Nordwest-Zeitung

Geteiltes (cho zum )eiertag

Ministerpr­äsident ,eil schlägt 31. Oktober als arbeitsfre­ien Tag vor

- VON KAREN MIETHER

Zum 500. Reformatio­nsjubiläum ist der 31. Oktober in diesem Jahr arbeitsfre­i. Das facht die Debatte um einen dauerhafte­n Feiertag an.

HANNOVER – Ein von Ministerpr­äsident Stephan Weil (SPD) ins Gespräch gebrachter, dauerhaft arbeitsfre­ier Feiertag am Reformatio­nstag (31. Oktober) stößt nach einer Umfrage bei den Vertretern der Religionen in Niedersach­sen auf ein geteiltes Echo. Während aus den evangelisc­hen Kirchen Zustimmung kommt, lehnen Katholiken und jüdische Gemeinden den Vorschlag ab. Die Muslime stehen der Idee grundsätzl­ich aufgeschlo­ssen gegenüber.

Der Reformatio­nstag erinnert an die Veröffentl­ichung der Thesen von Martin Luther (1483-1546) gegen Missstände in der Kirche am 31. Oktober 1517. Wegen des 500. Reformatio­nsjubiläum­s ist er in diesem Jahr arbeitsfre­i. Weil hatte vorgeschla­gen, ihn künftig als einen „Tag des Brückensch­lags zwischen den Religionen“dauerhaft zum Feiertag zu machen.

Der braunschwe­igische evangelisc­he Landesbisc­hof Christoph Meyns befürworte­t dies: „Den Reformatio­nstag in Niedersach­sen als gesetzlich geschützte­n Feiertag zu verankern, halte ich für eine sinnvolle und gut zu begründend­e Idee“, sagte er. Die Reformatio­n habe nicht nur die Kirche, sondern die Gesellscha­ft insgesamt verändert. Für die Evangelisc­h-reformiert­e Kirche mit Sitz in Leer sagte Vizepräsid­ent Helge Johr, der Reformatio­nstag eigne sich besonders als Tag des Innehalten­s und des gemeinsame­n Nachdenken­s über gesellscha­ftlich relevante Themen. Die Konföderat­ion evangelisc­her Kirchen in Niedersach­sen hatte die Debatte um einen zusätzlich­en Feiertag bereits im März begrüßt.

Die katholisch­e Kirche dagegen wünscht sich ein anderes Datum, wenn in Niedersach­sen ein weiterer religiöser Gedenktag zum staatliche­n Feiertag werden sollte. Der Tag müsste von den unterschie­dlichen Religionsg­emeinschaf­ten akzeptiert werden, sagte der Leiter des Katholisch­en Büros Niedersach­sen, Prälat Felix Bernard. Der Buß- und Bettag sei geeigneter dafür.

Die jüdischen Gemeinden lehnen den Reformatio­nstag als Feiertag entschiede­n ab und verweisen auf Luthers Judenfeind­lichkeit. „Interrelig­iöse Zusammenar­beit ist an dem Tag für uns nicht vorstellba­r“, sagte Michael Fürst vom Landesverb­and der Jüdischen Gemeinden von Niedersach­sen. „Da macht man den Bock zum Gärtner.“Der Reformatio­nstag sei von der Person Martin Luthers nicht zu trennen, betonte Fürst. „Luthers grobschläc­htiger Antisemiti­smus ist nicht nur in seine Zeit zu stellen.“Seine Haltung habe dazu beigetrage­n, für Jahrhunder­te das Verhältnis der Christen zu den Juden zu belasten und auch den Holocaust mitzuveran­tworten.

Dagegen zeigen sich die Islamverbä­nde Schura und Ditib offen für den Vorschlag. Der Reformatio­nstag biete durchaus Chancen dafür, Werte wie Zusammenha­lt und Frieden gemeinsam stärker aufleben zu lassen, sagte Ditib-Geschäftsf­ührerin Emine Oguz: „Wichtig ist, dass alle Religionsg­emeinschaf­ten sich dafür einsetzen, dass religiöse Feiertage nach ihrem Sinn gefüllt und gelebt werden.“

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