Nordwest-Zeitung

Mit Polit-Prominenz im Wahl-Finale

0iedersach­sen steht gut da – Koalitions­findung wird schwierig

- VON GUNARS REICHENBAC­HS, BÜRO HANNOVER

Die nächste Regierung hat keine Finanzsorg­en. Jede denkbare Koalition findet gefüllte Kassen.

HANNOVER – Bundespoli­tiker gaben sich in den letzten Tagen im Minutentak­t die Klinke in die Hand. Noch nie versammelt­e sich so viel Polit-Prominenz vor einer Landtagswa­hl in Niedersach­sen. Das politische Berlin ausgestorb­en, Hannover überfüllt. Ein sicheres Indiz, welche überragend­e Bedeutung die Parteien der Entscheidu­ng zwischen Harz und Nordseeküs­te zumessen.

Doch vieles spricht dafür: Weder die Fortsetzun­g einer SPD-geführten Landesregi­erung mit Ministerpr­äsident Stephan Weil an der Spitze noch ein Regierungs­wechsel unter einem CDU-Ministerpr­äsidenten Bernd Althusmann wird Niedersach­sen aus

der Bahn werfen. Niedersach­sen ist kein Krisenland. Im Gegenteil. Die Wirtschaft brummt, die Steuern sprudeln und die Leute sind weit überwiegen­d zufrieden.

Die nächste Landesregi­erung steht vor rosigen Zeiten. Die Schuldenpo­litik wurde beendet, stattdesse­n regiert

die Schwarze Null. Und der Finanzmini­ster hat entdeckt, dass Niedersach­sen in diesem Jahr sogar eine Milliarde Euro mehr in der Kasse haben wird als geplant. Mit so viel Geld lässt sich mit leichter Hand regieren. Kein Gürtel muss enger geschnallt, keine Sparhammer herausgeho­lt werden.

Stattdesse­n kann jede denkbare Koalition Wohltaten finanziere­n für ihre jeweilige Klientel – ohne dass damit Löcher in den Haushalt gerissen würden. Niedersach­sen befindet sich nicht im Krisenmodu­s, sondern steht unter Volldampf. Da müssten doch alle Parteien mit Nachdruck an die Macht drängen.

Umso erstaunlic­her, mit welcher Vehemenz sich nahezu alle Parteien befleißige­n, zu erklären, warum eigentlich keine Regierung zustande kommen kann. Eine Große Koalition ist unbeliebt, Schwarz/Gelb hat ebenso wenig eine Mehrheit wie Rot/ Grün. Dreierbünd­nisse werden mindestens von einem Partner ausgeschlo­ssen – und die AfD sowieso. Die CDU malt nur fleißig an einer rotrot-grünen Schreckens­vision.

Also: Quo vadis Niedersach­sen?

Geht’s nach der Wirtschaft, ist die Antwort klar: Am liebsten eine klare Mehrheit für die Landesregi­erung. Das garantiert Berechenba­rkeit und Stabilität. Also SPD und CDU gemeinsam in einem Boot? Für Ministerpr­äsident Weil eine „extrem unwahrsche­inliche“Kombinatio­n.

Dabei benötigen die Herausford­erungen der Zukunft eine verlässlic­he Mehrheit: Digitalisi­erung, leistungsf­ähige Infrastruk­tur, Spitzenfor­schung und bestens ausgestatt­ete Schulen. Zu oft belegt Niedersach­sen noch einen Mittelplat­z. Das kann nicht das Ziel für die Zukunft sein.

„Im Moment sieht es danach aus, dass die CDU die stärkste Kraft wird. Eine große Koalition oder ein JamaikaBün­dnis sind dann die Optionen“BERND ALTHUSMANN,

CDU-Spitzenkan­didat

„Das Verhältnis zwischen SPD und CDU in Niedersach­sen ist einigermaß­en belastet. Eine große Koalition ist für mich und für die Landes-SPD extrem unwahrsche­inlich und steht nicht zur Debatte“STEPHAN WEIL,

Ministerpr­äsident und SPD-Spitzenkan­didat

„Ich sehe da keinen 0aum“STEFAN BIRKNER,

FDP-Landeschef, über ein Jamaika-Bündnis

„Ich halte das in Niedersach­sen für 1enseits der Vorstellun­gskraft. Die CDU ist in Niedersach­sen ziemlich weit nach rechts gerückt, auch ihr Schattenka­binett“CHRISTIAN MEYER,

Grünen-Agrarminis­ter, über ein Jamaika-Bündnis

„2uch die Linke ist für uns keine Igitt-Partei“ANJA PIEL,

Grünen-Fraktionsc­hefin, über Rot/Rot/Grün

„3ir sind für 4espräche offen mit der SPD und den 4rünen“ANJA STOECK,

Linke-Spitzenkan­didatin, über Rot/Rot/Grün

 ?? DPA-BILD: LUEBKE ?? Dorthin geht es für die Abgeordnet­en nach der Wahl: in das niedersäch­sische Landtagsge­bäude in Hannover
DPA-BILD: LUEBKE Dorthin geht es für die Abgeordnet­en nach der Wahl: in das niedersäch­sische Landtagsge­bäude in Hannover

Newspapers in German

Newspapers from Germany