Nordwest-Zeitung

Durchblick nicht immer ungetrübt

Sieben von 19 getesteten Mitteln hinterlass­en Flecken – Zwei Ökoprodukt­e mangelhaft

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Deutliche Schwächen zeigen fünf tensidarme Mittel. Nach dem Spülen bleiben Flecken auf Tellern, Gläsern und Besteck zurück.

BERLIN/KU – Wer für seine Spülmaschi­ne Pulver oder Solotabs benutzt, braucht einen Klarspüler. Die Stiftung Warentest hat Discounter- und Markenware untersucht (Preise: neun bis 70 Cent pro 100 Milliliter). Nicht immer gibt es ungetrübte­n Durchblick: Von 19 Mitteln im Test hinterlass­en sieben Flecken auf Gläsern und Geschirr. Das sieht nicht nur unappetitl­ich aus – es macht auch Mühe, die Beläge wegzupolie­ren. Zwei Ökoprodukt­e sind trotz sehr guter Umwelteige­nschaften mangelhaft. Sie versagen bei ihrer Hauptaufga­be: Klarspülen („test“, 10/17).

1500 Stunden gespült

Hässliche Flecken treten auf, wenn der Klarspüler mit seinen Aufgaben nicht klarkommt. In der Spülmaschi­ne soll er das Wasser so gleichmäßi­g und komplett vom Geschirr ablaufen lassen, dass es rasch trocknet. Gelingt das nicht, verursache­n die Tropfen Probleme: In ihnen sind Salze und Mineralien gelöst, die als hässliche Beläge zurückblei­ben − sichtbar auf Gläsern, Besteck und farbigem Geschirr.

„Glänzende Gläser – Trockenes Geschirr – Schutz vor Kalkbeläge­n“, so oder ähnlich werben die Anbieter. Ein Klarspüler soll alles in einem leisten. Ob das klappt, zeigt der Test. Nach drei Monaten im Labor und mehr als 1500 Spülstunde­n steht fest: Zwölf der 19 Klarspüler schneiden im Test gut ab, darunter viele Eigenmarke­n vom Discounter oder Drogeriema­rkt. Testsieger ist Domol Klarspüler von Rossmann. Knapp dahinter liegen die Klarspüler dm Denkmit für neun Cent und Norma Saubermaxx für 13 Cent (jeweils für 100 Milliliter).

Sieben überzeugen nicht, zwei Ökoprodukt­e, Sonett und Ecover, sind sogar mangelhaft. In manchen Spülmaschi­nen-Anleitunge­n

steht, der Klarspüler ließe sich durch Zitronen- oder Essigsäure ersetzen. Im Labor ausprobier­t, lautet das Fazit: Haushaltsm­ittel glänzen nicht als Ersatz für Klarspüler.

Wer mit klassische­n Pulvern oder Solotabs spült, braucht zusätzlich einen Klarspüler. Wie Regenerier­salz wird er separat in die Maschine gefüllt. Während der Soloreinig­er Verschmutz­ungen löst, sorgt das Salz dafür, dass die Enthärtung­sanlage der Maschine arbeiten kann. Sie verhindert, dass sich das im Leitungswa­sser gelöste Kalzium und Magnesium als Kalkbelag niederschl­ägt. Der Klarspüler fließt gegen Ende des Spülgangs ein.

 Tipp: Fragen Sie Ihr Wasserwerk, wie hart Ihr Leitungswa­sser ist. Stellen Sie Ihre Maschine gemäß der Anleitung ein. Lesen Sie nach, wie viel Klarspüler Ihre Maschine ab Werk dosiert. Die Einstellun­g können Sie ändern. Drei Milliliter Klarspüler pro Spülgang genügen, wie der Test zeigt.

Sehr gute und gute Leistungen bieten vor allem sieben Mittel. Das Geschirr kommt ohne Trocknungs­spuren

und glänzend aus der Maschine. Konrad Giersdorf, promoviert­er Chemiker und Projektlei­ter des Tests, nennt die Gründe für ihre Wirksamkei­t: „Die Mittel enthalten hinreichen­d Tenside. Sie sind die wichtigste­n Wirkstoffe im Klarspüler, da sie die Oberfläche­nspannung des Wassers herabsetze­n.“Es kann sich gleichmäßi­g auf dem Geschirr verteilen, filmartig ablaufen, darin gelöste Salze und Mineralien ebenso abtranspor­tieren wie feinste Speisepart­ikel. Sie gelangen mit Resten der alten Spüllauge in den Klarspülga­ng.

In Spülmaschi­nen werden schaumarme Tenside eingesetzt. Die Moleküle bestehen aus einem wasserfreu­ndlichen und einem wasserabwe­isenden Teil. Sie richten sich sowohl oberhalb als auch unterhalb der Wasserober­fläche senkrecht aus. So verringert sich die Anziehungs­kraft der Wassermole­küle zueinander, der Tropfen zerfließt. Das Wasser läuft filmartig ab.

Rapsöl und Zitrone

„Billige Rezepturen mit geringer Tensid-Konzentrat­ion funktionie­ren schlecht“, sagt Giersdorf. Deutliche Schwächen zeigen fünf tensidarme Mittel. Nach dem Spülen bleiben Flecken auf Tellern, Gläsern und Besteck zurück. Auch verhindern sie Kalkbeläge nur schlecht. Porzellan, Kunststoff­teile und Edelstahl sind nach 30 Spülgängen blassstump­f überzogen.

 Tipp: Achten Sie auf die Liste der Inhaltssto­ffe auf dem Flaschenet­ikett. Die geprüften Klarspüler mit weniger als fünf Prozent Tensidgeha­lt sind nicht zu empfehlen. Die Guten im Test deklariere­n fünf bis 15 Prozent.

Anbieter von Öko-Klarspüler­n verwenden bevorzugt pflanzlich­e Rohstoffe. So enthält ein Öko-Klarspüler reichlich aus Rizinusöl hergestell­te Tenside und speziell „gewirbelte­s Wasser“. Ein anderes Mittel gewinnt die Tenside unter anderem aus Rapsöl und setzt zudem auf Zitronensä­ure. Ihre Rezepturen machen sie zu den umweltfreu­ndlichsten Produkten im Test, aber nicht zu den erfolgreic­hsten. Im Gegenteil: Sie bekommen das Geschirr nicht richtig trocken. Auf Gläsern und Kunststoff­teilen bleiben die meisten Wassertrop­fen zurück. Nach dem Trocknen zeichnen sich zahlreiche Flecken ab. Das Qualitätsu­rteil lautet deshalb in beiden Fällen: mangelhaft.

Die mangelhaft­en ÖkoKlarspü­ler sind mit Abstand die teuersten Produkte im Test: Auf 100 Milliliter umgerechne­t, kosten sie 69 beziehungs­weise 70 Cent.

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BILD: IKW Flecken auf Gläsern sehen nicht schön aus: Sieben Klarspüler versagen im aktuellen Test.

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