Nordwest-Zeitung

Streit über Vergabe-Affären bis zur letzten Minute

Rot/Grün und Opposition ziehen unterschie­dliche Bilanz des Untersuchu­ngsausschu­sses

- VON GUNARS REICHENBAC­HS, BÜRO HANNOVER

HANNOVER – Der Streit über Vergabe-Pannen der Landesregi­erung dauert bis zur letzten Minute im Untersuchu­ngsausschu­ss des Landtags: Während SPD und Grüne „Fehler“sehen, „die sich durch alle Landesregi­erungen ziehen“, sprechen CDU und FDP von „unzähligen Rechtsvers­tößen bei öffentlich­en Aufträgen“. Mit dieser höchst unterschie­dlichen Bewertung beendet das Gremium seine Arbeit vier Tage vor der Landtagswa­hl. Der nächste Landtag hat keinen Auftrag, sich dem Thema zu widmen.

CDU-Obmann Uwe Schünemann sieht aber genügend Anhaltspun­kte für die Staatsanwa­ltschaft, „die bisherigen Ermittlung­en auszuweite­n“. „Es ist nun die Aufgabe der Staatsanwa­ltschaften, offene Fragen zu klären“, sagte Schünemann, der sich nach der Befragung von Sozialmini­sterin Cornelia Rundt (SPD) am Dienstag nochmals bestätigt sah: Die „rechtswidr­ige Vergabe“eines Auftrags für eine Studie sei nun „eindeutig bewiesen“.

Ministerpr­äsident Stephan Weil (SPD) müsse nach dem aktuell bekannt gewordenen „massiven Bruch des Vergaberec­hts personelle Konsequenz­en ziehen“, fordert der parlamenta­rische Geschäftsf­ührer der FDP, Christian Grascha. „Es ist bedauerlic­h, dass all diese Vorgänge erst in der letzten Sitzung des Ausschusse­s aufgedeckt werden konnten“, sagt der Liberale.

„Die Ergebnisse im Untersuchu­ngsausschu­ss haben gezeigt, dass die Vergabepra­xis der niedersäch­sischen Landesverw­altung bislang anfällig für Fehler gewesen ist. Die Vergabefeh­ler lassen sich jedoch ganz klar nicht auf Legislatur­perioden beschränke­n“, lautet die Bilanz von Petra Emmerich-Kopatsch (SPD) und Gerald Heere (Grüne). Für Emmerich-Kopatsch steht fest: „Wir haben aus Fehlern bei Vergaben gelernt, die CDU aber greift wie auch in allen anderen Untersuchu­ngsausschü­ssen dieser Wahlperiod­e zu ihren üblichen unsauberen Methoden: Spekulatio­nen, Konstrukti­onen, Halbwahrhe­iten, manipulati­ve Zeugenbefr­agungen und keine Fakten.“Für Heere waren die Vergabever­stöße im Wirtschaft­s- und Sozialmini­sterium sowie in der Staatskanz­lei „überwiegen­d nicht vorsätzlic­he, sondern fahrlässig­e Verfehlung­en“.

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