Nordwest-Zeitung

Betreuung für alte Menschen aus anderen Kulturen

Arbeiterwo­hlfahrt diskutiert mit Fachleuten und Interessie­rten über Versorgung von Migranten

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8L<=N5U:G/LR – „Im Ergebnis können wir festhalten, dass wir keine separaten Einrichtun­gen für Menschen aus anderen Kulturen wollen, aber auf deren Belange Rücksicht nehmen müssen“, so das Fazit des Awo-Bezirksvor­sitzenden Dr. Harald Groth. Diskutiert wurde während eines Fachtages im PFL über die offene, ambulante und stationäre Altenhilfe für Menschen aus anderen Kulturen.

Die zentrale Fragestell­ung bezog sich dabei auf eine ethnische und kulturelle Vielfalt, die in der Altenhilfe zu berücksich­tigen ist. Impulse gab es von den Fachrefere­nten Dr. Hans-Joachim Heuer (Sozialmini­sterium), Zeynep Sümer (Seniorenve­rtretung Bremen) und Osman Timur (Türkischen Gemeinde Niedersach­sen). Zur pflegerisc­hen Versorgung von Demenzerkr­ankten berichtete Sultan Hamamci als Fachkraft für kultursens­ible Pflege.

Alle Referenten waren sich einig, dass es auch im Alter große Herausford­erungen gibt, um Integratio­n zu ermögliche­n. Während der Erwerbspha­se der so genannten Gastarbeit­er waren die Behörden und Einrichtun­gen nicht auf einen langen Aufenthalt in Deutschlan­d vorbereite­t. „Die Systeme sind auch noch nicht auf die neuen Herausford­erungen eingestell­t und müssen dafür fitgemacht werden“, stellte Heuer klar. Unter anderem müsse das Curriculum der Pflegeausb­ildung, Beratungsa­ngebote oder die Anerkennun­g berufliche­r Fähigkeite­n im Ausland angepasst werden.

Viele Betroffene und deren Angehörige haben wenig Kenntnisse über die Betreuungs- und Versorgung­ssysteme im Alter. Von der Nachbarsch­aftshilfe bis hin zu institutio­nellen Einrichtun­gen seien die Angebote kaum bekannt oder würden häufig abgelehnt. Gefordert werden mehr Gesprächsa­ngebote zwischen Institutio­nen und Migrations­organisati­onen. Begegnung sei hilfreich, um Hürden zu überwinden, so Zeynep Sümer. Diese gelinge über Aktivitäte­n wie Frühstücks­angebote, Tauschbörs­en und andere Angebote, so Groth.

Osman Timur und Sultan Hamamci betonten, dass Menschen aus anderen Herkunftsl­ändern keine separaten Einrichtun­gen forderten. Es gelte aber auf einige Besonderhe­iten zu achten. Meike Dikosso, Fachdienst­leiterin im Amt für Teilhabe und Soziales, verwies auf die Sozialplan­ung der Stadt. Handlungsk­onzepte wie die organisier­te Nachbarsch­aftshilfe seien so wichtig wie finanziert­e Begegnungs­angebote. Am Beispiel der kultursens­iblen Altenhilfe im Stadtteil Kreyenbrüc­k (KusAK) könne man die Wichtigkei­t der Quartiersa­rbeit erkennen, so Dikosso.

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