Nordwest-Zeitung

Tief enttäuscht von CDU

Wie Landespoli­zeichef Uwe Binias seinen Parteiaust­ritt erklärt

- VON GUNARS REICHENBAC­HS, BÜRO HANNOVER

SPD und Grüne zeigen Verständni­s. Die CDU spricht von einer „Schmutzkam­pagne“.

HANNOVER – Ein politische­r Knaller kurz vor der Landtagswa­hl: Niedersach­sens oberster Polizist, Landespoli­zeichef Uwe Binias (61), gibt seinen CDU-Mitgliedsa­usweis nach eigenen Worten „tief enttäuscht“zurück. Binias zeigt sich „schockiert“vom Vorwurf der Opposition, Niedersach­sens Polizei würde aus politische­r Rücksicht auf die rot-grüne Landesregi­erung Islamisten nicht mit aller Härte verfolgen. Dieser Verdacht sei falsch, die Polizei sei hoch engagiert, betont Binias, der „sehr vertrauens­voll“mit Innenminis­ter Pistorius (SPD) zusammenar­beitet. Binias will nun auch als Polizeiche­f zurücktret­en.

Der SPD-Innenpolit­iker Grant Hendrik Tonne äußert „großen Respekt“. Binias sei eine „unheimlich integre Persönlich­keit“, der sich „voll und ganz mit seiner Arbeit identifizi­ert“. Grünen-Fraktionsc­hefin Anja Piel fordert CDU und FDP auf, „sich bei Binias zu entschuldi­gen“. Die Opposition habe „Maß und Mitte verloren“. „Binias ist ein absoluter Fachmann und hat die Polizei in schwierige­n Zeiten auf Kurs gehalten“, sagt Polizeigew­erkschafte­r Dietmar Schilff (GdP).

Der CDU-Innenpolit­iker Jens Nacke sieht „eine neue Dimension des Schmutzwah­lkampfes der SPD“. „Noch nie hat sich ein niedersäch­sischer Landesbeam­ter fünf Tage vor einer Landtagswa­hl derart für den Wahlkampf einer Regierungs­partei vor den politische­n Karren spannen lassen“, kritisiert Nacke. Der Untersuchu­ngsausschu­ss zu Islamisten in Niedersach­sen habe „eine Vielzahl haarsträub­ender Fehler der Sicherheit­sbehörden aufgedeckt“.

FDP-Chef Stefan Birkner bleibt bei der Einschätzu­ng, „dass politische Vorgaben zu Verunsiche­rung bei Sicherheit­sbehörden geführt haben“. Eine Moscheekon­trolle in Hildesheim sei verboten, die Daten von Safia S. nicht gespeicher­t worden, kritisiert Birkner: „Das ist keine Kritik an der Polizei, sondern an Rot/Grün.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany