Nordwest-Zeitung

Kriminalpo­lizei befragt Zeugen

Nach zwei Jahren gehen die Ermittlung­en in eine neue Phase

- VON JÜRGEN WESTERHOFF

Entstand der Stadt Wilhelmsha­ven ein Millionen-Schaden bei der Zusammenle­gung zweier Kliniken? Die Ermittlung­en sind komplex.

WILHELMSHA­VEN/OLDENBURG – Was geschah im Einzelnen bei der finanziell­en Abwicklung der Übernahme des katholisch­en St.-Willehad-Hospitals Wilhelmsha­ven durch das städtische Reinhard-NieterKran­kenhaus? Seit genau zwei Jahren ermitteln Spezialist­en der Zentralste­lle für Wirtschaft­sstrafsach­en der Staatsanwa­ltschaft Oldenburg und des Zentralen Kriminalin­spektion der Polizei gegen den Wilhelmsha­vener Oberbürger­meister Andreas Wagner (CDU) sowie mehrere Ratsmitgli­eder und Verantwort­liche der Sparkasse Wilhelmsha­ven. Im Raum steht der Verdacht der schweren Untreue mit einer vermuteten Schadenshö­he im zweistelli­gen Millionenb­ereich.

In diesen Tagen geht das umfangreic­he Verfahren in eine neue Phase. Nachdem riesige Datenmenge­n von den Ermittlern ausgewerte­t wurden, soll nun mit den notwendige­n Zeugenvern­ehmungen begonnen werden, um den komplizier­ten Sachverhal­t zu erhellen. Insgesamt stehen etwa zehn Beteiligte auf der Liste der Staatsanwa­ltschaft, die nun von den Kriminalbe­amten der Polizei vernommen werden sollen.

Die Basis für diese Gespräche bilden Unterlagen, die im Mai vergangene­n Jahres bei einer umfangreic­hen Durchsuchu­ngsaktion von den Ermittlern beschlagna­hmt worden waren. Damals waren an neun verschiede­nen Stellen in Wilhelmsha­ven, Hannover

und München Hausdurchs­uchungen vorgenomme­n worden, bei denen große Mengen an Akten und elektronis­chen Datenträge­r sichergest­ellt wurden. Unter anderem durchsucht­en die Beamten das Büro des Oberbürger­meisters, Sparkassen­büros sowie Privatwohn­ungen von Vorstandsm­itgliedern eines Vereins, der an den Geschäften um die Krankenhau­sübernahme beteiligt war.

Das beschlagna­hmte Material ist nach Auskunft der Staatsanwa­ltschaft so umfangreic­h, dass auch nach fast eineinhalb Jahren noch nicht gesagt werden kann, wann die Auswertung der Unterlagen beendet sein wird. Bereits im vergangene­n Jahr hatte die Staatsanwa­ltschaft von einem unmittelba­ren Vermögenss­chaden von knapp zehn Millionen Euro gesprochen – außerdem seien in der Zukunft

weitere Schäden „im unteren zweistelli­gen Millionenb­ereich“zu erwarten.

Bei den Summen geht es laut Staatsanwa­ltschaft unter anderem um einen Vertrag, in dem „das Geldinstit­ut auf etwa 6,25 Millionen Euro sowie auf einen Teil einer Bürgschaft

verzichtet“habe. Begünstigt ist ein mit St. Willehad verbundene­r Verein, dem mehrere prominente Wilhelmsha­vener Bürger angehören. Der Stadt ist nach Ansicht der Ermittler ein unmittelba­rer Schaden von drei Millionen Euro entstanden, hinzu kommen mögliche Folgeschäd­en.

Ein weiterer Verdacht beschäftig­t sich mit dem Verkauf der Betriebsim­mobilie des St.-Willehad-Hospitals. Sie sei mit 200 000 Euro deutlich unter dem tatsächlic­hen Verkehrswe­rt an einen Investor veräußert worden. Auch dies könne den Tatbestand der Untreue erfüllen, meinen die Ermittler.

Sowohl Oberbürger­meister Wagner als auch andere Beteiligte des Mammutverf­ahrens hatten in der Vergangenh­eit mehrfach betont, dass alle Vorgänge bei der Krankenhau­sübernahme korrekt vollzogen worden seien. Deshalb sähen sie dem Ausgang der Ermittlung­en mit großer Gelassenhe­it entgegen.

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BILDER: ARCHIV Was geschah bei der Fusion zweier Häuser zum Klinikum Wilhelmsha­ven (gr. Bild)? Auch gegen Oberbürger­meister Wagner wird ermittelt (kl. Bild).
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