Nordwest-Zeitung

Wi'erstan' gegen muslimisch­e Feiertage

Bundesinne­nminister Thomas de Maizière erntet viel Kritik – „Unglücklic­hes Störmanöve­r“

- VON ANDREAS HERHOLZ, BDRO BERLIN

Vor allem aus der eigenen Partei kommt Kritik. Beifall klatscht der Zentralrat der Muslime.

BERLIN – Muslimisch­e Feiertage in Deutschlan­d? Für Bundesinne­nminister Thomas de Maizière wäre dies durchaus vorstellba­r. „Wo es viele Moslems gibt, warum kann man nicht auch mal über einen muslimisch­en Feiertag nachdenken?“, preschte der CDUPolitik­er jetzt bei einem Wahlkampfa­uftritt im niedersäch­sischen Wolfenbütt­el vor und hat damit eine kontrovers­e Debatte ausgelöst.

In seiner Partei stößt er damit auf Widerstand. Entsetzen vor allem bei der niedersäch­sischen CDU über den „Vorstoß zur Unzeit“in der heißen Phase des Wahlkampfe­s. „Feiertage haben in Deutschlan­d eine lange Tradition; für eine Änderung dieser gewachsene­n Strukturen sehe ich keinen Bedarf“, kritisiert­e der niedersäch­sische CDU-Spitzenkan­didat Bernd Althusmann. Diskussion­en über religiöse Feiertage seien für den Wahlkampf ungeeignet.

Nicht nur in der CDU in Hannover, auch in der Unionsführ­ung in Berlin sieht man in dem Vorschlag des CDU-Innenminis­ters ein unglücklic­hes Störmanöve­r, fürchtet, dass die Diskussion darüber vor allem der AfD nutzen könnte.

Auch in den Sozialen Netzwerken gibt es teils heftige Kritik für den Vorschlag des Ministers. „Die Unterwerfu­ng schreitet voran“, twitterte etwa die frühere CDU-Bundestags­abgeordnet­e Erika Steinbach.

Dagegen kommt Beifall vom Zentralrat der Muslime in Deutschlan­d. Die Einführung eines gesetzlich­en Feiertages könne integratio­nsfördernd wirken, erklärte Aiman Mazyek, der Vorsitzend­e des Zentralrat­es. Ein solcher Feiertag würde deutlich machen: „Muslime sind Teil der Gesellscha­ft, und es gibt Verständni­s untereinan­der für ein gutes und friedliche­s Zusammenle­ben.“

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