Ein Fußballplatz zum 80. Geburtstag
Der Herzenswunsch von 1nglands Kicker-Legende Bobby Charlton aber ist ein anderer
Charlton wird als Ikone des englischen Nationalteams und von Rekordmeister Manchester United auf der Insel verehrt. 1in Flugzeugunglück veränderte sein Leben.
LONDON – Was schenkt man einem Mann zum 80. Geburtstag, der alles hat? Einen Fußballplatz. Und so gibt es jetzt den „Sir Bobby Charlton Pitch“in der Akademie der englischen Fußball-Nationalmannschaft in Burton upon Trent. Charlton wird an diesem Mittwoch 80, als er anlässlich der Widmung seines Platzes vor ein paar Tagen bei den Three Lions vorbeischaute, offenbarte er Harry Kane und Co. einen Herzenswunsch.
„Die WM ist das große Ding“, sagte der Weltmeister von 1966: „Tut alles, was in eurer Macht steht, um sie zu gewinnen!“Charlton sprach wie immer mit leiser Stimme. „Ja, ich weiß, ich schwafle jetzt ein bisschen rum“, sagte er selbstironisch: „Aber entschuldigt, ich wünsche es mir einfach so sehr.“Seit Charlton mit anderen Legenden wie WembleyTor-„Schütze“Geoff Hurst und Kapitän Bobby Moore den Weltpokal gewann, wartet das Fußball-Mutterland vergeblich auf solche Helden.
„England konnte 1966 nur gegen uns gewinnen, weil Bobby Charlton ein kleines bisschen besser war als ich“, sagte Franz Beckenbauer einmal. Aber ein Held? So hat sich Charlton nie gesehen. „Er ist ein so bescheidener Kerl, er wusste gar nicht, wie gut er war“, sagte Hurst in einer BBC-Sondersendung über Charlton. Und doch: „Wenn man auf der Welt herumreist, kommt man in Gegenden, wo
die Leute kein Wort Englisch sprechen. Das einzige, was sie können, ist: ,Bobby Charlton’.“
Dieser Name ist eng verbunden mit Manchester United. „Er ist Manchester United, das Herz der Familie“, sagte Eric Cantona anlässlich des Geburtstages, Rio Ferdinand nannte Charlton „Mr. Football“, und David Beckham berichtete, dass er seinen zweiten Vornamen Robert nach ihm erhielt. Giggs erzählte, wie „diese Legende“ihn auch mit Ende 50 beim Abschlusstraining vor großen Europacupspielen noch alt aussehen ließ.
Tragischer Februar-Tag
Der Schlüsselmoment in Charltons Leben war aber nicht der Triumph von Wembley am 30. Juli 1966, er ereignete sich an jenem tragischen
6. Februar 1958. Als die „Busby Babes“von United-Trainerlegende Matt Busby auf dem Flughafen MünchenRiem verunglückten, wurde der 20-jährige Charlton aus dem Flieger geschleudert – und überlebte. Den Tod fanden 23 der 44 Flugzeuginsassen, darunter acht seiner Mannschaftskameraden. „Dieser Tag“, sagte Charlton, „hat mein Leben verändert.“Sein Bruder Jack, 1966 mit ihm Weltmeister, fragte ihn nach dem Unglück, was passiert sei. „Er wollte erst nicht darüber reden, dann sagte er: „Ich erzähle es dir jetzt, aber frag mich dann nie wieder danach!“
Seit diesem Tag, sagen sie bei United, habe Charlton in jedem Spiel für seine „gefallenen Kollegen“gekämpft. All seine Erfolge hätten ihn dabei „nie verändert“, betonte Sir Alex Ferguson, den Charlton
1986 zum United-Teammanager machte. Charlton sei der, der er immer war, ein Gentleman, „ruhig, schüchtern – und das ist fantastisch“.
Die goldenen 60er
Mitte der 60er kamen die besten Jahre für Charlton. 1965 gewann er mit den Red Devils die englische Meisterschaft. Ein Jahr später feierte er den größten Triumph seiner Karriere, als er im Wembley-Stadion vor den Augen von Königin Elizabeth II. mit dem 4:2 gegen Deutschland den bislang einzigen WM-Titel der Three Lions feierte.
1968, zehn Jahre nach dem Unglück von München, folgte der Europapokal-Sieg mit Manchester United. „Es wäre einfach nicht richtig gewesen, wenn Man United nie den Europacup gewonnen hätte“, sagt Charlton. „Aber dann
wurde das ja Standard.“Das 4:1 gegen Benfica Lissabon war vielleicht der emotionalste Moment in seiner Karriere. Im Finale erzielte er zwei Tore.
1973 beendete Bobby Charlton seine aktive Karriere – als Rekordtorschütze für England (49 Tore) und Manchester United (249), als Rekordspieler für den Club mit 758 Pflichtspielen. Erst Jahrzehnte später wurden diese Rekorde von Wayne Rooney und Ryan Giggs überholt.
An Charltons Seite stand stets seine Frau Lady Norma. Wenn er als United-Direktor oder im Kampf gegen Landminen öffentlich auftritt, zuppelt sie ihm noch heute die Krawatte zurecht oder ordnet das Besteck. „Dieses Mädchen“, sagte Ferguson, „war sein Fels, sein ganzes Leben lang, sie ist eine unglaubliche Person. Das ist eine wunderbare Partnerschaft.“