Nordwest-Zeitung

„Man glaubt mir nicht“

- VON GUNARS REICHENBAC­HS

1r fühlt sich „an der Belastungs­grenze“. Das sagt Niedersach­sens Polizeiche­f Uwe Binias.

FRAGE: Herr Binias, Sie sind tief enttäuscht über das Verhalten von CDU und FDP im Untersuchu­ngsausschu­ss zu islamistis­chen Gefahren – und jetzt aus der CDU ausgetrete­n. Warum genau?

BINIAS: Wenn man als Fraktion über Innere Sicherheit und islamistis­che Gefahren im Landtag spricht, dann gebietet es, auch mal Kontakt aufzunehme­n mit den dafür Verantwort­lichen. Das ist nicht geschehen. Es gab aber von CDU und FDP im Untersuchu­ngsausschu­ss immer wieder den Verdacht, es habe eine politische Einflussna­hme durch Rot/Grün auf die Sicherheit­sbehörden gegeben. Das stimmt nicht! Aber immer wieder wurde anderes behauptet. FRAGE: Im Kern ärgert Sie der Vorwurf maßlos, die Polizei hätte sich politische­m Druck gebeugt? BINIAS: Ja. Das kann ich auch an mir persönlich festmachen. Ich war zwei Mal im Untersuchu­ngsausschu­ss und habe stundenlan­g Fragen beantworte­t – auch zu Kontrollma­ßnahmen gegenüber Islamisten. Und ich habe zigfach betont, dass es im Vorfeld keine Gespräche mit dem Innenminis­ter und der Hausspitze über konkrete Maßnahmen gegeben hat. FRAGE: Also keine politische­n Einflussna­hmen? BINIAS: Keine Einflussna­hmen! Nichts! Das habe ich mehrfach gesagt. Und im Abschlussb­ericht von CDU und FDP steht’s anders. Ich muss feststelle­n, dass die Vertreter meiner eigenen Partei sagen: Binias lügt! FRAGE: Spiegelt Ihr persönlich­er Ärger die Stimmung in der Polizei wider? BINIAS: Das kann ich nicht sagen. Aber es gibt Rückmeldun­gen zur Belastung der gesamten Polizei durch die Zuarbeit für den Untersuchu­ngsausschu­ss: Wir haben zehn Millionen Euro ausgegeben, viel Personal eingesetzt und einen Riesenaufw­and betrieben. Am Ende muss ich feststelle­n: Eigentlich war das gar nicht gewünscht. FRAGE: Warum stellen Sie Ihr Amt zur Verfügung? Spüren Sie nicht mehr das Vertrauen von Innenminis­ter Pistorius? BINIAS: Das Vertrauens­verhältnis zu Landesregi­erung besteht unbedingt, insbesonde­re zum Innenminis­ter. Auch zur Landespoli­zei. Aber notwendig ist ebenso ein Vertrauens­verhältnis zum gesamten Landtag. Offensicht­lich besteht dieses Vertrauen bei CDU und FDP nicht mehr. Man glaubt mir nicht als Landespoli­zeipräside­nt. Das zehrt. Ich persönlich bin insofern an meine Belastungs­grenze angekommen.

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BILD: JULIAN STRATENSCH­ULTE

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