Nordwest-Zeitung

Eine politische Dankesrede und lautstarke Proteste

Friedenspr­eis an Margaret Atwood überreicht – Tumulte bei rechtsgeri­chteten Verlagen

- VON THOMAS MAIER

FRANKFURT/MAIN – Die kanadische Schriftste­llerin Margaret Atwood hat am Sonntag in der Frankfurte­r Paulskirch­e den mit 25000 Euro dotierten Friedenspr­eis des Deutschen Buchhandel­s entgegenge­nommen. In ihrer Dankesrede wies sie darauf hin, dass wir „in seltsam historisch­en“Zeiten lebten. „Wir wissen nicht genau, wo wir sind. Wir wissen auch nicht mehr genau, wer wir sind“, sagte die 77Jährige insbesonde­re unter Verweis auf die politische Situation in den USA.

Jahrzehnte­lang hätten die USA im Kalten Krieg trotz aller Ausgezeich­net: Autorin Margaret Atwood (77)

Mängel als Symbol für Freiheit und Demokratie gegolten. Das sei vorbei. Jetzt sei plötzlich nach mehr als 30 Jahren auch wieder ihr Roman „Der Report der Magd“aktuell

geworden. Von Männern kontrollie­rte Parlamente setzten sich zum Ziel, die Uhren zurückzudr­ehen – „am liebsten ins 19. Jahrhunder­t“.

Atwood hat in dem 1985 erschienen­en Roman eine totalitäre Gesellscha­ft beschriebe­n. In den USA kommt eine christlich-fundamenta­listische Gruppe mit Gewalt an die Macht. Frauen werden wie Gebärmasch­inen behandelt, benutzt und unterdrück­t. Eine auf dem Roman basierende TV-Serie hat mehrere Emmys bekommen.

In den Hallen der Buchmesse, in deren Rahmen der Friedenspr­eis traditione­ll vergeben wird, fanden unterdesse­n Rangeleien statt. Die Veranstalt­ung eines Verlags der Neuen Rechten ging im Chaos unter. Linksgeric­htete Demonstran­ten stellten sich den Teilnehmer­n einer Buchpräsen­tation des Antaios-Verlags, unter ihnen auch AfDRechtsa­ußen Björn Höcke, mit lautstarke­n Protesten entgegen. Polizisten hatten alle Mühe, beide Seiten voneinande­r zu trennen. Die Stände rechtsgeri­chteter Verlage waren schon vor der Eskalation am vorletzten Buchmesset­ag Ziel von Attacken politische­r Gegner.

Die 69. Frankfurte­r Buchmesse ist am Sonntag mit einem leichten Plus bei den Besucherza­hlen im Vergleich zum Vorjahr zu Ende gegangen. Insgesamt kamen zu der Bücherscha­u nach vorläufige­n Angaben rund 280 000 Besucher.

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DPA-BILD: A. DEDERT

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