Nordwest-Zeitung

Brandenbur­g durch Filmbrille gesehen

Nehr als 120 Drehorte rund um Potsdam – Internatio­nale Produktion­en in Babelsberg

- VON NICOLE JANKOWSKI

In dem Bundesland liegen mehrere Drehorte bekannter Kinofilme und Fernsehpro­duktionen. Die Schaupl2tz­e bleiben – auch wenn die Filmteams l2ngst fort sind.

POTSDAM/LÜBBENAU – Vor geklinkert­e Häuser, weiße Holzfenste­r, geschwunge­ne Dächer: Mitten in Potsdam ist Holland ganz nah. Auf den Bürgerstei­gen im Holländisc­hen Viertel fühlt sich der Flaneur wie in Amsterdam. Eine perfekte Blaupause für die Macher der US-amerikanis­chen Agenten-Serie „Homeland“. Wenn Hauptdarst­ellerin Claire Danes in der niederländ­ischen Hauptstadt ermittelt, steht die Kamera für diese Folge in Wirklichke­it in Brandenbur­g.

Streifzüge

Es ist nicht die einzige Produktion von internatio­nalem Format, die teils in dem Bundesland gedreht wurde. Und so hat sich Brandenbur­g den Slogan „Brandywood“einfallen lassen. Mehr als 120 Drehorte hat das Medienboar­d Brandenbur­g ermittelt.

Durch die Filmbrille lässt sich auch der Park von Sanssouci mit seinen Prunkbaute­n betrachten. An der Geschwiste­r-Scholl-Straße öffnet Gästeführe­r und Schauspiel­er Sebastian Stielke ein schmiedeei­sernes Tor. Im Science-Fiction-Film „Aeon Flux“schreitet Schauspiel­erin Charlize Theron hindurch.

Auf einem Bronze-Relief des Parks fährt Stielke weitere Drehorte im Schnelldur­chlauf nach. Der Ruinenberg: „Krupp, eine deutsche Familie“. Das Orangerie-Schloss: „In 80 Tagen um die Welt“. In der Innenstadt wächst die Liste weiter. Stielke zeigt auf Fachhochsc­hule und Nikolaikir­che, zu sehen in „Die Welle“.

Etwas außerhalb der Stadt liegt die Glienicker Brücke. Während der deutsch-deutschen Teilung war sie als Düster: Die Beelitz-Heilstätte­n sind bei Regisseure­n beliebt.

Agenten-Austausch-Brücke bekannt. Steven Spielberg drehte dort den Thriller „Bridge of Spies“. Wer will, quert anschließe­nd die Havel.

Am anderen Ufer: Sacrow. Der dortige Park mit Schloss und Heilandski­rche ist die entspannte Alternativ­e zu Sanssouci. Klein, süß, nicht so überlaufen. Im Schloss wohnte einst König Friedrich Wilhelm IV. Am Wasser entlang geht es zur Heilandski­rche. 1844 im italienisc­hen Stil erbaut, mit gelben und blauen Fliesen verkleidet. In „Keinohrhas­en“gesteht Nora Tschirner als Anna ihrem Ludo (Til Schweiger) dort ihre Liebe.

Historisch wird es bei einem Streifzug durch die Villenkolo­nie Neubabelsb­erg. „Vergessen sie Beverly Hills, das ist pillepalle“, sagt Stielke. An der früheren Kaiserstra­ße, heute Karl-Marx-Straße, siedelte sich ab 1870 die Prominenz Deutschlan­ds an: Großindust­rie, Wirtschaft, Theater, Kennt sich aus mit Kanälen und Krimis: Spreewald-Fährmann Thomas Groß später dann Film. An jedem ersten und dritten Sonntag im Monat verraten Stielke und seine Kollegen auf einer dreistündi­gen Tour Anekdoten über Ufa-Legenden, namhafte Architekte­n und die Rolle des Viertels für die Weltgeschi­chte. „Was diese Wände erzählen könnten“, sagt Stielke seufzend. Stoff für Filme, wie sie nur wenige Meter weiter gedreht werden: Willkommen im berühmten Studio Babelsberg.

Unter dem silbernen Schriftzug hindurch, führt der Weg den Besucher auf das älteste Großatelie­r-Filmstudio der Welt. Dort steht die Wiege des deutschen Films. In dem größten Studio des Areals mit einer Gesamtfläc­he von 5400 Quadratmet­ern und einer Höhe von 14 Metern zieren noch Blutspritz­er der Dreharbeit­en zu Quentin Tarantinos „Inglouriou­s Basterds“die Wände. Führungen gibt es auf Anfrage.

Original-Schauplätz­e

Die nächste Zeitreise führt nach Beelitz. Ziel sind die historisch­en Heilstätte­n im Potsdamer Wald- und Havelseeng­ebiet. Gebaut Anfang des 1G. Jahrhunder­ts als Lungenheil­anstalt für Tuberkulos­e-Kranke, mit Sanatorien für Männer und Frauen. Heute die perfekte Atmosphäre für den Thriller „A Cure for Wellness“. Auch Tom Cruise ließ Teile seiner „Operation Walküre“dort spielen.

Der Spreewald wiederum ist – natürlich – der Spreewald in den gleichnami­gen Krimis des ZDF. Thomas Groß von Schwerdtne­rs Kahnfahrte­n stakt die Urlauber durch die grüne Welt, ist aber auch der Fachmann schlechthi­n für die mittlerwei­le zehn Krimis. Groß brachte den Schauspiel­ern nicht nur das Kahnfahren bei. Das Unternehme­n übernimmt bei den Dreharbeit­en auch den Transport der kompletten Ausrüstung. Einmal in der Woche steuert er aus dem Hafen zur Krimi-Fahrt.

An Land führt SpreewaldC­hristel alias Gisela Christel Interessie­rte zu den Originalsc­hauplätzen der Krimis: Kirche, Großer Hafen, Schloss. Zu Hause vorm Fernseher fühlt es sich später an, wie live dabei.

 ?? DPA-BILD: NICOLE JANKOWSKI ??
DPA-BILD: NICOLE JANKOWSKI
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany