Nordwest-Zeitung

SPD triumphier­t im Land – Rot/Grün ohne Mehrheit

Weil: Fulminante­r Erfolg für die SPD CDU, FDP und Grüne verlieren Stimmen AfD zieht in Landtag ein – Linke scheitert

- VON SEBASTIAN ENGEL UND UTA WINKHAUS

Die CDU rutscht auf ihr schlechtes­tes Ergebnis seit 1959 ab. In Umfragen hatte die Partei lange klar geführt.

HANNOVER – Triumph für die SPD, Schlappe für die CDU: Drei Wochen nach ihrer historisch­en Niederlage bei der Bundestags­wahl haben die Sozialdemo­kraten die Landtagswa­hl in Niedersach­sen überrasche­nd klar gewonnen. Für eine Fortsetzun­g von Rot/ Grün gibt es nach dem vorläufige­n Endergebni­s jedoch keine Mehrheit mehr. Die CDU fiel auf ihr schlechtes­tes Ergebnis seit 1959 – dabei hatte die Partei in Umfragen lange geführt.

Die Regierung in Niedersach­sen war das letzte rotgrüne Bündnis in einem Flächenlan­d. Nun steht in Hannover eine schwierige Regierungs­bildung bevor. Rechnerisc­h möglich sind eine Große Koalition aus SPD und CDU, ein Ampelbündn­is von SPD, FDP und Grünen sowie eine Jamaika-Koalition aus CDU, FDP und Grünen, wie sie Kanzlerin Angela Merkel (CDU) im Bund anstrebt. Die Liberalen schlossen eine Ampel am Wahlabend aber nochmals kategorisc­h aus. Die Grünen ließen ihre Haltung zu einer Jamaika-Koalition offen.

Die AfD schafft den Einzug ins Parlament. Die Linke verfehlt hingegen den Sprung in den Landtag. Damit sind künftig fünf statt vier Parteien im Landtag vertreten.

Ministerpr­äsident und Wahlsieger Stephan Weil sprach von einem „fulminante­n

Erfolg“für die SPD: „Wir können zum ersten Mal seit der letzten Landtagswa­hl mit Gerhard Schröder vor 19 Jahren wieder die stärkste Fraktion im Landtag werden, das ist großartig.“Aus seiner Sicht

sorgte auch der Gang der Bundes-SPD in die Opposition für Rückenwind. Weil kündigte an, er wolle mit allen Landtagspa­rteien außer der AfD über mögliche Koalitione­n sprechen.

Für die SPD bedeutet das Ergebnis einen Riesenerfo­lg zum Ende des Superwahlj­ahres. Neben der Bundestags­wahl verlor die Partei in diesem Jahr alle drei bisherigen Landtagswa­hlen. Die Wahl in Niedersach­sen könnte dem SPD-Bundesvors­itzenden Martin Schulz Auftrieb geben. Dieser erklärte, was Weil in den letzten Wochen geleistet habe, sei „einzigarti­g in der Wahlkampfg­eschichte der Bundesrepu­blik Deutschlan­d“.

Die Neuwahl wurde nötig, weil die Grünen-Abgeordnet­e Elke Twesten Anfang August von den Grünen zur CDU gewechselt war. Die seit 2013 regierende rot-grüne Koalition verlor damit ihre Ein-Stimmen-Mehrheit.

CDU-Spitzenkan­didat Bernd Althusmann führte die Verluste auch auf einen negativen Bundestren­d zurück: „Es war am Ende eher ein bisschen mehr Gegenwind.“Er sieht dennoch einen Auftrag zum Mitregiere­n: „Auch wir, in welcher Konstellat­ion auch immer, haben einen klaren Gestaltung­sauftrag für Niedersach­sen.“

Eine Einschätzu­ng des Wahlergebn­isses von Ð-Politikche­f Hans Begerow auf Ð-TV: www.NWZonline.de/landtagswa­hl

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DPA-BILD: KAPPELER Stolze Wahlsieger bei der SPD Niedersach­sen (von links): Doris Schröder-Köpf, Innenminis­ter Boris Pistorius und Ministerpr­äsident Stephan Weil

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