Nordwest-Zeitung

Lmmerlände­rin in Paris heiß begehrt

16-jährige Hannah Sprehe läuft bei der „Fashion Week“gleich 13 Schauen

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Die Schülerin aus Bad Zwischenah­n präsentier­te die Kollektion­en so namhafter Modehäuser wie 9:es Saint ;aurent, <hanel und ;ouis =uitton. Dabei behält sie allerdings Bodenhaftu­ng.

ZWISCHENAH­N/PARIS > Lunnah Sprehe kann es selbst noch kaum fassen, was ihr da in den vergangene­n Wochen widerfahre­n ist. Ihre Begeisteru­ng ist ansteckend, sie strahlt, wenn sie erzählt. Die 16-Jährige aus Ofen (Bad Zwischenah­n, Ammerland) ist vor ein paar Tagen von der Fashion Week in Paris zurückgeke­hrt, wo sie auf Anhieb, als sogenannte­s „New Face“, 13 Schauen mitlaufen durfte. Ihr Debüt gab sie bei Yves Saint Laurent auf der Freiluft-Bühne direkt vor dem Eiffelturm, krönender Abschluss waren die Schauen von Chanel und Louis Vuitton.

„Das ist alles noch total unwirklich, irgendwie surreal“, sagt die Schülerin der Liebfrauen­schule in Oldenburg über ihren ersten Ausflug in die Modewelt, von dem viele Mädchen träumen. Hannah eher nicht: „Ich habe mich nie mit dem Thema beschäftig­t“, sagt sie. „Klar habe ich als Mädchen mal auf einem Geburtstag Topmodel gespielt“, das war’s dann aber auch. Auch die Eltern können kaum glauben, was ihre Tochter gerade erlebt. „Das hat uns total überrascht“, sagt Claus Sprehe.

In Hamburg entdeckt

Aber wie kam es dann zu diesem Blitzstart in Paris? Offensicht­lich war es unausweich­lich, dass die Ammerlände­rin entdeckt wurde. Als sie mit 15 Jahren mit ihrer Mutter in Hamburg zum Einkaufen war, kam ein Scout auf sie zu und fragte, ob sie schon irgendwo unter Vertrag sei. Nein, war sie nicht. Aber das war auch nicht möglich, denn bei seriösen Agenturen gelte ein Mindestalt­er von 16 Jahren, weiß Hannah. Der Scout, der für zwei Agenturen auf Talentsuch­e war, gab ihr seine Visitenkar­te und sagte: „Wäre toll, wenn du dich meldest.“Kaum hatte Hannah das kurz nach ihrem Geburtstag „einfach aus Spaß“getan, wurde sie auf einem erneuten Hamburg-Trip von einem weiteren Scout angesproch­en.

Drei Castingter­mine

Also fuhr sie kurz darauf mit ihrer Mama nach Hamburg und hatte an einem Tag gleich drei Castingter­mine. Alle wollten die 1,80 Meter große, charismati­sche Ammerlände­rin mit den Maßen 83 – 59 – 87 – unter Vertrag nehmen, der Familienra­t entschied sich für die Agentur „The System Management Hamburg“.

Dann ging alles ganz schnell, sagt Hannah. Eine Woche später saß sie im Fotodie studio in Hamburg, um ersten „Polaroids“– Standardbi­lder für die Modelbewer­bung – zu machen. „Die ersten zehn Minuten war ich voll nervös und wusste gar nicht, was ich machen soll“, aber dann lief alles wie von selbst. „Ich hab’ mich voll wohlgefühl­t.“Schließlic­h war der Papa mit dabei und der Fotograf „ganz cool drauf“.

Kurztrip nach London

Über die sogenannte Mutteragen­tur „The System“wurde „Elite Paris“auf das Model-Talent aus Norddeutsc­hland aufmerksam. Die nahmen sie gleich aufgrund der Bilder, ganz ohne persönlich­es Casting, unter Vertrag, erzählt Hannah. „Meine Chefin von der Mutteragen­tur hat gesagt, so etwas habe sie noch nicht erlebt.“

Nach all der Aufregung fuhr Familie Sprehe in den Sommerferi­en erst einmal nach Italien. Aber die Modewelt hatte sie mittlerwei­le auf dem Radar. „Das ,Self Service Magazin‘ aus London rief an und wollte mich für eine Modestreck­e von Louis Vuitton.“Also flog Hannah von Apulien für einen Tag zum Fotoshooti­ng in die britische Hauptstadt.

Nach dem Urlaub standen fünf Tage TestShooti­ng in Paris an, um die Modelmappe zu erstellen. Kurze Zeit später ging’s schon zur Fashion Week. „Ich dachte, wenn ich Glück habe, darf ich eine Show laufen“, sagt Hannah.

Dass ein Neuling in der Modewelt gleich für das legendäre Modehaus Saint Laurent die Kollektion präsentier­t, ist schon außergewöh­nes lich. Aber für Hannah gab noch mehr Grund zur Freude: „Für Paco Rabanne war ich die Einzige, die zwei Outfits vorführen durfte, und bei Giambattis­ta Valli durfte ich die Show eröffnen.“

Familie fiebert mit

Zuhause im Ammerland hat die Familie alles auf dem iPad verfolgt. Mama, Papa und die vier Jahre jüngere Schwester waren, wenn mögdabei, lich, im Livestream zwischen Freunden und Verwandten gingen Internetli­nks hin und her, bei denen die neuesten Bilder zu finden waren. „Wir haben alles aufgesoAll­e gen“, sagt Claus Sprehe. fieberten und freuten sich mit.

Dabei hat Hannah schnell festgestel­lt, dass ihre Nervosität vor allem mit der Absatzhöhe steht und fällt. Bei flachen Schuhen ist alles gut, bei Erfolgreic­hes Debüt: Hannah Sprehe bei der Yves-Saint-Laurent-Show Highheels sitzt trotz heimischer Probeläufe die Angst im Nacken. Wenn dann aber das sekundenge­nau abgestimmt­e Signal zum Loslaufen kommt, mit dem die Models im passenden Abstand auf den Laufsteg geschickt werden, fällt das Lampenfieb­er von ihr ab: „Sobald ich auf dem Catwalk bin, blende ich alles aus.“Erst nach der Show ist die Aufregung wieder da. „Hinterher bin ich so aufgedreht und so glücklich, habe voll den Adrenalins­chub.“Dann hilft ein nächtliche­s Telefonat mit Mama und Papa, um aus der Glamourwel­t in den Schlaf zu finden.

„Substanz im Look“

Was ist nun das Geheimnis hinter diesem unglaublic­hen Erfolg? Sandy Lowe, Hannahs Agentin, sagt es im Fachjargon so: „Sie hat für ihr Alter einen sehr reifen Look, mit Substanz und Aussagekra­ft. Hannah ist zeitlos schön, ohne langweilig zu sein. Das findet man nicht so oft.“

Neben dem gewissen Etwas zählen bei einem Mannequin aber natürlich die Maße, mit denen Hannah gesegnet ist. Sie selbst sagt dazu ganz nüchtern: „Die Figur habe ich von meinem Papa geerbt.“Zwei Wochen vor Terminen verzichte sie der Haut zuliebe auf Süßigkeite­n, während der Show-Vorbereitu­ng hat sie sich dann aber gern mit den angebotene­n Brownies gestärkt. Das Gewicht sei bei Mannequins im Übrigen gar nicht das Entscheide­nde, berichtet Hannah, auch die Konfektion­sgröße spiele keine Rolle. „Mit Abstand das Wichtigste ist das Hüftmaß. Das hätte ich vorher auch nie gedacht.“Auch einen weiteren Irrglauben vieler Model-Laien räumt Hannah aus: Vor ihrem ersten Auftritt hatte sie kein großes Lauftraini­ng à la Germany’s Next Topmodel. Die Designer sagen zum Beispiel, sie wollen einen „strong walk“, und los geht’s.

Schule im Vordergrun­d

Mittlerwei­le hat sich die Ammerlände­rin nach ihrem aufregende­n Ausflug in die Welt der Haute Couture akklimatis­iert. Die Ferien boten viel Gelegenhei­t, den Freundinne­n und ihrem Freund alles haarklein zu berichten. Ab Montag steht wieder die Schule im Vordergrun­d, denn eins ist bei aller Euphorie klar: Hannah will Abitur machen und – Stand heute – Medizin studieren.

Dass sie schon früh eigenes Geld verdient hat, ist ihr wichtig. Als Trainerin im Geräteturn­en, in einer Eisdiele, als Babysitter­in. Und hier zeigt sie bemerkensw­erte Bodenhaftu­ng. Den Babysitter-Job will sie auf jeden Fall erst einmal behalten.

Sehen Sie ein Interview mit Hannah Sprehe im Video unter www.NWZonline.de/videos

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BILD: IMAGO/MARINEAU

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