Eine politische Dankesrede und lautstarke Proteste
Friedenspreis an Margaret Atwood überreicht – Tumulte bei rechtsgerichteten Verlagen
FRANKFURT/MAIN – Die kanadische Schriftstellerin Margaret Atwood hat am Sonntag in der Frankfurter Paulskirche den mit 25000 Euro dotierten Friedenspreis des Deutschen Buchhandels entgegengenommen. In ihrer Dankesrede wies sie darauf hin, dass wir „in seltsam historischen“Zeiten lebten. „Wir wissen nicht genau, wo wir sind. Wir wissen auch nicht mehr genau, wer wir sind“, sagte die 77Jährige insbesondere unter Verweis auf die politische Situation in den USA.
Jahrzehntelang hätten die USA im Kalten Krieg trotz aller Ausgezeichnet: Autorin Margaret Atwood (77)
Mängel als Symbol für Freiheit und Demokratie gegolten. Das sei vorbei. Jetzt sei plötzlich nach mehr als 30 Jahren auch wieder ihr Roman „Der Report der Magd“aktuell
geworden. Von Männern kontrollierte Parlamente setzten sich zum Ziel, die Uhren zurückzudrehen – „am liebsten ins 19. Jahrhundert“.
Atwood hat in dem 1985 erschienenen Roman eine totalitäre Gesellschaft beschrieben. In den USA kommt eine christlich-fundamentalistische Gruppe mit Gewalt an die Macht. Frauen werden wie Gebärmaschinen behandelt, benutzt und unterdrückt. Eine auf dem Roman basierende TV-Serie hat mehrere Emmys bekommen.
In den Hallen der Buchmesse, in deren Rahmen der Friedenspreis traditionell vergeben wird, fanden unterdessen Rangeleien statt. Die Veranstaltung eines Verlags der Neuen Rechten ging im Chaos unter. Linksgerichtete Demonstranten stellten sich den Teilnehmern einer Buchpräsentation des Antaios-Verlags, unter ihnen auch AfDRechtsaußen Björn Höcke, mit lautstarken Protesten entgegen. Polizisten hatten alle Mühe, beide Seiten voneinander zu trennen. Die Stände rechtsgerichteter Verlage waren schon vor der Eskalation am vorletzten Buchmessetag Ziel von Attacken politischer Gegner.
Die 69. Frankfurter Buchmesse ist am Sonntag mit einem leichten Plus bei den Besucherzahlen im Vergleich zum Vorjahr zu Ende gegangen. Insgesamt kamen zu der Bücherschau nach vorläufigen Angaben rund 280 000 Besucher.