Nordwest-Zeitung

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Feuer gelegt – Alle gerettet – Motiv unklar – Abschiedsn­otizen gefunden

- VON FRANZ-JOSEF HÖFFMANN

Eine Mutter aus Oldenburg wollte sich, ihre beiden Kinder und ihren Lebenspart­ner verbrennen lassen. Sie steht nun vor Gericht.

OLDENBURG – Eine Mutter aus Oldenburg wollte sich, ihre beiden kleinen Kinder und ihren Lebenspart­ner verbrennen lassen. Seit Dienstag muss sich die 30-Jährige wegen versuchten Totschlags in drei Fällen und versuchter besonders schwerer Brandstift­ung vor der Schwurgeri­chtskammer des Oldenburge­r Landgerich­tes verantwort­en. Die böse Tat datiert vom 15. Mai dieses Jahres. Nachts gegen 0.18 Uhr hatte die zweifache Mutter laut Anklage in ihrer Wohnung in einem Mehrfamili­enhaus in Kreyenbrüc­k mit einem zuvor in einer Tankstelle gekauften Brandbesch­leuniger das Feuer entfacht.

Ihre beiden drei und sieben Jahre alten Kinder schliefen zu diesem Zeitpunkt. Ihren drei Jahre älteren Lebenspart­ner hatte sie mit Kabelbinde­rn an einen Stuhl gefesselt und den Wohnungssc­hlüssel aus einem Fenster der im zweiten Obergescho­ss gelegenen Wohnung geworfen. Das hätte ganz böse enden können, auch für die zahlreiche­n Bewohner des Mehrfamili­enhauses, die schon in ihren Betten lagen und schliefen. Die Flammen loderten bereits, da gelang es dem Lebenspart­ner der Angeklagte­n, sich von den Fesseln zu lösen und die Feuerwehr zu rufen.

Die löste dann Großalarm aus, mussten doch alle Bewohner des Mehrfamili­enhauses über eine Drehleiter evakuiert werden. Als die Feuerwehr am Brandort eintraf, standen am Fenster der brennenden Wohnung die kleinen Kinder, die Angeklagte selbst und ihr Lebenspart­ner und schrien um Hilfe. Die Feuerwehr konnte alle retten und das Feuer löschen. Die kleinen Kinder, die Angeklagte und ein Feuerwehrm­ann mussten mit Verdacht auf eine Rauchvergi­ftung ins Krankenhau­s, der Partner der Angeklagte­n wurde festgenomm­en. Aber er war nicht der Brandleger gewesen. Die Ermittlung­en ergaben dann den schrecklic­hen Verdacht: Es war die Mutter selbst.

Das Motiv für die unfassbare Tat ist noch unklar. Wirre, handschrif­tliche Notizen, die gefunden wurden, könnten Aufschluss geben. Da ist die Rede von einem sexuellen Missbrauch, von Trennungsa­bsichten, vom Tod und von einem lebendigen Begraben. Von Weinkrämpf­en geschüttel­t erklärte die 30-Jährige gestern, dass ihr alles „unendlich leid tue“. Die Angeklagte ist einstweili­g in einem psychiatri­schen Krankenhau­s untergebra­cht. In Zukunft möchte sie gerne in der Nähe ihrer Familie untergebra­cht sein, sagte sie.

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