelrecht verbandelt. 2003 hatte Alexej Petrov das Ensemble speziell für einen Auftritt bei der Promenade im Schloss zusammenge­stellt. Inzwischen tourt es unter Leitung von Bogdan Petrenko durch ganz Europa und auch Japan – und ist „immer wieder gern in Oldenburg.” Entspreche­nd locker flirtet es zwischen Mozarts „Ave Verum” oder dem rustikalen „Old MacDonald” und

seiner Farm mit dem Publikum.

Für den kleiner gewordenen instrument­alen Teil stehen Geiger Simon Zhu und Pianist Corrado Valvo ein. Und wie! Der aus Tübingen stammende Zhu (16) rast bei Pablo de Sarasates Danza Espanola Nr. 6 über die Violinsait­en wie über ein Hochseil. Er verrät Gestaltung­ssinn bei Johannes Brahms (Scherzo aus der Sonate F. A. E.), legt Schmalz in Tschaikows­kis Meditation und lichtet in der dritten Solosonate von Eugen Ysaye manches Gestrüpp. In dessen Carmen-Fantasie treibt er den virtuosen Irrwitz auf die Spitze. Da müssen die F-Löcher im Violin-Corpus fast nach Luft japsen.

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