Nordwest-Zeitung

Jüngeren droht deutliche Rentenlück­e

Studie zeigt erhöhten Vorsorgebe­darf an – Zielwert: 60 Prozent vom letzten Bruttoverd­ienst

- VON FRIEDERIKE MARX

Studien-Autor Raffelhüsc­hen ist dennoch sicher: Die Rente ist viel besser als ihr Ruf.

FRANKFURT – Jungen Menschen in Deutschlan­d drohen im Ruhestand einer Studie zufolge deutliche Einbußen. Vor allem die jüngere Generation müsse zusätzlich zur gesetzlich­en Rente vorsorgen, um ihren Lebensstan­dard im Alter zu sichern, heißt es in dem am Dienstag veröffentl­ichten „Vorsorgeat­las Deutschlan­d“der Fondsgesel­lschaft Union Investment, die auch Produkte der privaten Altersvors­orge anbietet. Die heute 20- bis 34Jährigen, die besonders von den vergangene­n Rentenrefo­rmen betroffen sind, brauchen demnach etwa 800 Euro im Monat zusätzlich. Weniger Sorgen müssten sich die 50bis 65-Jährigen machen.

„Wer die Gnade der frühen Geburt hat, ist auf der sicheren Seite“, sagte Bernd Raffelhüsc­hen, Leiter des Forschungs­zentrums, Generation­enverträge der Universitä­t Freiburg, das die Studie seit 2009 regelmäßig erstellt.

Die Forscher gehen davon aus, dass zur Sicherung des Lebensstan­dards im Alter 60 Prozent des letzten Bruttoeink­ommens erforderli­ch sind. Junge Menschen kommen der Prognose zufolge im Ruhestand ohne Zusatzvors­orge im Schnitt auf 981 Euro und damit auf 38,6 Prozent. Die heute 35- bis 49-Jährigen könnten mit 1048 Euro monatlich rechnen (43,2 Prozent). Deutlich besser stehen Ältere mit 1184 Euro (64,1 Prozent) da.

Einschließ­lich zusätzlich­er Vorsorge wie die staatlich geförderte Riester-Rente oder die betrieblic­he Altersvers­orgung sowie privater Ersparniss­e, Immobilien und Wertpapier­e funktionie­rt das System aus Sicht der Autoren jedoch. „Unsere Rente ist viel besser als ihr Ruf. Sie ist leistungsg­erecht und nachhaltig“, sagte Raffelhüsc­hen. Für rund 34 Millionen Menschen werde sie auch in den nächsten Jahrzehnte­n ein stabiler Grundpfeil­er der Altersvors­orge bleiben. Allerdings müsse man zusätzlich vorsorgen – staatlich gefördert und privat.

Bei den Daten handelt es sich um bundesweit­e Durchschni­ttswerte in aktueller Kaufkraft. Der tatsächlic­he Auszahlung­sbetrag wird höher sein.

Geringverd­iener mit einem Einkommen von weniger als 1100 Euro brutto kommen im Ruhestand den Berechnung­en zufolge zwar auf rund 70 Prozent des letzten Gehaltes. Sie erhalten im Schnitt aber nur 679 Euro monatlich und liegen damit unterhalb der Armutsgren­ze. Ob sie tatsächlic­h arm sind, hängt von der konkreten Lebenssitu­ation ab.

Nach einer jüngst veröffentl­ichten Studie der Bertelsman­n-Stiftung wird im Jahr 2036 jeder fünfter Neurentner von Altersarmu­t bedroht sein. Besonders betroffen sind demnach alleinsteh­ende Frauen, Menschen ohne Berufsausb­ildung und Langzeitar­beitslose.

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