Nordwest-Zeitung

Ein Fußballpla­tz zum 80. Geburtstag

Der Herzenswun­sch von 1nglands Kicker-Legende Bobby Charlton aber ist ein anderer

- HON MARKO MADER UND PHILIP DETHLEFS

Charlton wird als Ikone des englischen Nationalte­ams und von Rekordmeis­ter Manchester United auf der Insel verehrt. 1in Flugzeugun­glück veränderte sein Leben.

LONDON – Was schenkt man einem Mann zum 80. Geburtstag, der alles hat? Einen Fußballpla­tz. Und so gibt es jetzt den „Sir Bobby Charlton Pitch“in der Akademie der englischen Fußball-Nationalma­nnschaft in Burton upon Trent. Charlton wird an diesem Mittwoch 80, als er anlässlich der Widmung seines Platzes vor ein paar Tagen bei den Three Lions vorbeischa­ute, offenbarte er Harry Kane und Co. einen Herzenswun­sch.

„Die WM ist das große Ding“, sagte der Weltmeiste­r von 1966: „Tut alles, was in eurer Macht steht, um sie zu gewinnen!“Charlton sprach wie immer mit leiser Stimme. „Ja, ich weiß, ich schwafle jetzt ein bisschen rum“, sagte er selbstiron­isch: „Aber entschuldi­gt, ich wünsche es mir einfach so sehr.“Seit Charlton mit anderen Legenden wie WembleyTor-„Schütze“Geoff Hurst und Kapitän Bobby Moore den Weltpokal gewann, wartet das Fußball-Mutterland vergeblich auf solche Helden.

„England konnte 1966 nur gegen uns gewinnen, weil Bobby Charlton ein kleines bisschen besser war als ich“, sagte Franz Beckenbaue­r einmal. Aber ein Held? So hat sich Charlton nie gesehen. „Er ist ein so bescheiden­er Kerl, er wusste gar nicht, wie gut er war“, sagte Hurst in einer BBC-Sondersend­ung über Charlton. Und doch: „Wenn man auf der Welt herumreist, kommt man in Gegenden, wo

die Leute kein Wort Englisch sprechen. Das einzige, was sie können, ist: ,Bobby Charlton’.“

Dieser Name ist eng verbunden mit Manchester United. „Er ist Manchester United, das Herz der Familie“, sagte Eric Cantona anlässlich des Geburtstag­es, Rio Ferdinand nannte Charlton „Mr. Football“, und David Beckham berichtete, dass er seinen zweiten Vornamen Robert nach ihm erhielt. Giggs erzählte, wie „diese Legende“ihn auch mit Ende 50 beim Abschlusst­raining vor großen Europacups­pielen noch alt aussehen ließ.

Tragischer Februar-Tag

Der Schlüsselm­oment in Charltons Leben war aber nicht der Triumph von Wembley am 30. Juli 1966, er ereignete sich an jenem tragischen

6. Februar 1958. Als die „Busby Babes“von United-Trainerleg­ende Matt Busby auf dem Flughafen MünchenRie­m verunglück­ten, wurde der 20-jährige Charlton aus dem Flieger geschleude­rt – und überlebte. Den Tod fanden 23 der 44 Flugzeugin­sassen, darunter acht seiner Mannschaft­skameraden. „Dieser Tag“, sagte Charlton, „hat mein Leben verändert.“Sein Bruder Jack, 1966 mit ihm Weltmeiste­r, fragte ihn nach dem Unglück, was passiert sei. „Er wollte erst nicht darüber reden, dann sagte er: „Ich erzähle es dir jetzt, aber frag mich dann nie wieder danach!“

Seit diesem Tag, sagen sie bei United, habe Charlton in jedem Spiel für seine „gefallenen Kollegen“gekämpft. All seine Erfolge hätten ihn dabei „nie verändert“, betonte Sir Alex Ferguson, den Charlton

1986 zum United-Teammanage­r machte. Charlton sei der, der er immer war, ein Gentleman, „ruhig, schüchtern – und das ist fantastisc­h“.

Die goldenen 60er

Mitte der 60er kamen die besten Jahre für Charlton. 1965 gewann er mit den Red Devils die englische Meistersch­aft. Ein Jahr später feierte er den größten Triumph seiner Karriere, als er im Wembley-Stadion vor den Augen von Königin Elizabeth II. mit dem 4:2 gegen Deutschlan­d den bislang einzigen WM-Titel der Three Lions feierte.

1968, zehn Jahre nach dem Unglück von München, folgte der Europapoka­l-Sieg mit Manchester United. „Es wäre einfach nicht richtig gewesen, wenn Man United nie den Europacup gewonnen hätte“, sagt Charlton. „Aber dann

wurde das ja Standard.“Das 4:1 gegen Benfica Lissabon war vielleicht der emotionals­te Moment in seiner Karriere. Im Finale erzielte er zwei Tore.

1973 beendete Bobby Charlton seine aktive Karriere – als Rekordtors­chütze für England (49 Tore) und Manchester United (249), als Rekordspie­ler für den Club mit 758 Pflichtspi­elen. Erst Jahrzehnte später wurden diese Rekorde von Wayne Rooney und Ryan Giggs überholt.

An Charltons Seite stand stets seine Frau Lady Norma. Wenn er als United-Direktor oder im Kampf gegen Landminen öffentlich auftritt, zuppelt sie ihm noch heute die Krawatte zurecht oder ordnet das Besteck. „Dieses Mädchen“, sagte Ferguson, „war sein Fels, sein ganzes Leben lang, sie ist eine unglaublic­he Person. Das ist eine wunderbare Partnersch­aft.“

 ?? IMAGO /DPA ?? WM-Finale 1966: Die Engländer Bobby Kharlton (2. von links und ovales Bild) und Martin Peters (dunkles Trikot) wirbeln durch die deutsche Abwehr, in der der Hamburger Herteidige­r Willi Schulz (2. von rechts) in höchster Not retten kann. Karl-Heinz...
IMAGO /DPA WM-Finale 1966: Die Engländer Bobby Kharlton (2. von links und ovales Bild) und Martin Peters (dunkles Trikot) wirbeln durch die deutsche Abwehr, in der der Hamburger Herteidige­r Willi Schulz (2. von rechts) in höchster Not retten kann. Karl-Heinz...
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